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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Absicht. Ranky konnte nicht mehr verhindern, daß eine wüste Keilerei ausbrach. Was sie zu tun vermochte, solange ihr Geist noch frei blieb, war, das Knäuel aus Leibern in die richtige Richtung zu lenken. Dabei blieb ihr nichts anderes übrig, als eine der Tobenden nach der anderen die Treppe hinunterzustoßen.
    Mehrere Schrammen bekam sie dabei selbst ab, doch wieder spürte sie, wie jeder Schlag für kurze Augenblicke von dem Druck in ihrem Schädel befreite. So setzte sie ihre ganze Hoffnung in den Kampf gegen den Stein. Wenn das nicht wirkte…
    Sie warf den Amazonen einen letzten Blick zu, bevor sie sich unter Deck begab, und sah Entsetzen in ihren Gesichtern, aber auch etwas anderes, Schlimmeres.
    Auch sie verändern sich! durchfuhr es sie. Doch sie merken es nicht!
    Ranky sprang die letzten Stufen hinab, kam federnd auf und teilte nach allen Seiten hin Schläge aus, bis sie durch die Rasenden hindurch war und den Stein vor sich liegen sah.
    Der Brocken war menschengroß und lag auf der flachen Seite. Es würde mehr als nur der Kraft von zwanzig Inselweibern bedürfen, um ihn fortzustemmen - ganz abgesehen davon, daß Ranky plötzlich eine schreckliche Furcht davor verspürte, sich ihm noch weiter zu nähern.
    Sie konnte nicht warten. Ihre Stammesgefährtinnen und auch sie selbst brauchten etwas, an dem sie sich austoben konnten.
    »Dort die Wand!« schrie sie ihnen entgegen. »Ihr seht, wo sie geflickt wurde! Schlagt die Bretter heraus! Macht eine Öffnung, die groß genug ist, um den Stein hindurchzuschieben!«
    Sie war die erste, die ihr Beil in das Holz trieb, und sie hieb es so heftig hinein, als gelte es, die Rüstung einer Todfeindin zu durchbrechen.
*
    Gerrek lehnte verdrossen an der Reling, sah den unter Deck verschwindenden Inselweibern nach und lenkte seine Blicke dann wieder auf die Amazonen und Mythor.
    »Wartet nur«, schimpfte er leise vor sich hin. »Eines Tages kriege ich Mythor doch noch herum. Dann verläßt er mit mir diese unfreundliche Welt und zieht mit mir nach Gorgan, wo ein Mann noch ein Mann ist. Und dich, Kalisse, nehme ich mit!«
    Eigentlich wollte er mit Ranky in den Laderaum gehen, doch daß auch sie ihn angeschrien hatte, war noch nicht verziehen.
    So gab sich der Mandaler so sehr seiner gekränkten Eitelkeit hin, daß er erst stutzig wurde, als von unten bereits das Splittern von Holz zu hören war.
    Gudun und Gorma hatten jetzt wirklich lange genug mit Nataika geredet. Dabei waren sie es gewesen, die den Stein von Bord haben wollten.
    Eigentlich hatten sie ihm ja nichts getan. Nur Kalisse, die jetzt unwirsch auf Scida einzureden begann, war er gram.
    »Laß ihn doch liegen!« fuhr sie die Amazone an. »Mythor wacht nicht mehr auf. Vergiß ihn. Er war nur ein Mann!«
    »Ich soll… was?«
    Scida sprang auf, riß beide Schwerter aus den Scheiden und machte Anstalten, sich auf die Gefährtin zu stürzen. Kalisse erwartete sie bereits mit der Waffe in der Hand.
    Gerrek traute Augen und Ohren nicht.
    Burras Amazonen schienen gar nicht wahrzunehmen, was um sie herum vorging. Was machten sie nur so lange mit Nataika?
    Da fiel es Gerrek wie Schuppen von den Augen. Er stieß sich von der Reling ab. Sein Rattenschwanz peitschte, und die Knitterohren zuckten, als gehörten sie nicht zu ihm.
    Der Stein wirkt nicht auf mich! erkannte er. Aber auf diese Weiber auf völlig unterschiedliche Weise! Kalisse und Scida werden sich gleich gegenseitig die Schwerter um die Ohren schlagen, und die anderen drei…
    Der Stein hält sie von sich fern! Er will nicht, daß sie mithelfen, ihn ins Meer zu werfen!
    Und ich bin der einzige, der noch bei klarem Verstand ist!
    Verzweifelt überlegte der Mandaler, was er tun konnte. Er mußte verhindern, daß sich Scida und Kalisse gegenseitig umbrachten, daß Kalisse gar Mythor etwas antat. Aber wie nur?
    Er mußte sie auseinanderbringen. Er mußte Gorma, Gudun und Tertish zeigen, wie es um sie stand. Er mußte sie zum Stein schaffen, bevor alles zu spät war!
    Dann glaubte er, eine Lösung gefunden zu haben, und zwar eine Lösung, die ganz nach seinem Geschmack war.
    Gerrek begann zu brüllen, schwang beide Arme wie Windmühlenflügel und stürzte sich auf die beiden kämpfenden Amazonen. Und ehe sie sich’s versahen, lag Scida mit einer Platzwunde an der Stirn am Boden, und Kalisse fand keine Zeit, Gerreks nächstem Hieb auszuweichen. Der Vielgeschmähte rammte ihr eine Faust in die Magengegend und ließ einen heftigen Tritt ins Gesäß folgen, als Kalisse

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