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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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ihrem Stuhl und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    Genevieve hob den Kopf. Aber es war nicht Genevieve, sondern eines von Reaves Schattengesichtern, das Genevieves Kleidung und eine Perücke trug. Die Kreatur griff nach dem Eimer zwischen ihren Beinen und schüttete ihn Zealand ins Gesicht. Er hob instinktiv die Hände, doch schon spritzte ihm die Flüssigkeit zischend entgegen. Zealand schrie, während seine Haut sich auflöste - nein, nicht seine Haut, sondern das Moos. Die Flüssigkeit aus dem Eimer tötete das Moos ab, und Zealand spürte einen plötzlichen Schmerz in seinem Rücken, der ihn sofort zu Boden gehen ließ. Das Moos zuckte und wand sich, versuchte seinen vergifteten Körper zu verlassen, und Zealand sah, wie es über den Boden davonkroch, zischend und dampfend, sich braun verfärbte und dann abstarb. Sein Rücken schmerzte, und etwas Nasses quoll aus den Stellen hervor, wo Reaves Messer ihn getroffen hatten. Das Schattengesicht stand auf und ließ ihn achtlos liegen. Da wusste er, dass es vorbei war. Er war keine Bedrohung mehr. Seine Augen schlossen sich, und Zealand verließ die Welt mit seinen bitteren Gedanken an all das, was er getan hatte, und an das, was nun nie mehr in Erfüllung gehen würde.
     
    Die Gestalt, die nicht Genevieve war, schleuderte Zealand etwas ins Gesicht, woraufhin dieser sofort in sich zusammensank. Marla zog ihren Dolch, entsetzt darüber, dass sie auf einen so plumpen Trick hereingefallen war, dann hörte
sie einen Fluch und das Geräusch von zerspringendem Glas aus dem Nebenzimmer, begleitet vom Gestank von ungeklärtem Abwasser. Ihr blieb keine Zeit, sich darum zu kümmern, denn das Schattengesicht stieg bereits über Zealand hinweg und kam auf sie zu. Marla stieß zu, der Dolch schnitt durch das Gesicht des Wesens wie durch einen Stofffetzen, und es ging zu Boden. Marla wollte gerade zu Zealand hinüberrennen, da kam Ernestos Hilferuf. Sie wirbelte herum und eilte zurück in Reaves Kammer, wo Ernesto Schulter an Schulter mit einer wabernden Gestalt aus schwarzem Rauch und tropfendem Matsch stand - sein Schlammgolem. Sie stemmten sich gegen die durch die Tür hereinströmenden Schattengesichter und verloren immer mehr an Boden.
    »Reave!«, brüllte Marla. »Warum versteckst du dich hinter deinen Gespenstern? Hast du etwa Angst, dass eine Frau dir in den Arsch treten könnte? Versuchst du, mich ein bisschen müde zu machen, damit ich’s dir nicht ganz so hart besorge?« Sie wollte lieber verdammt sein, als sich mit Reaves hirnlosen Schattenkillern herumzuschlagen - sie wollte ihn , und sie hoffte, dass sein Stolz und sein Frauenhass ihn dazu bringen würden, sich ihr endlich zu stellen.
    Die Schattengesichter zögerten, und Ernesto und sein wabernder Golem nutzten die Gelegenheit, wieder zu Atem zu kommen. Marla blickte hinüber zu Zealand, der immer noch auf dem Boden der Gefängniszelle lag, und als sie die Blutlache sah, die sich um ihn gebildet hatte, gab sie jegliche Hoffnung für ihn auf. Ursprünglich hatte er versucht sie zu töten, jetzt war er stattdessen für sie gestorben.
    Nein, eigentlich war er für seine eigene Sache gestorben,
für Genevieve, und Marla würde alles daransetzen, dass sein Tod nicht umsonst war.
    Die Schattengesichter machten einen Durchgang frei, und Reave betrat den Raum. Er rümpfte die Nase. »Ich rieche eine Leiche. Armer Zealand. Obwohl ich sagen muss, dass er eigentlich keinem Mord zum Opfer gefallen ist. Es war eher Unkrautvernichtung . Erstaunlich, was ein Eimer voll Herbizid anrichten kann, wenn man mehr Moos als Mensch ist. Bei euch anderen werde ich auf etwas konventionellere Methoden zurückgreifen müssen.«
    »Wo ist Genevieve?«, unterbrach ihn Marla.
    »Gar nicht weit weg, nur ein paar Stockwerke weiter unten. Natürlich hielt ich sie zunächst hier oben in meinen Gemächern gefangen, aber ein Vögelchen zwitscherte mir zu, dass Besuch ins Haus steht, deshalb hielt ich es für angemessen, sie woanders hinzubringen. Und jetzt werde ich mir deinen Kopf holen.«
    Marla zog sich mit Ernesto und dem Golem in Richtung des Balkons zurück. »Ernesto, lass mir den Golem und verschwinde von hier.«
    »Auf keinen Fall. Das hier ist auch mein Kampf. Der Dreckskerl befindet sich auf meinem Grund und Boden.«
    »Ernesto«, flüsterte sie. »Ich werde jetzt gleich meinen Umhang wenden, und ich möchte nicht, dass dir dabei etwas zustößt.«
    »Scheiße«, zischte Ernesto. »In Ordnung.« Er rannte auf den Balkon und sprang

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