Hexenfluch: Roman (German Edition)
blieb stehen und wandte sich ihm zu. »Nimm den Wandlerbengel mit, damit er etwas von dir lernt. Außerdem kann er die beiden anderen unterhalten, wenn du mit der Neuen beschäftigt bist.«
»Vielleicht wäre es besser, dem Bengel noch etwas mehr Zeit zu geben …«
Lyresha setzte ihm die Krallen auf die Brust. »Er wird dich begleiten, und er wird ein ebenso williges Spielzeug sein wie du.«
Kristen biss die Zähne zusammen, während er widerstrebend nickte.
»Höre ich Klagen – auch was ihn angeht –, wirst du es bereuen.« Mit einem Ruck drehte sie sich um und ließ ihn stehen. Diesmal folgte er ihr nicht. Zumindest nicht sofort. Und auch auf dem Weg nach oben in sein Penthouse ließ er sich Zeit.
Erst in der relativen Sicherheit dort erlaubte er der gelassen-kalten Maske auf seinen Zügen zu zerbrechen, ließ sich von innen gegen die Tür sinken und schloss die Augen. Hurst du herum? War er unvorsichtig gewesen? Wann? Wo? Beinah hätte er aufgelacht. Vermutlich war die Frage vielmehr: Wie oft? Das Beste wäre, jetzt sofort jegliche Brücken zu Ella abzubrechen. Sein Mund war trocken. In seinem Magen saß ein würgendes Zittern. Er zwang sich, dagegen anzuatmen.
Ein.
Aus.
Ein.
Es musste sein. Er hatte keine andere Wahl. Nur: Wie? Am besten wie geplant heute Abend zu ihr gehen und es hart und schmerzhaft für sie zu Ende bringen?
Bitter verzog er den Mund. Ja, natürlich. Es war ja nicht so, dass er heute Abend nicht schon drei Hexen unterhalten musste. Und wenn er jetzt zu Ella ging? Sie hatte seit einer guten halben Stunde Dienstschluss. Viel Zeit hätte er nicht, aber … Nein! Die Gefahr war zu groß, dass sie noch misstrauischer wurde, als sie es ohnehin schon war, wenn er den Tower noch einmal verließ.
Den Gedanken, einen Schatten zu ihr zu schicken, verwarf er sofort wieder. Er würde sich nicht gleichzeitig auf die drei Hexen, Mikah, auf den Schatten und durch ihn noch auf Ella konzentrieren können. Abgesehen davon … brachte er es nicht über sich, sie so zu täuschen. Auch wenn es darum ging, ihr so weh zu tun, dass er sie damit für immer aus seinem Leben jagte. – Sah man einmal davon ab, dass allein die Vorstellung, ihr bei ihrer letzten Begegnung nur durch ein elendes Abbild seiner Selbst nahe sein zu können, für ihn unerträglich war.
Es gab noch eine andere Möglichkeit. Vielleicht war es sogar am besten, wenn er die Beziehung zu ihr auf diese Weise beendete. Dann würde es eben keine ›letzte Begegnung‹ mit ihr mehr geben.
Kristen warf einen raschen Blick zur Galerie hinauf, während er das Handy aus der Hosentasche zerrte. Soweit er es von hier beurteilen konnte, schlief Mikah noch. Gut. Je länger, desto besser. Er musste ihm noch früh genug sagen, was von ihm heute Abend erwartet wurde. Kristen tippte Ellas Handynummer ein. Außerdem musste der Kleine das hier nicht mitbekommen.
Beinah wünschte er sich, er könnte das, was er ihr sagen wollte, einfach auf ihrer Mailbox hinterlassen.
Sie ging nach dem dritten Klingeln ran. »Thorens?« Er glaubte, ihre Schritte zu hören.
»Hi, Ella, ich bin’s, Christian.«
Ihr Tonfall änderte sich schlagartig. »Christian! Hi. Wie schön. Ich habe gerade überlegt, ob ich uns heute Abend etwas kochen soll und was. Hast du Lust auf irgendetwas Bestimmtes?« Es klang, als würde sie das Handy von einem Ohr an das andere wechseln. War das ein unterdrückter Fluch gewesen? Unwillkürlich spannte er sich an.
»Alles klar?«
»Was? Oh ja. Der Paketdienst hat nur intelligenterweise ein Paket für J. J. bei mir abgeliefert. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr, um es ihr zu bringen. Und ich habe zu spät gemerkt, dass das Ding leckt. Jetzt habe ich Flecken von was-auch-immer auf dem Rock. – Also: Was möchtest du heute Abend essen? Oder kommst du schon heute Mittag? Wir könnten …«
»Ich …« Es war nett mit dir, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht zusammenpassen. Wir werden uns nicht mehr sehen. »… mir ist ein geschäftlicher Termin dazwischengekommen. Ich muss arbeiten. Und voraussichtlich wird es spät werden. Ich kann heute Abend nicht zu dir kommen.«
Stille, dann: »Schade.« Leise. Traurig.
»Ja.« Kristen schloss die Augen.
»Dann morgen?«
Er schluckte. Nein. Es ist aus zwischen uns. »Ich tue mein Möglichstes.« Havebeeg, du elender Feigling!
»Bis morgen dann.« Er glaubte, sie lächeln zu hören. »Ich freu mich.«
»Ich mich auch.« Nein. Wir werden uns nicht wiedersehen. »Bis
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