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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ein Stau … Wobei die abendliche Rushhour schon lange vorbei war. – Hätte er nicht in beiden Fällen angerufen?
    Sie räumte die Futterdose gerade in den Kühlschrank, als sie seinen Wagen in der Einfahrt hörte. Hastig schloss sie die Tür, stieg über Sushi hinweg, die anscheinend der Auffassung war, dass der Rest der Dose auch noch in ihren Napf gehörte, und ging ihm aufmachen. Sie erreichte die Haustür im selben Moment, als der Klopfer zum ersten Mal dagegenschlug, zog sie auf – und hatte ein paar Konzertkarten direkt in Augenhöhe vor sich. Eine Sekunde starrte sie verwirrt darauf, dann holte sie scharf Luft. »Sie haben tatsächlich noch welche bekommen?« Fassungslos sah sie an den Karten vorbei. »Wie haben Sie das geschafft?«
    Havreux lachte leise. »Das ist mein Gehei-«
    »Lieber Himmel, was haben Sie denn angestellt?« Ohne nachzudenken, machte Ella einen Schritt auf ihn zu. Schlagartig wurde seine Miene schuldbewusst. »Das sieht schlimmer aus, als es ist. Ehrlich! Es ist nicht schlimm.«
    »Nicht schlimm?« Sie zog ihn ins Haus, warf die Tür mit dem Fuß ins Schloss, packte ihn gleichzeitig am Kinn und drehte die linke Seite seines Gesichts ins Licht. Und spürte, wie er in derselben Sekunde eine Mauer zwischen ihnen errichtete. Selbst wenn sie versucht hätte, ihre Gabe zu benutzen, wäre sie daran gescheitert. Direkt über dem Wangenknochen loderte eine massive, rote Schwellung. Die Haut unter seinem linken Auge wurde von einem ebenso frischen, verschorften Riss verunziert. »Was zum Teufel haben Sie angestellt?«
    Er schnitt eine Grimasse und wand sich aus ihrem Griff. »Ungeschick lässt grüßen.« Seine Augen wichen ihren aus. »Ich bin im Bad ausgerutscht, und ehe ich mich wieder fangen konnte, war die Ecke der Dusche im Weg.« Ein Schulterzucken. »Wie gesagt: Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Ella runzelte die Stirn, betrachtete den Riss, die Schwellung – aus der sehr bald ein hässlicher Bluterguss werden würde. Erst letzte Woche hatte sie eine solche Verletzung bei einer jungen Frau gesehen, deren Freund die Hand ›ausgerutscht‹ war und der eine Schwäche für auffällige Ringe hatte. Die Patientin hatte wieder und wieder beteuert, gegen eine Tür gelaufen zu sein. Nur hatten sich die Abdrücke auf ihrer Schulter und an ihren Armen damit nicht erklären lassen. Wenn es nicht so vollkommen absurd gewesen wäre … Thorens, deine Fantasie geht mit dir durch. Mal abgesehen davon, dass er Single war: ›Häusliche Gewalt‹ und ›Christian Havreux‹ in einem Satz passte ungefähr so gut zusammen wie ›Frösche‹ und ›geben Milch‹. Außerdem hatte sie keine Ahnung, wie seine Dusche aussah.
    Erneut musterte sie ihn. Um seine Augen lagen Schatten. Er wirkte … müde. Als hätte er die vergangene Nacht entweder kaum oder gar nicht geschlafen. Etwas, das bei ihm in letzter Zeit ziemlich häufig vorgekommen war. Sie kannte die Anzeichen dafür aus eigener Erfahrung nur zu gut. Und sie wusste nur zu gut, wie schnell man manchmal ungeschickt wurde, wenn man übermüdet war. »Wie lange ist das her?«
    Er zögerte, dann: »Eine gute Stunde. Ich habe noch mal kurz etwas Eis draufgepackt und Heparin-Gel draufgeschmiert. – Deshalb auch die Verspätung.«
    »Das wird garantiert noch dicker. – Lassen Sie mich …« Sie wollte ein weiteres Mal nach seinem Kinn fassen, sein Gesicht wieder ins Licht drehen, doch er wich mit einem Schnauben zurück.
    »… darum kümmern? – Bestimmt nicht. Ich habe schon ganz andere Dinge überlebt, Ella. Ich werde garantiert nicht zulassen, dass Sie noch mehr von Ihrer Kraft für mich opfern.« Beinah zärtlich legte er die Hand gegen ihre Wange und sah ihr in die Augen. Sie glaubte, etwas federleicht an ihrer Barriere entlangstreichen zu fühlen. »Schon gar nicht, wenn Sie so müde sind.« Seine Stimme war jetzt verwirrend sanft. Hatte sie tatsächlich geglaubt, er würde es nicht merken? »Will ich wissen, was Sie heute im Krankenhaus getan haben?«
    »Nein.« Ella schüttelte den Kopf.
    »Das hab ich mir gedacht.« Sein Daumen glitt über ihre Wange. »Sollen wir heute Abend lieber hierbleiben und nicht ausgehen?«
    »Haben Sie denn nicht irgendwo einen Tisch reserviert?«
    Ein Schulterzucken. »Das lässt sich regeln.« Er lehnte sich ein winziges Stück näher zu ihr. Sein Daumen verharrte. Abermals sah er ihr in die Augen. Forschend. Fragend. Nachdenklich. Schließlich nickte er. »Ich denke, wir bleiben hier.« Eine seiner

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