Hexengift
ernst zu meinen mit dem Job, und Sie machen ihn gut, und deshalb brauche ich ein paar Informationen von Ihnen. Es geht mir nicht um Ihre Lebensgeschichte, nur um die relevanten Dinge. Was haben Sie gemacht, bevor Sie anfingen, auf Dutch Mulligans Abluftgitter herumzuhocken?«
Ted setzte seine Brille wieder auf. In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Scham und Trotz. »Ich war Mathematiklehrer an einer Highschool.«
Marla ließ ihren Finger kreisen. »Und?«
Ted zuckte mit den Achseln. »Ich wurde gefeuert. Meine Frau ließ sich scheiden, und ich musste in ein winziges Einzimmerapartment umziehen. Meine Ersparnisse waren aufgebraucht, bevor ich einen neuen Job finden konnte, und als ich die Miete nicht bezahlen konnte, setzte man mich auf die Straße. Dort lebte ich seit ein paar Wochen, als Sie mich auflasen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, entweder an Unterkühlung zu sterben oder in einer dieser hoffnungslos überfüllten Obdachlosenunterkünfte ermordet zu werden. Sie haben mir das Leben gerettet, und dafür bin ich Ihnen dankbar, aber …«
»Warum wurden Sie gefeuert?«
»Marla, ich möchte wirklich …«
»Antworten Sie mir, Ted. Oder ist es Ihnen lieber, wenn ich ein paar Anrufe mache und es selbst herausfinde?«
»Ich habe mit einer meiner Schülerinnen geschlafen«, sagte er niedergeschlagen.
»Wie alt?« Das war eine entscheidende Frage.
»Sie war siebzehn. Ich bin kein Pädophiler. Es war unangebracht, es war falsch, das weiß ich, aber ich bin kein Kinderschänder, ganz egal, was sie in der Schule über mich erzählt haben.«
»Gut, wenn ich Ihre Geschichte mit dem vergleiche, was man im Internet so alles zu sehen bekommt, sind Sie nicht der Einzige, der Teenies heiß findet; trotzdem, wie bescheuert sind Sie eigentlich? Ich bin mir über Ihr Urteilsvermögen nicht ganz im Klaren. War es eine Cheerleaderin, die eine Eins in Mathe wollte, oder so etwas? Ist Ihr Hirn angesichts der Gegenwart von so viel Mädchen-Frischfleisch heißgelaufen?«
»So war es nicht. Sie war keine Cheerleaderin. Ich war Trainer im Schachclub, zu dem sie gehörte. Brittney. Sie war sehr gut, bereits ziemlich weit oben in der nationalen Rangliste und wirklich sehr begabt. Wir verliebten uns ineinander, zumindest dachte ich, es wäre Liebe …« Er seufzte. »Aber, natürlich, es war bescheuert. Wir sprachen davon, wegzugehen, sobald sie achtzehn ist. Aber … wir haben nicht bis dahin gewartet, um die körperliche Seite unserer Beziehung auszuleben. Sie erzählte es einer ihrer Freundinnen, die es wiederum Brittneys Eltern erzählte, und als die nachbohrten, gab sie alles zu. Und das war’s dann. Weder der Direktor noch Brittneys Eltern wollten, dass die Sache öffentlich
wird, also kam es zu keiner Anzeige; ich habe ganz einfach ›gekündigt‹. Meine Frau ließ sich natürlich scheiden. Das ist alles.«
»Haben Sie noch Kontakt zu dem Mädchen?«, fragte Marla.
Ted schüttelte den Kopf. »Sie geht seit Herbst zur Uni. Sie schrieb mir nur einen Brief, dass ihr alles leidtut und sie mich auf ewig als ihre erste Liebe in Erinnerung behalten würde … nun, sie ist eben noch jung. Ich hätte es besser wissen müssen.«
»Okay«, sagte Marla nach einer Weile. »Minderjährige vögeln ist bei mir nicht drin, verstanden? Manchmal schafft es eine von denen, in den Club zu kommen - bevor Sie sich also näher mit jemandem einlassen, den Sie dort unten kennengelernt haben, vergewissern Sie sich gefälligst, dass die betreffende Person auch garantiert volljährig ist. Und falls ich herausfinden sollte, dass an der Geschichte noch mehr dran ist, als Sie mir erzählt haben, sprechen wir noch einmal miteinander. Ansonsten gibt es, denke ich, keine Probleme zwischen uns. Sie haben eine Dummheit gemacht und dafür bezahlt. Solange Sie keine weiteren Fehler machen, sollten wir gut miteinander auskommen.«
»Ich danke Ihnen, Marla«, sagte er, den Blick fest auf den Schreibtisch vor sich geheftet. Marla fühlte sich ein wenig schuldig, dass sie gerade so in seinen tiefsten Wunden herumgestochert hatte, aber sie hatte es ganz einfach erfahren müssen.
Ted hatte ihr also alles gebeichtet, und jetzt war wohl sie an der Reihe. »Sie wollten doch wissen, was genau ich eigentlich mache, Ted. Was glauben Sie denn?«
Ted blickte ihr direkt in die Augen - was Marla hinreichend beeindruckte - und sagte: »Nun, Sie haben ein Büro über einem Nachtclub. Sie treffen sich mit Mitarbeitern, die in seltsamen Labors arbeiten.
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