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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Ihnen beigebracht hat, Ihre Gabe zu beherrschen?« Mit dem Finger tippte er auf ein altes Schwarzweißfoto, als sie widerstrebend neben ihn trat. Sie wollte nur eins: hier weg. Nach Hause. Etwas gegen die Wand werfen. Weinen. Allein! Trotzdem sah sie auf das Bild. Das Foto war unscharf. Mehrere Männer waren darauf zu erkennen. Ein paar trugen dunkle – schwarze? – Uniformen; die übrigen irgendwie altmodisch wirkende Mäntel. Anscheinend war es kalt. Im Hintergrund erhob sich ein weißes, dreistöckiges Gebäude, vielleicht ein altes Herrenhaus oder eine Villa …
    Im ersten Moment wollte Ella ›Nein‹ sagen, doch dann … Sie betrachtete das Bild genauer. Die Haare waren anders geschnitten. Der rote Stein in seinem Ohrläppchen fehlte. Er schien zu Tode gelangweilt, wie er da zwischen den anderen Männern stand, eine Zigarette in der Hand, den Blick auf irgendeinen weit entfernten Punkt gerichtet, aber davon abgesehen war das …
    »Ja, das … könnte Christian sein.« Ihre Stimme klang plötzlich schwach. Sie verstand selbst nicht, warum.
    »Dieses Bild wurde im Januar 1942 in Deutschland aufgenommen, Dr. Thorens.« MacCannan legte die Hand auf die Fotografie. »Dieser Mann ist Kristen Havebeeg.«
    Es dauerte eine Sekunde, bis die Bedeutung seiner Worte einen Sinn machte. Beziehungsweise, bis ihr ihre Unmöglichkeit klar wurde.
    »Das kann nicht sein. Der Mann, den ich kenne, ist nicht älter als Mitte dreißig. Wenn dieses Bild 1942 entstanden ist, müsste er heute mindestens hundert sein. Das ist biologisch schlicht nicht möglich. Vielleicht ist Christian sein Enkel …«
    »Wenn man einen Pakt mit einer Dämonenfürstin schließt, ist so etwas durchaus möglich, Dr. Thorens. Und in Wahrheit ist dieser Mann noch viel älter.«
    »Das …« Immerhin bringt ein solcher Pakt ihnen mehr Macht und in der Regel ein langes Leben in ziemlichem Luxus. – Und ganz nebenbei auch noch ewige Jugend und Schönheit. Sie unterbrach sich selbst, schüttelte entschieden den Kopf. »Nein!«
    »Doch, Dr. Thorens. Kristen Havebeeg ist ein äußerst mächtiger Hexer, der vor ungefähr 800 Jahren einen Pakt mit der Dämonenfürstin Lyresha geschlossen hat.« MacCannan schob das Album ein Stück zur Seite.
    Mächtig? Christian hatte nie etwas getan, was ihr besonders ›mächtig‹ erschienen wäre. »Warum sollte ich Ihnen glauben? Christian hat mir gesagt, dass meine Gabe Begehrlichkeiten wecken würde. Er hat mich gewarnt, dass ich vorsichtig sein soll, dass ich niemandem vertrauen darf …«
    »Was er nur aus einem Grund getan hat: Damit Sie denen, die Ihnen die Augen über ihn öffnen können, nicht glauben, falls es tatsächlich so weit kommen sollte.«
    »Nein, das … Nein!« Sie ballte die Fäuste. »Dieses Bild muss eine Montage sein. Das alles ist … Nein!«
    MacCannan neigte den Kopf. »Also gut. Dann lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen, Dr. Thorens: Was ist der Grund, dass Sie ihm so sehr vertrauen? – Abgesehen von dem Umstand, dass er vor uns an Sie herangetreten ist und Sie ihn deshalb länger kennen?«
    Weil ich ihn liebe! »Ich habe ihm das Leben gerettet. Er sagte, er … steht in meiner Schuld.«
    MacCannan lehnte sich ein klein wenig zurück. »In dieser Gasse? Als Ihre Gabe sich zum ersten Mal gezeigt hat?«
    »Schlaf! …« Sie sah von einem zum anderen. »Woher wissen Sie das?«
    In einer kaum sichtbaren Bewegung hob MacCannan die Schultern. »Weil ich es war, der Sie damals in der Nähe dieses Abbruchgeländes in South Central gefunden hat. Sterbend.«
    Ella schnappte nach Luft. »Dann haben Sie mich ins Krankenhaus gebracht?«
    »Ja. Allerdings mit einem kleinen … Umweg.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Sie waren so gut wie tot, Dr. Thorens. Kein Arzt der Welt hätte Sie mehr retten können.«
    Ella starrte ihn an. »Aber …«
    »Ich habe Sie mit zu uns genommen. Wir …«, seine Handbewegung schloss die beiden Männer ebenso ein wie J. J., »… haben Sie zusammen mit einem weiteren Mitglied unseres Zirkels so weit von der Schwelle zurückgeholt, wie wir konnten. Weit genug, dass Sie die Verletzungen überleben und man Ihnen im Krankenhaus weiterhelfen konnte.«
    Stimmen. Ein dunkler Raum. Schmerz. Ein Kreis auf dem Boden. Um sie herum. Ella runzelte die Stirn. »Da waren …«, sie rieb sich die Schläfe, »… bunte Fenster. In einem Raum mit … sieben Ecken.« »Schlaf …«
    Danner gab ein erstauntes Keuchen von sich.
    »Dieser Raum befindet sich ein Stockwerk

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