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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Gurgeln zu springen oder über die anderen herzufallen.
    Doch sie sah nur in weit aufgerissene Augen, drehte sich wieder und erblickte die Kriegerinnen, die aus den Lagerräumen aufs Deck gestürmt kamen und ihre Schwerter schwangen. In ihren Augen leuchtete der blanke Irrsinn, brannte ein wildes Feuer aus Mordlust, Haß und Verblendung.
    Unter dem Heckaufbau wurde eine Tür aufgerissen. Eine muskulöse Frau mit kurzgeschorenem Haar und fehlender Nasenspitze stand in der Öffnung, gab einen markerschütternden Laut von sich und stürzte sich mit beiden Schwertern auf die völlig überraschten Amazonen um Scida und Kalisse.
    Nataika! durchfuhr es Ranky. Das muß die Schiffsführerin sein, von der Gorma gesprochen hatte!
    Ranky stand noch wie erstarrt, als der Kampf vor ihren Augen entbrannte. Dann endlich war sie wieder so weit sie selbst, daß sie sich abermals umwandte, das Kampfbeil und das Schwert aus dem Gürtel riß und ihren Stammesgefährtinnen zuschrie:
    »Worauf wartet ihr? Auf sie, aber tötet sie nicht!«
    Und sie flehte: Große Mutter, gib uns die Kraft, dem Fremden zu widerstehen! Laß uns nicht übereinander herfallen wie diese Besessenen dort!
*
    Der Kampf war kürzer als erwartet.
    »Nicht töten!« schrie auch Gorma, als sie die ersten Hiebe von gleich drei Gegnerinnen parierte. »Seht sie euch an! Sie sind nicht sie selbst und wissen ihre Klingen kaum zu gebrauchen! Es genügt, wenn wir sie niederringen und dann fesseln!«
    Gerrek blies den Besessenen eine Flammenlohe entgegen und schüttelte den Kopf, während er der nächsten Angreiferin einfach das Schwert entriß und ihr die Faust auf den Schädel schlug.
    »Fesseln hat keinen Sinn! Nataika war auch gefesselt und hat sich befreien können!«
    »Unsinn! Ich selbst habe ihre Fesseln durchtrennt! Sieh hinter dich!«
    Der Mandaler fuhr herum, fing den Hieb ohne viel Mühe auf und schickte die nächste Kriegerin ins Reich der Träume. Kalisse, Gudun, Gorma und Tertish versuchten, die Besessenen von Mythor und Scida fortzudrängen, die sich nicht von ihrem Beutesohn wegrührte. Nun waren auch die Inselweiber heran. Die Planken bebten unter ihrem Ansturm, und wie schon auf Rakiav zeigte sich auch hier, daß sie lieber mit den Fäusten kämpften als mit den Waffen.
    Dennoch erschrak Kalisse, als sie in ihre Gesichter sah.
    Etwa zwanzig Amazonen der Sturmbrecher hatten die Katastrophe überlebt. Eine nach der anderen ging zu Boden. Gudun und Gorma rannten in Nataikas Unterkunft und fanden auf Anhieb, wonach sie suchten. Mit genügend Stricken, um alle Besessenen zu binden, kehrten sie zurück.
    Sie brauchten nicht mehr in den Kampf einzugreifen. Schwer atmend oder sich wie unter schrecklichen Schmerzen windend, lagen die Angreiferinnen auf den Planken und ließen sich widerstandslos fesseln.
    »Das war alles?« fragte Gerrek. »Kommen keine weiteren mehr?«
    »Das scheint dich zu enttäuschen«, knurrte Ranky. »Verdammt, helft uns, den Stein ins Meer zu werfen, bevor es auch uns vollends packt! Laßt sie doch liegen! Ich weiß nicht, wie lange wir noch widerstehen können, hört ihr?«
    »Ich spüre nichts«, versicherte der Mandaler. »Aber vielleicht liegt das daran, daß Beuteldrachen nicht…«
    Kalisse brüllte ihn von links an, er solle den Mund halten, Ranky von rechts. Gerrek schien um einige Handbreit zu schrumpfen und zog sich schimpfend bis zur Reling zurück.
    »Wartet noch!« rief Gudun. »Ich glaube, Nataika will uns etwas sagen. Sie… Ja, sie erkennt uns.«
    Fassungslos starrte Ranky auf die Amazonen, die sich zur Schiffsführerin hinunterbeugten, auf Scida, die bei Mythor kniete.
    »Donner und Pest! Begreift ihr denn nichts?«
    Ranky hatte den unwiderstehlichen Drang, etwas kurz und klein zu schlagen. Sie packte das Kampfbeil mit beiden Händen und hieb die schwere Schneide in die Planken. Sogleich verspürte sie eine Erleichterung, aber auch die konnte nur von kurzer Dauer sein. Ihren Stammesgefährtinnen ging es nicht anders als ihr.
    »Dann gehen wir allein unter Deck, aber ich warne euch! Seid wachsam und zögert nicht, uns niederzuschlagen, wenn wir uns… verändern!«
    Sie wartete die Antwort der Amazonen nicht ab und winkte den Inselweibern, ihr zu folgen. Erst da begriff sie, wie schlimm es schon um sie alle stand. Mit wildem Gebrüll stürmten sie zur offenen Deckplatte, unter der die hölzernen Stufen in die Laderäume der Sturmbrecher hinabführten. Sie rempelten sich gegenseitig an, stießen und schlugen sich mit voller

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