Hexenfluch: Roman (German Edition)
Mit weitreichenden Kontakten und Beziehungen in die allerhöchsten Kreise dieser Zeit.
Havebeeg war ungefähr Mitte dreißig, als er aus heiterem Himmel den Pakt mit der Dämonenfürstin Lyresha geschlossen hat. Bis dahin galt er offenbar als absolut integer und immun gegenüber den Verlockungen der Dämonen. – Seitdem ist er Lyreshas Statthalter in unserer Welt.
Das Leben seiner Frau Majte und seines neugeborenen Sohnes waren der Blutpreis, den er für den Pakt gezahlt hat. Anschließend hat er noch den Rest seiner Familie ausgelöscht. Inklusive des gesamten Gesindes.«
Kristen hatte gesagt, dass er Witwer war. Und dass er keine Familie mehr hatte. Es ist schon sehr lange her. Weil er sie alle selbst umgebracht hatte. – Das konnte er doch nicht wirklich getan haben?
MacCannan war noch nicht fertig. »Danach ist er für sehr lange Zeit spurlos verschwunden.
Und als er wieder aufgetaucht ist, hat er geholfen, Hexen und Hexer aufzuspüren und sie der Inquisition ans Messer zu liefern. Nur um kurz darauf wieder zu verschwinden. Genauso spurlos wie zuvor.
So ist das jedes Mal: Er taucht auf, hinterlässt unzählige Leichen und ist dann mit einem Schlag wieder von der Bildfläche verschwunden. So, als würde er überhaupt nicht mehr existieren. Teilweise jahre-, manchmal jahrzehntelang. Seine Magie ist inzwischen so vergiftet, dass es selbst dem besten Tracker nicht gelingt, ihn aufzuspüren. Weder in dieser Welt noch in den Schatten.« Wie zuvor wies MacCannan auf das Fotoalbum. »Wenn überhaupt gibt es nur eine Handvoll Bilder von ihm. Er hält sich immer im Hintergrund. Und trotzdem zieht sich sein phasenweises Wieder-in-Erscheinung-Treten wie ein blutiger Faden durch die Geschichte.«
Er legte den Ellbogen auf die Tischkante und ließ die Hand herabhängen, die Finger mit denen der anderen verschränkt. »Havebeeg ist eiskalt. Berechnend und vollkommen skrupellos. Er weiß, was er kann, und leistet sich den Luxus einer gewissen Arroganz.«
Das war nicht der Mann, den sie kennengelernt hatte. Ella schloss für eine Sekunde die Augen. Christian war … sanft. Freundlich. Warmherzig. Zurückhaltend, beinah … scheu. Zugegeben, zu Anfang war er manchmal verwirrend … verschlossen gewesen, geradezu … steif. Aber dann … Es war ihr fast vorgekommen, als würde er sich mit jedem Tag in ihrer Gegenwart mehr … entspannen. Sie schüttelte innerlich den Kopf. Da war nichts Eiskaltes oder Arrogantes gewesen. Im Gegenteil. Sie presste die Lider fester aufeinander. Das konnte doch nicht sein?
Als sie die Augen wieder öffnete, begegnete sie MacCannans. Anscheinend hatte er sie die ganze Zeit beobachtet.
Jetzt sprach er weiter. »Gnade ist für diesen Mann ein Fremdwort, Dr. Thorens. Er ist gefährlich. Wer sich ihm in den Weg stellt, wird beseitigt. Und dabei ist er äußerst effektiv.«
»›Effektiv‹. So kann man das auch ausdrücken.« Monroe stieß ein bitteres Schnauben aus. »Der Dreckskerl steht Lyresha an Bösartigkeit in absolut nichts nach. Und sie hat selbst in den Schatten den Ruf, ein krankes Miststück zu sein.«
MacCannan warf ihm einen schnellen Blick über die Schulter zu und nickte, ehe er Ella wieder ansah. »Dabei macht das, was er tut, nicht immer Sinn. Er hat schon Hexer umgebracht, die mit Lyresha verbündet waren. Einfach so. Und im selben Atemzug andere verschont, die zu unserer Seite gehörten.« Die Stirn gerunzelt, musterte MacCannan den Mann auf dem Bild zwischen ihnen. »Es gibt Stimmen, die behaupten, dass er inzwischen mehr Dämon als Mensch ist. – Seine Magie ist es auf jeden Fall.«
Auch Ellas Blick ging einmal mehr zu dem Fotoalbum. »Woher … weiß man das alles über ihn?« Es konnte doch nicht sein, dass ein solcher Mann und der Christian Havreux, den sie kannte, ein und derselbe waren.
»Berichte von alten Hexern, Protokolle aus Hexenprozessen …« MacCannan zuckte die Schultern. »Er wechselt immer wieder seinen Namen. Ab und an taucht die ein oder andere brauchbare Beschreibung auf. Konkret genug, um sie immer demselben Mann zuordnen zu können. Aber letztlich doch nie so konkret, dass man ihn darüber aufspüren könnte. – Bis jetzt.« MacCannan beugte sich vor. »Bisher ist ihm noch nie jemand so nah gekommen wie Sie, Dr. Thorens – oder so lange –, und hat es überlebt.« Er beugte sich noch ein Stück weiter zu ihr. »Was nur eins bedeuten kann: Er will etwas von Ihnen, Dr. Thorens. Irgendwie passen Sie mit Ihrer Gabe in seine Pläne.
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