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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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ging sie um den Tisch herum und verließ das Büro, ohne ihn noch einmal anzusehen.
    Hamil saß in seinem Sessel und las. Als Marla hereinkam, blickte er auf. »Ging ja schnell«, sagte er. »Hast du ihn verhext?«
    »Er gehört jetzt zu uns. Erklär ihm, wie er zum Club kommt. Und hättest du vielleicht einen Mantel, den ich mir ausleihen kann?«

4
    Marla ging flotten Schrittes durch die Straßen, weg von Hamils Apartment. Der klare Himmel ließ den frischen Schnee zu einem funkelnden Schauspiel werden, auch wenn das Glitzern nicht gegen die Kälte half. Sie war tief in Gedanken versunken, weit mehr als das normalerweise der Fall gewesen wäre. Und das alles nur wegen dieses Jungen . Auch die Tatsache, dass Joshuas Liebreiz magischer Natur war, dass die Anziehung, die sie verspürte, einem Hirnschwund geschuldet war, der auf nichts weiter als Pheromonen oder einer Art psychischer feindlicher Übernahme beruhte, änderte nichts an ihren Gefühlen. Am liebsten hätte sie ihn mit einem Dessertlöffel aufgeschlabbert. Wie sollte sie jemals mit ihm arbeiten? Vielleicht würde sie ihn ganz einfach von Hamil instruieren lassen. Ihr Consigliere war die heterosexuellste Person, die sie kannte, wahrscheinlich würde er in Joshua so etwas wie seinen lange verloren geglaubten Sohn sehen. Jedenfalls lief er weit weniger Gefahr, derart den Kopf zu verlieren, wie Marla es von sich selbst befürchtete.

    Sie kam an einem dünnen Mann vorbei, der zusammengekauert auf einem Abluftgitter saß. Unvermittelt blieb sie stehen und ging noch einmal zu dem Mann zurück. »Hey«, sagte sie, »das ist Dutch Mulligans Gitter.«
    Der Mann blickte zu ihr auf und kniff die Augen zusammen. Er war noch nicht sehr alt, Mitte vierzig vielleicht, und die leicht ergrauten Schläfen verliehen ihm eine gewisse besondere Note. Er hatte keinen Mantel an und zitterte sogar in der Hitze der Abluft. »Wie bitte?«, fragte er. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    Marla kniete sich vor ihn hin. »Sie sitzen auf Dutch Mulligans Abluftgitter. Er ist wahrscheinlich kurz weg, um sich eine neue Flasche zu besorgen oder so, aber er wird wiederkommen, und wenn Sie dann immer noch auf seinem Gitter sitzen, reißt er Ihnen den Arsch auf.« Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht wollen Sie ja, dass Ihnen jemand den Arsch aufreißt, keine Ahnung, aber falls nicht, sehen Sie besser zu, dass Sie sich vom Acker machen.«
    Der Mann kam schwankend auf die Beine. »Mir war nicht bewusst, dass ich … hier einen Hausfriedensbruch begehe. Vielen Dank für die Warnung.« Er war aufrichtig bemüht, seine Würde zu wahren und schaffte es sogar beinahe, trotz der dreckigen Hose und des süßlichen Geruchs seines ungewaschenen Körpers.
    »Wie lange leben Sie schon auf der Straße?«, fragte Marla und stand ebenfalls auf.
    »Seit ein paar Wochen. Zuerst war es gar nicht so schlimm, ich meine, bevor das Wetter umschlug.«
    Marla nickte. Bis vor ein paar Tagen war der Winter geradezu mild gewesen, aber dann war ein Blizzard über die
Stadt hergefallen. Februar war meistens der schlimmste Monat, und Felport war noch immer damit beschäftigt, sich aus den Schneemassen freizuschaufeln. »Wie heißen Sie?«
    »Ted.« Ganz automatisch streckte er die Hand aus, schien es aber sofort zu bereuen. Er wollte sie gerade wieder zurückziehen, da ergriff Marla seine Hand und schüttelte sie.
    »Sie haben einen angenehmen Händedruck, Ted. Sagen Sie, was für Drogen nehmen Sie eigentlich?«
    »Überhaupt keine. Sehe ich etwa aus, als wäre ich auf Drogen?« Nein, tat er nicht. Jetzt wirkte er beleidigt.
    Marla zuckte die Achseln. »Wenn Sie keine nehmen, dann leben Sie tatsächlich noch nicht lange auf der Straße. Würden Sie sich als einen sehr akribischen Menschen bezeichnen, Ted?«
    »Ich … warum fragen Sie mich das alles? Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich bin die Frau, bei der Sie gerade ein Bewerbungsgespräch haben. Ich brauche einen Sekretär. Sie sind mein erster Bewerber.«
    »Ach, lassen Sie mich in Ruhe«, sagte er resigniert. »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.«
    »Ted, bitte, das tue ich nicht. Hören Sie mich an, ich bin eine vielbeschäftigte Frau, und wenn Sie den Job nicht wollen, werde ich mir jemand anderen suchen.«
    »Niemand stellt einen … einen Obdachlosen ein.«
    Marla schnaubte. »Ich habe Sie auch nicht gefragt, ob Sie Gehirnchirurg werden wollen. Ich brauche jemanden, der mir Kaffee bringt, meine Ablage erledigt, Telefongespräche entgegennimmt und sich darum

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