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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Hosentaschen. »Ich war Lyreshas Begleitung, bei der … Party«, ›schwarze Orgie‹ traf es deutlich besser, »die Sie vor zwei Jahren ihr zu … Ehren veranstaltet haben.«
    Sandrini riss die Augen auf. »Die Hure.«
    Kristen lächelte. Lyreshas Lieblinge kannten dieses Lächeln. Wenn die meisten auch nur vom Hörensagen. Jede, die nur halbwegs bei Verstand war, hätte jetzt eiligst jegliche Pläne, die ihn betrafen, über Bord geworfen und sich schlagartig an dringend zu erledigende Dinge erinnert, die ihr in näherer Zukunft jedwede Vergnügungen mit ihm unmöglich machten. Sandrini hingegen ließ den Blick an ihm auf und ab wandern. Dann senkte er die Pistole langsam. »Warum hat sie dich hergeschickt?«
    »Ich bin wegen des Jungen hier.«
    Sandrini runzelte die Stirn. »Dem Wolfsbengel?«
    »Ja.« Gemächlich trat Kristen an den Schreibtisch heran. Blieb erst stehen, als er mit der Hüfte gegen die Kante der Platte stieß. »Er hat ›Nein‹ gesagt, nicht wahr? Und sich gewehrt.«
    »Das tun sie alle.« Sandrini schnaubte, sicherte die Waffe wieder und legte sie zurück in die Schublade. »Genau das macht es ja erst interessant.« Er schob seinen Sessel ein Stück nach hinten, lehnte sich darin zurück. »Aber ich muss zugeben, der Bengel ist mir ab einem gewissen Punkt damit auf die Nerven gegangen.«
    Kristen stützte sich mit beiden Händen auf die Schreibtischplatte, neigte sich näher heran, vertiefte sein Lächeln. »Ich bin hier zur … Wiedergutmachung.«
    Im ersten Moment fiel Sandrini die Kinnlade herunter. Im nächsten erschien unverhohlene Gier auf seinem Gesicht. Wieder wanderte sein Blick über Kristen. Angespannt beugte er sich vor. »Sie hat dich zu mir geschickt? Wie den Jungen?« Mit einem Mal klang die Stimme des Mannes heiser. »Wie lange überlässt sie dich mir?«
    »So lange es dauert.«
    Sandrini schluckte ein paar Mal. Dann stand er abrupt auf. »Komm mit!«, befahl er, während er an Kristen vorbei zur Tür marschierte. Beinah hätte der gelacht, als er ihm aus dem Arbeitszimmer folgte. Menschen wie Sandrini waren so herrlich berechenbar.
    Es ging in den ersten Stock der Villa. Vorbei an schmalen, hohen Fenstern und moderner Kunst an den hell getünchten Wänden. Außer ihnen war weit und breit niemand zu sehen.
    Im hinteren Teil des Hauses stieß Sandrini schließlich eine Tür auf, schnappte noch einmal »Komm mit!« und betrat den Raum dahinter. Kristen blieb im Rahmen stehen. Keine Fenster. Rechts und links Bücherregale hinter Glas. Dazwischen ein Dalí und ein weiterer Surrealist, den er nicht auf Anhieb erkannte. Ein schwerer Ledersessel vor einem marmoreingefassten Kamin. Alles … harmlos – auf den ersten Blick. Nur die Wand gegenüber der Tür und der Boden direkt davor passten nicht ins Bild: weiße Fliesen und zwei senkrechte Stahlträger, in die in regelmäßigen Abständen Löcher gebohrt waren. Ein weißer Plastikvorhang verbarg den Rest der ›Einrichtung‹. Zumindest von hier aus.
    Die Laibung der Tür war deutlich dicker als der Standard. Kristen musste sich ein Lächeln verbeißen. Sehr schön. »Der Raum ist schalldicht, nicht wahr?«
    Sandrini drehte sich zu ihm um, leckte sich die Lippen. »Ja. Du kannst hier schreien, so viel du willst.«
    »Ich?« In geheuchelter Überraschung hob Kristen eine Braue, während er die Tür hinter sich ins Schloss drückte.
    Als er gute eineinhalb Stunden später in den Havreux Tower zurückkehrte, hatte Lyresha bereits zwei Mal nach ihm gerufen. Er schaffte es gerade bis in den ersten Stock, als zwei ihrer Wandler-Wachen ihn auf der Treppe abfingen. Und ihn in Lyreshas Garten eskortierten. Nicht, dass ›Garten‹ es tatsächlich getroffen hätte. So exotisch und faszinierend die ›Gewächse‹ in ihm waren – es gab keines unter ihnen, das nicht wenigstens giftig gewesen wäre.
    »Bei den Sphinxen«, war die Anweisung des größeren der beiden Wandler, als sie am Anfang des Weges zurückblieben, der in den ›Garten‹ hineinführte. Es war nicht nötig, dass sie ihn bei ihr ablieferten. Eine Chance auf Entkommen gab es hier nicht. Davon kündeten mehr als genug Knochen zwischen den Wurzeln. Zumindest musste er nicht allzu tief in ihn hinein. Dieser ›Garten‹ hatte etwas von einem Vampir: Je weiter man in ihn hineingeriet – und je länger man sich in ihm aufhielt –, umso mehr stahl er einem die Magie und damit das Leben. Um es dann bereitwillig an seine Herrin abzugeben, wenn sie dies wünschte.
    Die Stille

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