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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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Schlacht um Schlacht gewinnen, den Krieg aber unweigerlich verlieren.
    Sie näherten sich Ernestos Müllhalde, den riesigen Türmen aus verschrotteten Autos, umgeben von Bretterzäunen, Stacheldraht und Metallbarrikaden. Mitten aus dem verschrotteten Altmetall erhob sich Reaves dunkler Turm, und auf der Brüstung konnte Marla jetzt auch die schwarzen Riesenkrähen erkennen, von denen Zealand ihr berichtet hatte. Marla ließ ihr Flugtier abtauchen, um sich dem Turm von schräg unterhalb zu nähern, in der Hoffnung, die Krähen damit zu überraschen. Zealand zog eine seiner Pistolen und schoss einem der schwarzen Vögel genau in die Mitte der Stirn, der daraufhin mit einem Krächzen hunderte Meter in die Tiefe stürzte. Seltsamerweise schien es keinen Alarm zu geben, auch nicht, als Zealand vier weitere Vögel tötete; außerdem hatte Marla sich wegen des leuchtend weißen Gefieders ihres Reittiers Sorgen gemacht. Aber sie blieben unentdeckt. Zealand klopfte ihr auf die Schulter und
deutete auf den obersten Balkon, hinter dem sich Reaves Gemächer befinden mussten. Marla lenkte sie in die entsprechende Richtung, und schon im nächsten Moment landeten sie mit einem unsanften Ruck auf der Brüstung. Sie verharrten einen Augenblick lang neben dem Durchgang, der hinein in die Dunkelheit des Turms führte, aber immer noch kam niemand heraus, um sich ihnen entgegenzustellen. »Das läuft doch ganz gut«, sagte Ernesto und ließ sich von der Stiermöwe herunter. Marla zögerte - es fiel ihr schwer, den Bullen und seine unglaubliche Körperkraft zurückzulassen, aber für das verwinkelte Innere des Turms war er kaum das geeignete Fortbewegungsmittel. Nur zu gerne hätte sie das Geschöpf mit seinem gefährlich langen und spitzen Schnabel auch in dem bevorstehenden Kampf eingesetzt, aber leider konnte sie das Tier nur steuern, solange sie darauf saß; also befahl sie ihm, sich eng an die Brüstung geschmiegt hinzulegen, damit die um den Turm kreisenden Krähen es nicht entdecken würden. Dann stieg auch sie ab.
    Im ersten Moment hatte sie das Gefühl, als wären ihr Arme und Beine abgetrennt worden. Sie stolperte und sank auf die Knie, fühlte sich nur noch halb so groß, wie sie eigentlich hätte sein sollen. Aber nach ein paar tiefen Atemzügen hatte sie sich wieder an ihren eigenen, normal großen Körper gewöhnt. »Okay«, flüsterte sie, »Genevieve ist irgendwo in diesem Turm, ich hoffe , gleich hinter diesem Balkon, also lasst sie uns holen.« Sie schlichen sich hinein.
     
    Zealand war wenig überrascht, dass er in Reaves Privatgemächern nichts vorfand, das auch nur im Entferntesten auf so etwas wie eine Persönlichkeit hindeutete. Er sah einen
Stuhl, einen Kleiderhaken, an dem ein langer, schwarzer Mantel hing, und einen Tisch, auf dem eine große Auswahl langer Messer lag. Ansonsten gab es nur nacktes, schwarzes Mauerwerk, kein Bad, kein Bett - nichts, das andeutete, dass Reave irgendwelche biologischen Bedürfnisse hatte. Zwei Türen führten aus dem Zimmer heraus, die eine hatte einen Türknauf, die andere war vergittert und mit einem Schieberiegel versehen. »Da«, sagte er und deutete auf die Zellentür.
    »Ernesto, du bewachst die andere Tür«, sagte Marla. Mit dem Dreizack aus Langfords Labor bewaffnet, ging Ernesto auf seinen Posten. Marla schlich sich an die Gittertür heran und spähte in den Raum dahinter. »Sie ist da drinnen«, flüsterte sie Zealand zu.
    Sie standen ganz nah vor der erfolgreichen Ausführung ihres Plans. Zealand warf einen Blick durch das Gitter, und da war sie, seine arme, geschundene Genevieve, in sich zusammengesunken auf einem unbequemen, harten Stuhl in einer nackten Zelle. Ihr Kinn lag auf der Brust, ihr Gesicht war vollkommen von ihrem zerzausten Haar bedeckt, ihre gelbe Bluse besudelt, und ihr schwarzer Schal hing lose bis auf den Boden hinab. Zwischen ihren Beinen stand ein Blecheimer. Zealand spürte abgrundtiefen Hass in sich aufwallen - Reave hatte seiner Schöpferin tatsächlich einen Eimer hingestellt, in den sie ihre Notdurft verrichten musste.
    Zealand würde sie da herausholen. Genevieve würde ihren Palast wieder aufbauen und eine Armee aufstellen, und er würde Genevieves Traumheer gegen Reave in die Schlacht führen und den König der Albträume für immer auslöschen. Die Tür war nicht verschlossen, Zealand konnte den Riegel
einfach zur Seite schieben. Die Tür öffnete sich mit einem langgezogenen Krächzen, aber Genevieve reagierte nicht.
    Zealand rannte zu

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