Hexenfluch: Roman (German Edition)
in meinem Bett geschehen solche Dinge.« Und wenn er dafür töten musste.
Röte kroch den Hals des Jungen empor. Eine unschöne Kombination mit dem Violett und Purpur der blauen Flecke. »O-oben.« Er starrte auf seine bloßen Füße. »Wenn ich noch darf.«
Wortlos wies Kristen zur Treppe. Mikah tappte hinauf. Die Arme noch immer um sich selbst geschlungen.
Nach einem Abstecher an die Bar folgte Kristen ihm, ein Glas alten Single-Malt-Whisky in der Hand. Er hatte nicht vor, den Jungen betrunken zu machen. Dazu hätte es deutlich mehr gebraucht als diesen knappen Fingerbreit. Aber vielleicht half er Mikah, sich ein bisschen zu entspannen und schneller in den Schlaf zu finden. Außerdem wollte er dem Kleinen unauffällig genug Zeit geben, um sich zu entscheiden, ob er auf oder unter der Decke liegen wollte.
Offenbar hatte er ihm nicht lange genug gegeben. Mikah stand neben dem Bett und sah ihm unschlüssig entgegen.
Kristen erwiderte den Blick nur gelassen, stellte das Glas auf den Nachttisch und ging in seinen Kleiderschrank, um aus einem der hinteren Regale einen verwaschenen Quilt zu holen. Als er zurückkam, hatte Mikah sich keinen Millimeter gerührt.
Mit einem Kopfschütteln legte Kristen den Quilt mit all seinen ausgebleichten Rottönen aufs Fußende des Bettes, dann wandte er sich Mikah wieder zu. »Du kannst auf oder unter der Decke schlafen, wobei ›auf‹ auf Dauer vielleicht doch etwas kühl werden könnte …« Er wies auf den Teppich vor dem Bett. »Nur auf dem Boden schlafen wirst du nicht. – Deine Entscheidung.«
Abermals kroch Röte in die Wangen des Jungen. Kristen machte ihm Platz, als er sich den Quilt vom Fußende nahm und sich damit gefährlich nah am Rand des Bettes zusammenrollte. Auf der eigentlichen Bettdecke.
Gemächlich nahm Kristen das Glas vom Nachttisch und hielt es Mikah hin. »Trink. Das wird helfen, deine Nerven zu beruhigen.«
Zweifelnd betrachtete der Junge die honiggoldene Flüssigkeit, sah zu Kristen hoch. Er grub sich erst aus der Decke hervor und griff danach, als Kristen es ihm ein weiteres Mal und etwas nachdrücklicher hinstreckte, nahm einen Schluck – und verzog das Gesicht. Als er ihm das Glas zurückgeben wollte, schüttelte Kristen den Kopf. »Austrinken!«
Mit unübersehbarem Widerwillen setzte Mikah den Whisky erneut an die Lippen und kippte ihn diesmal in einem Zug hinunter. Kristen nahm ihm das Glas wortlos aus der Hand und stellte es auf den Nachttisch zurück, bevor er zum Fußende des Bettes ging und sich setzte. Die Ellbogen auf die Knie gestemmt und die Finger ineinander verschlungen, sah er zu, wie Mikah sich nach einem Moment abermals unter der Decke zusammenkauerte.
Ins Leere starrte.
Manchmal überlief ihn ein Zittern. Dann presste er die Lider zusammen und zog die Beine noch weiter an die Brust.
Kristen wartete geduldig, bis die Atemzüge des Jungen schließlich doch gleichmäßig wurden. Und noch etwas länger, um sicherzugehen, dass sie es auch blieben. Dann stand er auf und verließ lautlos das Penthouse.
Das Glitzern der Sonne auf der Oberfläche des Pools war um diese Zeit fast schmerzhaft grell. Die Türen zum Arbeitszimmer standen sperrangelweit offen.
»Wer zum …?« Donald Sandrini riss die Schublade seines Schreibtischs auf und zerrte eine Pistole daraus hervor, als Kristen aus dem Licht der Terrasse in die Schatten des Hauses trat. »Wer bist du? Wie zum Teufel bist du an meinen Männern vorbeigekommen?«
»Für jemanden wie mich ist das kein Problem.« Nachlässig hob Kristen die Schultern.
Sandrini musterte ihn über den Lauf der Pistole hinweg mit zusammengekniffenen Augen. Kristen sah das Begreifen in ihnen in dem Moment, als Sandrini klar wurde, was er damit meinte. Der Mann runzelte die Stirn. »Bist du von der anderen Seite? Hat Lyresha dich geschickt?«
»Ich bin ein ganz normaler Mensch. Aber ich gehöre zu ihrem Hof, ja.«
Sandrinis Blick wurde noch schmaler. »Ich habe dich schon einmal gesehen. Wann und wo?« Die Pistole deutete nach wie vor auf seine Brust. Nicht, dass das ein besonderes Problem gewesen wäre. Aber eine Kugel im Körper war nun einmal eine schmerzhafte Angelegenheit – auch wenn der Bannfluch verhinderte, dass er sterben konnte. Ganz abgesehen davon würde das Geräusch eines Schusses einerseits Sandrinis Sicherheitspersonal auf den Plan rufen, und andererseits würde er ihr die Schusswunde erklären müssen.
Mit einem neuerlichen Schulterzucken schob Kristen die Hände in die
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