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Hexengericht

Hexengericht

Titel: Hexengericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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Der Schlüssel war tatsächlich dort.
    Rasch schloss sie die Kammer auf. Das Licht der Kerzen fiel auf Smaragde, Diamanten, Amethyste, Opale und Rubine. Kostbare Amulette, goldene Spangen und mit Perlen besetzte Gold- und Silberkränze glitzerten vor ihr auf. Sie öffnete eine Truhe und fand mehr als ein Dutzend Münzsäcke vor. Vier Säcke hob sie heraus. Dazu stopfte sie zwei Hand voll Geschmeide in ihren Ausschnitt.
    Sie machte sich nicht die Mühe, die Kammer zu verschließen. Die Säcke zerrte sie über den Boden. Sie öffnete die nächste Tür … und schrie auf.
    Vor ihr stand Froissy.
    »Du kleine Schlange!«, fauchte er. »Hast wohl gedacht, du könntest dich einfach mit meinem Gold wegschleichen.« Er ging auf Luna zu.
    Luna stolperte rückwärts. Die Säcke ließ sie vor Froissy stehen. »Was willst du von mir?«
    Der Marquis lachte höhnisch. »Armes Dummchen. Glaubst du denn, ich lasse dich wie eine Königin auf meiner Burg leben, veranstalte Feste für dich, gebe dir vom besten Wein und den köstlichsten Speisen, und du stiehlst dich des Nachts klammheimlich davon? Ohne dich dafür erkenntlich zu zeigen?«
    Lunas Stimme zitterte. »Was willst du von mir?«
    »Das wirst du gleich sehen«, grinste Froissy. Er öffnete sein Gewand. Zum Vorschein kam sein bleicher, knöcheriger Leib, übersät von schwarzen Flecken und Warzen – und sein steifes Gemächt.
    Luna schrie auf.
    Die Panik in den Augen seines Opfers stachelte den Marquis nur noch mehr an. Er warf sein Gewand ab und warf sich auf Luna.
    Während er mit einer Hand Lunas Arme über ihrem Kopf auf den kalten Boden presste, nestelte er mit der anderen an ihrem Kleid herum. Stück um Stück schob er es höher und betastete gierig Lunas warme Schenkel. Lüsternes Stöhnen drang aus seiner Kehle. Luna gelang es nicht, ihre Beine freizubekommen. Nichts und niemand schien Froissy aufhalten zu können. Als er mit seinen langen Fingern ihre Scham berührte, bäumte sich Luna schreiend auf. Froissy verlor das Gleichgewicht und fiel zur Seite. Diesen Augenblick nutzte Luna. Sie griff nach hinten in ihren Gürtel und holte das Messer hervor. Nun geschah alles sehr schnell. Sie sprang mit ihrem ganzen Gewicht auf seine Brust, holte aus und stach die Klinge in sein linkes Auge.
    Froissy schrie auf. Er warf Luna zur Seite und versuchte, auf die Beine zu kommen. Mit zitternden Händen befühlte er sein Gesicht. Luna achtete nicht auf ihn. Zwei der Geldsäcke warf sie aus dem Fenster, dann sprang sie hinterher. Sie landete auf den Füßen wie eine Katze, nahm die Säcke auf und lief so schnell sie konnte in den Garten hinein.
    Im Herrenhaus flammten Lichter auf. Schritte hallten, Kommandos gellten und Waffen klirrten.
    Raphaels Pfiff wies Luna die Richtung. Keuchend ging sie hinter den Felsen in Deckung.
    »Man hat dich erwischt, oder?«, fragte Amicus.
    »Froissy«, entgegnete Luna. »Macht euch um ihn keine Sorgen mehr.«
    »Hast du ihn …?«, fragte Jeanne.
    Luna schüttelte den Kopf. »Die Wachen sind mir auf den Fersen.«
    Genau so hatte Raphael es geplant. »Gut so«, sagte er. »Sobald die Wachen das Seil am Söller finden, werden sie vermuten, dass wir hinuntergeklettert sind. Sie öffnen die Tore, lassen die Zugbrücke herunter und suchen unten in der Stadt nach uns.«
    »Und was machen wir?«, fragte Pierre.
    »Wir schleichen hinterher«, sagte Raphael. »Ich glaube kaum, dass auch nur ein Mann hier oben bleibt. Wir sollten also unbemerkt in die Stadt gelangen, von dort aus müssen wir uns irgendwie durchschlagen.«
    »Ein guter Plan«, meinte Amicus. »Aber was geschieht, wenn die Wachen die Tore wieder verschließen und die Zugbrücke hochziehen?«
    »In diesem Fall«, sagte Raphael, »müssen wir uns etwas einfallen lassen.«
    Amicus feixte. »Das ist ganz nach meinem Geschmack!«
    Irgendjemand schrie Befehle durch die Nacht. Durch einen Spalt konnten die Freunde den Garten und das Herrenhaus dahinter sehen. Über den Büschen blitzten Lanzen und Helme auf.
    »Da sind sie«, flüsterte Raphael.
    Zwei Dutzend schwer bewaffneter Männer stürmten aus dem Garten heraus. Sie bemerkten das Seil am Söller und rannten sofort weiter. Raphaels Plan ging auf.
    »Wir warten noch«, sagte er. »Womöglich kommen noch welche.«
    Tatsächlich stürmte gleich darauf ein weiteres Dutzend Soldaten durch den Garten an ihnen vorbei.
    Raphael spähte über den Rand des Felsens zum Herrenhaus. Jetzt war alles ruhig. »Auf!«, sagte er.
    Sie liefen los. Ab und zu sah

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