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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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sich krümmte. Die Amazone schrie erstickt auf, ließ die Klinge fallen und lief in gebückter Stellung noch einige Schritte, bis die Wucht des Tritts sie vornüberriß und sie, alle viere von sich gestreckt, flach auf dem Deck lag.
    Gerrek klatschte in die Hände.
    »Das für euch!« knurrte er. Scida hatte sich von der Überraschung erholt und stürzte sich auf ihn. Geschickt wich Gerrek aus und ließ ein Bein stehen. Scida landete wenige Schritte neben Kalisse.
    Bevor sie sich abermals aufrichten konnte, war der Mandaler bei Burras Amazonen, holte weit aus und schlug Gudun mit der flachen Hand in den Rücken, daß sie vornüberfiel und die beiden anderen dabei mit auf die Planken riß.
    »Ich bin besessen!« rief er, als sie aufsprangen und ihn wütend anstarrten. »Seht ihr nicht, daß ich besessen bin? Fangt mich, bevor ich euch alle in euren Rüstungen röste und über die Reling puste!«
    Für zwei, drei Herzschläge standen sie nur da und starrten ihn an wie ein Gespenst, und Scida und Kalisse kamen bereits wieder gefährlich nahe heran. Schon fürchtete Gerrek, daß seine Überlegungen falsch gewesen seien. Dann aber rissen die drei ihre Schwerter aus den Scheiden und warfen sich ihm unter lautem Gebrüll entgegen. In ihren Augen brannte das gleiche Feuer, das er bereits in Rankys Blicken auflodern gesehen hatte.
    Sein Einfall war zwar richtig gewesen, doch ob auch ein guter, das begann der Mandaler nun zu bezweifeln. Er erschrak vor dem eigenen Mut und fuhr herum, um sich mit einigen weiten Sätzen in Sicherheit zu bringen. Doch da standen Kalisse und Scida, die ihm den Weg verstellten.
    »Jetzt komm nur, du Wurm!« schrie Kalisse, und purer Haß lag in ihrer Stimme. »Komm her, auf daß ich dich in zwei…«
    Gerrek wollte gar nicht hören, was sie ihm in ihrem Wahn zugedacht hatte. Er blies Feuer, war mit einem gewaltigen Satz zwischen ihr und Scida, packte sie an den Armen und stieß sie den Amazonen der Burra entgegen. Er hörte ihre Flüche, als sie aufeinanderprallten, und hoffte inbrünstig, daß sie sich nicht gegenseitig bekämpfen würden.
    Gerrek verfluchte sich selbst. Ein Schwerthieb genügte, um die Welt ihres einzigen und noch dazu schönsten Beuteldrachen zu berauben. Und er hatte es mit neun Schwertern und einer Faust aus Eisen zu tun.
    Unten im Laderaum tobten die Inselweiber. Plötzlich ging Gerrek alles viel zu schnell. Aber es half nichts er mußte das einmal Begonnene zu Ende führen.
    »Kommt her, ihr unansehnlichen Weiber, die ihr Frauen sein wollt!« kreischte er schrill und hätte doch viel lieber gerufen: »Es war ja nicht so gemeint! Friede!«
    Die Rasenden hätten ihm kaum dafür den Ziegenbart gekrault. So setzte der Mandaler mit großen Sprüngen über tote und gefesselte Kriegerinnen hinweg, schlug gewagte Haken, wo er nur konnte, und floh vor seinen Verfolgerinnen kreuz und quer über das Deck der Sturmbrecher. Immerhin hatte er sich in einem nicht geirrt: Sie waren ebenso kopflos wie vorhin die Amazonen, die aus ihrer Starre erwacht und aufs Deck gestürmt waren.
    Solange sie hinter ihm her waren, fielen sie nicht übereinander her. Solange sie hinter ihm her waren, konnte aber auch ein einziges Stolpern sein Ende bedeuten. Und er mußte sie hinter sich her in den Laderaum lotsen, zu diesem fürchterlichen Stein. Nur eines hatte er dabei vergessen: Er hatte sie zur Raserei getrieben, aber wie konnte er sie dort unten wieder beruhigen?
    Gerrek rannte bis zum Bugkastell und sah das schäumende Wasser unter sich. Die Aussicht auf einen Sturz in dieses verhaßte Naß war so grauenvoll, daß er sich umwandte, allen Mut zusammennahm und noch einmal durch die Besessenen hindurchfuhr. Über und hinter ihm schlugen ihre Schwerter aufeinander, und ein stechender Schmerz im Rattenschwanz ließ den Mandaler drei Fuß hoch springen. Sich um seinen kostbarsten Körperteil zu kümmern, hatte er nicht mehr die Zeit. Er war der wilden Verfolgungsjagd überdrüssig und hielt genau auf die Treppe ins Unterdeck zu.
    Gerrek hielt sich nicht lange damit auf, die Stufen hinunterzusteigen. Er ließ sich einfach in die dunkle Öffnung fallen und ertrug mit zusammengebissenen Zähnen die Schmerzen, als er die Treppe hinunterpurzelte.
    Die wütenden Schreie der Amazonen hallten schaurig in seinen Ohren und fanden ihren Widerhall im Gebrüll der Inselweiber, die ihre Beile in die Schiffswand hieben, als wollten sie die Sturmbrecher versenken.
    Dabei prügelten sie sich und hörten erst damit auf, als

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