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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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wenn es nach mir geht.« Seine Fingerspitzen strichen federleicht über ihre Schulter. Sie glaubte etwas in seinen Augen zu sehen, dunkel, warm – doch dann war es fort, und sie waren plötzlich seltsam … hart und … fremd. Distanziert und unnahbar. Für einen Moment streiften seine Lippen erneut ihre, dann richtete er sich wieder auf und zog sich weiter an.
    ›Das hier war kein One-Night-Stand. Zumindest, wenn es nach mir geht.‹ Warum zum Teufel war der Knoten dann immer noch in ihrer Brust?
    Christian schloss gerade den Reißverschluss seiner Jeans.
    Ihr Morgenmantel war zu Boden gerutscht. Sie hob ihn auf, schlüpfte hinein und band den Gürtel. »Du bleibst wirklich nicht zum Frühstück?« Wie enttäuscht sie klang.
    »Nein. Leider. Ich muss …« Er verstummte, als sie die Arme um seine Mitte schlang und den Kopf gegen seine Brust sinken ließ. Sehr langsam legte er seinerseits die Arme um sie. Als könnte sie bei der kleinsten Berührung zerbrechen. Ella schloss die Augen. Bis er abermals »Ich muss gehen« sagte.
    Sie hob den Kopf. »Sehen wir uns heute Abend wieder?«
    »Wenn du willst.« Christian strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, ehe er sich zu ihr beugte und sie erneut küsste. Im Vergleich zu letzter Nacht geradezu züchtig. Als er die Lippen von ihren nahm, lehnte sie sich in seinem Arm zurück.
    »Ich will.« Ich liebe dich.
    Sie hätte in seinem Lächeln vergehen können. »Dann komme ich wieder.« Für den Bruchteil einer Sekunde schien ein Schatten über seine Züge zu huschen. »Aber jetzt muss ich wirklich gehen.«

  29
     
    Kristen wusste nicht, was er tun sollte, während er Stufe um Stufe zu seinem Penthouse hinaufstieg. Fluchen, schreien, sich in eine Ecke verkriechen und den Kopf so lange gegen die Wand schlagen, bis er zu benommen war, um zu denken, zu fühlen; einen Streit mit Lyresha vom Zaun brechen, damit sie mit dem, was sie ihm zur Strafe antat, den anderen Schmerz überdeckte?
    Das heute Nacht … Er hatte darauf hingearbeitet. Alles, jedes Wort, jede Geste, jede Berührung hatte nur dem Zweck gedient, in ihr Bett zu kommen. Der erste Schritt, um sie sich gefügig zu machen. Der erste Schritt, um frei zu sein.
    Nach 800 Jahren.
    FREI!
    Aber so hätte es nie passieren dürfen. Nicht so! Er hatte in seiner Wut, seiner elenden, ohnmächtigen Wut um sich schlagen wollen. Einmal. Er hatte jemandem weh tun wollen. Körperlich, seelisch. Es war ihm egal gewesen, wem. Er wollte nur den Schmerz, die Wut irgendwie loswerden … Er war bei Ella gelandet. Und dann … Es war komplett aus dem Ruder gelaufen. Ich liebe dich! Bisher hatte er das nur Majte gesagt. Zuletzt, als sie sich bei ihrem letzten Atemzug an ihn geklammert hatte. Ich liebe dich. Wie oft hatte er das heute Nacht zu Ella sagen wollen. Ich liebe dich. Unzählige Male. Er hatte es nicht über die Lippen gebracht. Einfach weil er daran erstickt wäre. So wie er jetzt an seinen Gefühlen erstickte. Es musste enden. Mit jedem Augenblick, den er seine Verbindung zu Ella aufrechterhielt, wurde die Gefahr größer, dass Lyresha es herausfand. Sie kannte ihn zu lange. Mit beiden Händen fuhr er sich durch die Haare. Sie waren nass. Er war im Meer gewesen. Hatte sich Ellas Duft von der Haut gewaschen. Gründlich. Damit niemand sie an ihm wahrnehmen konnte. Wenn Lyresha Verdacht schöpfte … wenn sie herausfand, dass er im Bett einer anderen Frau gewesen war …Ohne dass sie es ihm befohlen hatte … Sie würde zwei und zwei zusammenzählen. Im besten Fall würde sie rasen vor Eifersucht. Im schlimmsten zu dem Schluss kommen, dass Ella ihm etwas bedeutete. So viel, dass sie sie gegen ihn benutzen konnte. Und wenn sie dann auch noch erfuhr, dass Ella die Puppenspielerin war … Allein der Gedanke zog seine Eingeweide zusammen.
    Er würde ihr weh tun. So weh, dass sie ihn hasste. Dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Nein, er würde Ella nicht noch mehr in Gefahr bringen. Er hatte schon genug angerichtet. Er musste es beenden. Aber nicht heute. Noch nicht. Nur einmal noch wollte er dieses Gefühl empfinden, wenn er in ihrer Nähe war. Nur einmal noch wollte er diesen Frieden spüren. – Er hatte geglaubt, er würde es hassen, mit ihr zu schlafen. Es genauso hassen, wie er es mit jeder anderen in den letzten 800 Jahren gehasst hatte. Aber es war gut gewesen, schön. Und er wollte es wieder. Wenigstens noch einmal. Ein einziges, letztes Mal. – Diesmal würde er jede Sekunde genießen, bewahren.

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