Hexengift
Teil in Form von Tributzahlungen in deinen Taschen landet und darüber als Gehalt eventuell wieder bei mir, wer weiß? Aber mein Glück hat mich ziemlich im Stich gelassen, als ich es das letzte Mal in einem ihrer Läden versucht hab. Deshalb sehe ich gerade zu, ob sich nicht was anderes findet, wie ich bereits sagte.«
»Pferderennen sind ebenfalls reines Glücksspiel, wenn man keine Ahnung von der Materie hat«, merkte Marla an. »Und die hast du nicht, außer du hast dich in letzter Zeit ein bisschen schlaugemacht, wovon mir aber nichts aufgefallen ist. Hast du schon mal über Poker nachgedacht?«
Rondeau verdrehte die Augen. »Marla, es ist nicht gerade
so, dass ich von Poker besonders viel Ahnung hätte. Wenn ich beim Würfeln verliere, kann ich es wenigstens auf ein ungerechtes Schicksal, einen mir gegenüber vollkommen gleichgültigen Kosmos schieben. Aber wenn ich beim Poker verliere, bin ich selbst schuld, und das ist nicht gut für mein Ego.«
Marla lachte. »Nun, dann geh zu dem Außenbüro unten an der Neunten, nicht zur Rennbahn. Es könnte sein, dass ich dich brauche.«
»Du meinst, ich darf nicht Zeuge jenes unvergleichlichen Ereignisses sein, bei dem große, pflanzenfressende Säugetiere im Kreis rumrennen?«, fragte Rondeau. »Das gibt mir jetzt wirklich den Rest, Marla! Darin liegt doch der ganze Kick!« Er steckte einen Bagel in seine Sakkotasche, winkte kurz und trollte sich dann.
Marla ging die Überreste der Zeitung durch, die Rondeau völlig zerlesen auf dem Tisch zurückgelassen hatte. Sie fand nur die üblichen schlechten Nachrichten, nichts, das sie beunruhigen musste, und ihren Leuten war es offensichtlich auch gelungen, jegliche Berichterstattung über die seltsamen Ereignisse in Verbindung mit Genevieve Kelley zu unterbinden. Trotzdem hatte Marla schon zu lange tatenlos zugesehen. Dass sie von Joshua abgelenkt war, war zwar verständlich, aber nicht entschuldbar. Sie ging hinüber in ihr Büro und ließ sich auf die Couch fallen. Ted saß an ihrem Schreibtisch und legte gerade den Hörer wieder auf. »Alles arrangiert«, sagte er. »Hamil, Langford und Kardec werden um zwölf Uhr dreißig hier sein. Dr. Husch nimmt auf Konferenzschaltung teil.«
Marla zog eine Augenbraue hoch. »So schnell? Hat keiner rumgezickt?«
»Nein. Hatten Sie das erwartet?«
»Eigentlich nicht«, sagte Marla nachdenklich. Hätte sie selbst angerufen, hätte jeder von den dreien sie mit Fragen und Forderungen überhäuft, aber nachdem sie diese Aufgabe ihrem Sekretär - jemandem, der ohnehin nichts zu sagen hatte - übertragen hatte, klappte es wie von selbst. Die Sache mit Ted lief besser als erwartet. Trotzdem musste sie ihn noch genauer kennenlernen. Sie hätte sich schon vor zwei Tagen auf ein ernstes Gespräch mit ihm zusammensetzen sollen. »Gute Arbeit, Ted. Und jetzt, da Sie für mich arbeiten, wäre es vielleicht an der Zeit, Ihnen ein paar Fragen zu stellen. Wie genau hat es Sie auf die Straße verschlagen?«
Einen Moment lang sah Ted sichtlich angespannt aus. Dann nahm er seine Brille ab und begann, die Gläser mit einem Taschentuch sauber zu reiben. Marla fragte sich, ob er seine Brille wohl abgenommen hatte, um sie nicht so genau sehen zu müssen. »Ich habe ein paar Fehler gemacht und hatte eine ausgedehnte Pechsträhne.«
»War Alkohol im Spiel? Rondeau sagte mir, Sie wären jede Nacht auf ein paar Drinks nach unten gegangen, und ich mache mir ein bisschen Sorgen deswegen. Wenn Sie Probleme mit Saufen haben, nun, dann können wir etwas gegen Ihre Gelüste unternehmen, verstehen Sie? Es besteht kein Grund, die Sache außer Kontrolle geraten zu lassen.«
»Ich bin kein Alkoholiker. Ich bin generell nicht anfällig für Süchte, außer vielleicht nach Schach. Aber …« Er schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, eigentlich wollte ich Ihnen ein paar Fragen stellen, und zwar über den Bereich, indem Sie …«
»Sobald Sie es sind, der mich bezahlt, werde ich Ihre Fragen
beantworten«, schnitt Marla ihm das Wort ab. »Und falls es Ihnen gegen den Strich geht, ohne die von Ihnen geforderten Informationen für mich zu arbeiten, nun, ich werde Sie vermissen, aber da ist die Tür. Falls Sie jedoch weiter für mich arbeiten wollen, Ted, brauche ich ein paar Antworten. Die haben zunächst keine Rolle gespielt, weil ich ohnehin dachte, dass Sie wahrscheinlich versuchen würden, sich mit dem Geld aus der Kasse unten im Club wieder auf die Straße davonzumachen. Aber das haben Sie nicht, Sie scheinen es
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