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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Damit er etwas hatte, woran er sich erinnern konnte. Danach würde er sich selbst das Herz herausschneiden, wenn es nötig …
    Auf der vorletzten Stufe blieb er abrupt stehen.
    Mikah kauerte vor seiner Tür. In den Augen … Leere. Entsetzen. Ekel. Und dann, als er ihn bemerkte … Hoffnung. Scham.
    Sehr langsam überwand Kristen den Treppenabsatz. Er konnte sich denken, was geschehen war.
    Taumelnd richtete der Junge sich auf, sah ihn an, mit einem Ausdruck, als könne er sich nicht entscheiden, ob er davonlaufen oder sich in seine Arme flüchten sollte. Er schreckte zurück, als Kristen nahe genug war, um die Hand nach ihm auszustrecken, presste sich mit aller Kraft gegen die Wand.
    Ohne den Jungen anzusehen, holte er die Schlüsselkarte aus der Hosentasche, zog sie durch das Schloss und stieß die Tür auf.
    »Komm rein.« Er schob die Karte in die Tasche zurück, ging an Mikah vorbei, hinein. Das Schlimmste, was er jetzt tun konnte, war, den Kleinen zu berühren.
    Der Junge brauchte ewig, bis er sich ebenfalls durch die Tür wagte. In Wolfsform wäre seine Rute zwischen die Hinterläufe geklemmt gewesen und er wäre auf dem Bauch gekrochen. Dass er sie hinter sich zudrückte, ohne dass Kristen es ihm sagen musste, war ein gutes Zeichen. – Dass er sie überhaupt zumachte und nicht schon bei dem Gedanken, mit einem anderen allein in einem geschlossenen Raum zu sein, die Flucht ergriff, war ein gutes Zeichen.
    »Das Bad ist oben. Du solltest duschen. Komm mit hoch.« Kristen sah sich nicht nach dem Jungen um, sondern stieg einfach die Treppe hinauf. Diesmal dauerte es noch länger, bis Mikah ihm folgte.
    In der Tür blieb er unschlüssig stehen. »Es ging so schnell. Ich konnte die Medizin nicht … nicht nehmen.« Sein Blick wanderte über die schwarzen Marmorfliesen, glitt viel zu schnell über den in den Boden eingelassenen Jakuzzi hinweg, zur Dusche, huschte zum Waschbecken, blieb dort hängen. »Ich … ich würde gerne die Zähne putzen.«
    Kommentarlos nahm Kristen eine neue Zahnbürste aus dem Spiegelschrank und legte sie zusammen mit der Zahnpasta auf den Waschbeckenrand. Dann machte er dem Jungen unauffällig Platz. Mikah bewegte sich wie ein alter Mann, als er zum Waschbecken tappte und nach beidem griff. Er drückte fast die halbe Tube auf die Borsten, begann, wie besessen zu schrubben – nur um plötzlich zur Toilette zu stürzen, den Deckel in die Höhe zu reißen und sich würgend und schluchzend zu übergeben. Kristen holte schweigend einen Waschlappen aus dem Schrank, machte ihn nass und gab ihn dem Jungen, als auch keine Galle mehr kam.
    »Ich kann meine Gestalt nicht wandeln.« Mit zitternden Händen wischte Mikah sich den Mund ab.
    Bewusst langsam kehrte Kristen zum Waschbecken zurück, lehnte sich mit der Hüfte dagegen. »Das kann in deinem Alter schon mal vorkommen, wenn der Stress zu groß ist.« Der Kleine sah ihn mit riesigen Augen an. Kristen hob die Schultern. »Wurde mir mal gesagt.«
    »Mein Vater würde sich für mich schämen.«
    »Dein Vater wäre stolz auf dich, weil du nicht an dem zerbrichst, was hier geschieht.« Außerdem würde er deinem Onkel die Kehle herausreißen. Und denjenigen, der dir das angetan hat, an seinen Eingeweiden aufhängen. »Zu wem hat sie dich geschickt?«
    Der Junge krümmte sich zusammen. »Er … er sagte, sein Name sei Don.«
    Beim ersten Mal also auch noch ein Mann. Was hatte er erwartet? Gnade war in diesen Mauern ein Fremdwort. Kristen schluckte die plötzliche Wut hinunter. – Donald Sandrini also. Einer ihrer menschlichen ›Geschäftspartner‹. Das passte. In allen Punkten.
    »Er meinte, ich sei … er meinte, er würde wieder …« Mikahs Stimme versagte.
    Betont beiläufig löste Kristen sich wieder vom Rand des Waschbeckens und trat zur Dusche. »Er wird dir nicht mehr zu nahe kommen. Nie wieder. Versprochen.«
    Der Junge sagte nichts. Beobachtete nur, wie er sich an den Reglern zu schaffen machte, die Temperatur einstellte. Noch immer auf den Knien. Kristen drehte das Wasser wieder ab, nahm ein paar Handtücher aus dem Schrank bei der Tür und platzierte sie auf der hölzernen Bank neben der Dusche. »Ich besorge dir etwas anderes zum Anziehen.«
    Er ließ den Jungen allein, ging in sein Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank. Im Bad ging die Dusche erneut an. Kristen starrte auf die Reihen Anzüge und Hemden von ›Christian Havreux‹. Alle maßgeschneidert. Edel. Teuer. Dahinter die anderen Sachen. Seide und Leder.

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