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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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kümmert, dass ich nichts Wichtiges vergesse. Wollen Sie den Posten nun oder nicht?
Wenn sich jedoch herausstellen sollte, dass Sie doch alkoholoder drogensüchtig oder aus irgendeinem anderen Grund nicht zu gebrauchen sind, werde ich Sie natürlich sofort wieder feuern.«
    »Nun ja, zumindest habe ich kein Interesse an einer Stellung, die einer Leibeigenschaft gleichkommt. Wie viel bringt dieser Job denn ein?«
    »Auf jeden Fall mehr, als hier auf Dutch Mulligans Abluftgitter herumzusitzen. Die Details können Sie mit meinem Personalmanager besprechen. Hier, das ist meine Karte, und da haben Sie etwas Geld für ein Taxi. Mein Büro befindet sich in einem Nachtclub namens Juliana’s. Kommen Sie dorthin, und klopfen Sie einfach an die Tür. Der Laden gehört meinem Geschäftspartner, Rondeau. Wenn er aufmacht, sagen Sie ihm, dass ich Sie schicke und dass Sie mein neuer Sekretär sind. Er wird Ihnen alles erklären. Wenn er Ihnen allerdings anschaffen sollte, die Damentoiletten zu säubern, dann weigern Sie sich. Sie arbeiten für mich , nicht für ihn. Sagen Sie ihm auch, dass ich Ihnen das gesagt habe.«
    »In Ordnung«, meinte Ted und nahm mit einem leicht irritierten Gesichtsausdruck die Karte entgegen. »Werden Sie auch dort sein?«
    »Ja, bald. Dann können wir uns länger unterhalten. Ich bin übrigens Marla Mason, aber nennen Sie mich Marla.« Der arme Tropf dachte wahrscheinlich, sie hätte vor, ihn unter Drogen zu setzen und ihm ein paar seiner Organe zu stehlen. Aber wer konnte ihm das schon verübeln? Die Menschen waren nun einmal nicht daran gewöhnt, dass ihnen etwas Gutes einfach so aus heiterem Himmel in den Schoß fiel. Marla hatte jedoch eine Menge schlechtes Karma abzuarbeiten,
und solche gelegentlichen Ausbrüche spontaner Mildtätigkeit waren für ihr Seelenheil unabdinglich. Außerdem würde Ted sich wohl kaum dümmer anstellen als die schrägen Vögel, die Rondeau aller Wahrscheinlichkeit nach anschleppen würde. »Also dann, bis später.« Und weg war sie. Marla machte einen langen Umweg, um den Fludd Park zu umgehen. Es stand ihr nicht der Sinn danach, auf Kieswegen unter kahlen Bäumen zu lustwandeln, vorbei an zugefrorenen Ententeichen, draußen in der Natur . Heute Morgen hatte sie vom Rücksitz ihres Bentleys aus genug freie Natur zu sehen bekommen. Sie sollte Rondeau lieber gleich anrufen und ihm sagen, dass Ted vorbeikommen würde …
    Ihr Gesichtsfeld verzerrte sich, ihr Kopf begann zu hämmern, und ein starkes Schwindelgefühl überkam sie. Und die Stadt um sie herum hatte sich verändert.
    Ihr Fuß rutschte ein paar Zentimeter weiter nach unten - weit genug, dass ihre Zähne klappernd aufeinanderschlugen. Der Gehweg unter ihren Füßen war verschwunden. Statt auf eisüberzogenem Beton stand sie schwankend auf dem Kopfsteinpflaster einer breiten Prachtstraße, die sich zu beiden Seiten in sanften Kurven bis außer Sichtweite erstreckte. Die Luft roch nach Orangenblüten; wie der Frühling in Cordoba. Die Häuser um sie herum waren nicht gemauert, sie bestanden aus nichts weiter als im Wind flatternden Leinwänden; Fenster und Türen waren lediglich aufgemalt wie bei der Kulisse in einem Theater. Eine scharfe Brise wehte durch die Straßen, und die Seitenwände der Gebäude wölbten sich nach außen wie die Segel eines Schiffs. Das Schwindelgefühl verschwand genauso schnell, wie es gekommen war, und jetzt sehnte Marla ihren Umhang herbei oder ihren
Amtsdolch, irgendetwas, das ihr das Gefühl gab, eher gefährlich als selbst gefährdet zu sein.
    Sogar ihr unfehlbarer Orientierungssinn schien verschwunden, und sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so verloren gefühlt zu haben. Marla kannte ihre Stadt - und das war sie jedenfalls nicht. War sie irgendwohin teleportiert worden? Unsinn,Teleportation war ein weit dramatischeres Erlebnis als das hier, und nichts deutete darauf hin, dass ein Stück in ihrer Erinnerung fehlte. Sie war ganz einfach … an einem anderen Ort. Marla drehte sich hierhin und dorthin, sah sich nach allen Richtungen um, suchte die Umgebung nach potentiellen Bedrohungen ab und atmete so langsam wie möglich, um ihren Adrenalinpegel zu senken, ihren rasenden Herzschlag wieder zu verlangsamen. Es hatte aufgehört zu schneien, und die warme, feuchte Luft weckte in ihr den Drang, sich unverzüglich ihres geliehenen Mantels zu entledigen.
    Marla war nie der Typ gewesen, der lieber abwartete, wenn sie ebenso gut handeln konnte. Also eilte sie über das grobe

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