Hexenfluch: Roman (German Edition)
morgen.« Feigling!
»Christian?«
»Hm?«
»Alles in Ordnung bei dir? – Du klingst seltsam.«
Ich liebe dich. »Nein. Alles in Ordnung!« Elender. Feigling. »Bis morgen.« Er drückte sie weg, ehe sie noch etwas sagen konnte, ließ den Kopf nach hinten gegen die Tür fallen, während er zugleich das Handy mit beiden Händen umklammerte.
Heiliger Gott, was hatte er getan?
30
Der dritte Club. Dabei war es noch nicht einmal acht. J. J. hatte die Energie eines Teenagers, wenn es darum ging, sie von einer Tanzfläche zur nächsten zu schleppen. Und das nur, um sie davon abzulenken, dass Christian heute mal wieder arbeiten musste.
Gerade steuerte sie auf die Neuste zu. Direkt von der Treppe aus. Ellas Hand unnachgiebig in ihrer. Sie kam sich vor wie die Spielzeugpuppe eines kleinen Mädchens, das geradewegs auf den Süßigkeitenstand zuhielt.
»Können wir nicht wenigstens zuerst an der Bar etwas trinken?« Ella brüllte gegen die Beats an. Vor ihr verhinderte J. J. in letzter Sekunde die Kollision mit einem Pärchen, das offenbar die gleichen Pläne hatte, und drehte sich zu ihr um. Keinen Meter hinter ihr begann die Tanzfläche. Das Wort ›Sandwich‹ bekam bei dem Trio direkt am Rand eine ganz neue Bedeutung. Die beiden Frauen bewegten sich so lasziv an dem Mann zwischen ihnen … Halleluja. Ein bisschen mehr, und sie hatten mit ihm Sex auf der Tanzfläche. Zwei Frauen? Nein, drei. Der Kerl hatte einen regelrechten Harem. Schade, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
»Klar! Können wir!« J. J.s Stimme lenkte Ellas Aufmerksamkeit auf ihre Freundin zurück. Sie machte einen Schritt zur Seite, um einem jungen Mann auszuweichen, der mit den Händen voller Gläser auf den Kerl mit dem Harem zuhielt. Nein, wohl eher noch ein halber Teenager! Und er sah aus, als müsste er sich jede Sekunde übergeben.
Der Mann auf der Tanzfläche drehte sich um. Fassungslos starrte Ella ihn an. Christian! Als hätte er ihren Blick gespürt, sah er zu ihr herüber. Eine Sekunde schien er zu erstarren. Doch schon in der nächsten wandte er sich ab, als würde er sie nicht kennen, nahm dem Jungen zwei Gläser ab und reichte sie an die beiden Frauen hinter ihm weiter. Eine von ihnen, eine geradezu feenhafte Dunkelblonde, schaute ebenfalls zu Ella, trat dann ganz dicht an Christian heran, legte ihm den Arm von hinten um die Hüfte und schmiegte sich an ihn. Was sie sagte, konnte Ella nicht verstehen, doch die Frau nickte in ihre Richtung. Zwischen ihnen sah J. J. fassungslos von ihr zu Christian und zurück. Immer wieder. Auch Christian blickte erneut zu ihr, schüttelte den Kopf. Und drehte sich wieder zu den anderen um, als die Ältere der drei die Hand unter das Hemd des Jungen schob, sagte etwas zu ihr. Die Feenhafte schaute abermals zu Ella. Ihre Hand rieb an der Seite von Christians Oberschenkel auf und ab, während ihre Freundin sich lachend von dem Jungen löste, Christians Nacken umschlang und ihn vor aller Augen schamlos küsste.
Ella machte kehrt, drängte sich rücksichtslos zwischen den anderen Gästen hindurch, entschuldigte sich nicht bei dem Mann, in den sie auf der Hälfte der Treppe hineinrannte, und floh aus dem Club. Und glaubte die ganze Zeit, Christians Blick in ihrem Rücken zu spüren.
Sie bekam keine Luft mehr, als J. J. sie fast zwei Straßen weiter am Arm packte und zu sich herumriss.
»Du … du kennst den Kerl?« Auch J. J. keuchte.
Mit einem Ruck machte Ella sich von ihr frei. »Offenbar doch nicht.« Ihre Stimme brach. »So viel zu: Er muss heute Abend arbeiten.« Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass ihr Tränen übers Gesicht rannen. Brüsk wandte sie sich ab, wischte sie mit einer zornigen Bewegung weg.
Abermals ergriff J. J. sie am Arm, zog sie zu sich herum. »Du meinst, das war …«
»Ja. Das war Christian.« Ella lachte bitter auf, ließ den Kopf in den Nacken fallen. »Christian Havreux. Der Mistkerl, der letzte Nacht noch mit mir geschlafen hat und der mir heute erzählt, er muss arbeiten, während er sich stattdessen mit gleich drei Frauen trifft. Drei!«
»Das heißt …« J. J. warf einen hastigen Blick zum Club zurück, sah Ella wieder an. »Aber das ist …« Schlagartig war sie leichenblass. »Das heißt … er hat dir auch beigebracht, deine Gabe zu beherrschen?«
»Ja!« Es war nicht fair, J. J. so anzufahren, aber sie konnte nicht anders. Heute Morgen war er noch neben ihr aufgewacht. Hatte ihr gesagt, dass ihre gemeinsame Nacht kein One-Night-Stand
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