Hexenfluch: Roman (German Edition)
war. Zumindest, wenn es nach ihm ging. Und jetzt? Oh, ja, natürlich. Das, was sich da zwischen ihm und diesen Weibern auf der Tanzfläche abgespielt hatte, hatte eindeutig nach ›Arbeit‹ ausgesehen … Mit einem Moment Verzögerung sickerte die Bedeutung von J. J.s Worten in ihren Verstand. Schreck grub sich in ihren Magen. »Ich … Woher weißt du von meiner Gabe?«
J. J. stieß ein Schnauben aus. »Du warst nicht gerade unauffällig.«
»Was? Ich … ich habe keine Ahnung, wovon …«
Wieder ein Schnauben. Ein Ruck an ihrem Arm ließ sie gegen J. J. stolpern. »Glaubst du wirklich, es fällt niemandem auf, wenn schwerkranke Patienten plötzlich auf wundersame Weise wieder gesund werden? Einer nach dem anderen?« Ihre Freundin wartete nicht auf eine Antwort, sondern zerrte Ella einfach nur weiter hinter sich her zu ihrem Auto zurück. »Komm mit!«
»Nein! Ich … Wohin?« Sie stemmte sich gegen J.J.s Zerren. »Lass mich los …«
Deren Griff lockerte sich keinen Millimeter. Sie schleifte Ella einfach nur weiter stur hinter sich her. »Es gibt da ein paar Dinge, die du über deinen Freund Christian Havreux erfahren musst.« J. J.s Stimme schwankte. »Aber nicht hier. Und nicht von mir.«
»Von wem dann? Was soll das, J. J.? Was … was gibt es da noch zu erfahren? Dass er ein elendes Arschloch ist, das behauptet, es will mehr, während es schon mit der Nächsten – nein, den Nächsten – herummacht?« Ella lachte bitter auf. »Danke. Das weiß ich inzwischen. – Gott, wie konnte ich nur so blöd sein! Zu denken, jemand wie er würde sich tatsächlich für eine einfache Ärztin wie mich interessieren …«
J. J. war stehen geblieben, drehte sich um und sah sie an. Mitleidig. Und zugleich … unsicher. »Glaub mir, Süße, wenn’s nur das wäre … Aber ich fürchte, das ist nur die Spitze des Eisbergs.«
31
Das sind Markus Danner«, J. J. wies auf einen dunkelblonden Mann, der sich rittlings auf einen Stuhl gesetzt hatte und jetzt grinsend mit zwei Fingern schneidig salutierte. »David Monroe.« Der schwarzhaarige Mann hatte sich neben Danner seitlich auf dem Tisch niedergelassen und nickte ihr zu. »Und Alec MacCannan.« J. J.s Handbewegung galt dem Mann, der mit der Schulter an einem der Stahlträger lehnte, die die Decke des Loft trugen. Der Mann, den sie immer wieder im Krankenhaus gesehen hatte.
»Dr. Thorens.« Er neigte den Kopf.
Ella machte einen Schritt rückwärts. »Schlaf! …« Der Mann, an dessen Stimme sie sich erinnerte. Ihr Mund war wie ausgedörrt. Nur aus Reflex erwiderte sie die Geste. Niemand schien es zu bemerken.
»Ich fürchte, ich muss dir etwas gestehen, Ella.« Als J. J. sich ihr wieder zuwandte, war ihre Miene schuldbewusst. »Ich bin eine echte Hexe. – Nicht jemand, der gar nicht wirklich über die Gabe verfügt, wie ich dich habe glauben lassen.« Einen Moment sog sie die Unterlippe zwischen die Zähne. »Es tut mir leid, dass ich es dir nicht früher gesagt habe, aber ich … na ja … Es tut mir leid.« Sie drehte sich abermals zu den Männern um. »Ich weiß jetzt, wer Ellas Lehrer ist: Havebeeg.« Die Stille, die auf J. J.s Worte folgte, hatte etwas Unwirkliches. Die drei sahen zuerst J. J. an, dann gingen ihre Blicke nahezu gleichzeitig zu Ella.
Unwillkürlich machte sie einen weiteren Schritt rückwärts, schüttelte den Kopf. Erst dann wurde ihr bewusst, was J. J.s Worte noch bedeuteten. Ich weiß jetzt, wer Ellas Lehrer ist … Das alles war ein abgekartetes Spiel gewesen. Sie hatte sie nicht nur belogen, sondern auch ausspioniert. Ella biss die Zähne zusammen. Erst Christian, jetzt J. J. Konnte die Nacht eigentlich noch schlimmer werden? »Das ist ein Irrtum. Sein Name ist Christian Havreux. Aber ich wüsste nicht, was das irgendjemanden außer ihm und mir angeht.«
David Monroe lehnte sich vor. »Wie in ›Havreux Enterprises‹?«
»Ja. – Was zum Teufel soll das hier eigentlich?«
Auch J. J. schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn gesehen«, beharrte ihre vermeintliche ›Freundin‹. Bedauern klang in ihrer Stimme mit. »Es war Havebeeg. Ich irre mich nicht.«
»Das lässt sich ganz leicht klären.« MacCannan stieß sich von dem Stahlträger ab und ging zu dem Bücherregal, das die gesamte Wand zwischen zwei großen Fenstern einnahm. Als er zurückkam, hatte er ein vergilbtes Fotoalbum in den Händen. Er legte es auf den Tisch, blätterte einen Moment darin und winkte Ella dann zu sich. »Ist das der Mann, der
Weitere Kostenlose Bücher