Hexengift
würden es nie zu einem Weltklasseathleten bringen, ganz egal, wie hart sie trainieren, und anderen, die durchaus das Zeug zum Spitzensportler hätten, fehlt ganz einfach der Wille . Ich weiß nicht, ob es bei Ihnen nicht genauso ist. Aber vielleicht wäre es möglich.« Marla schnippte noch einmal mit den Fingern, und von einer Sekunde auf die nächste standen sie wieder auf dem Dach, in der Kälte des Winters. Ted geriet ins Schwanken, obwohl sie sich eigentlich gar nicht bewegt hatten, und Marla musste ihn an der Schulter festhalten, damit er nicht der Länge nach in den Schnee fiel. »Kommen Sie, Ted. Sie müssen sich noch darum kümmern, dass unsere Gäste nachher etwas zu essen haben.«
Ted starrte sie einen Moment lang an, dann lachte er laut.
»Ja, ich … da haben Sie recht. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich an all das hier gewöhnt habe.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit dabei, solange Sie darüber nicht Ihre Aufgaben vergessen.« Marla fand, dass er sich bisher recht wacker geschlagen hatte. Mit ihrer Magie-als-Wissenschaft-Erklärung fühlten die meisten Leute sich erstaunlich wohl. Sie selbst hielt sie zwar zur Hälfte für Unsinn - es gab Aspekte an der Magie, die schlichtweg zu abgedreht waren, um sie durch irgendwelche Erklärungsmodelle rational erfassbar zu machen -, aber sie sah keinen Grund, Ted jetzt schon damit zu konfrontieren. Sie würde ihn ganz behutsam an die Materie heranführen.
Als sie wieder nach unten gingen, fragte Ted: »Wie ist das beispielsweise mit … Voodoo? Kann so etwas wirklich funktionieren? Kabbalistik? Die Zukunft vorhersagen? Telekinese? Hellsichtigkeit? Geisterbeschwörung?«
»Jedes Einzelne davon«, sagte Marla. »Alles funktioniert … wenn man es richtig macht. Aber es ist sehr, sehr schwer, auch nur eines davon richtig zu beherrschen. Die meisten spezialisieren sich. Mein Mitarbeiter Hamil beispielsweise ist ein Meister des Sympathiezaubers. Es gibt einen Typen namens Gregor, der ist gut darin, die Zukunft vorauszusagen, und bevor Sie jetzt vom freien Willen des Einzelnen anfangen: Es geht dabei eher um den Verlauf von Wahrscheinlichkeitskurven und die Vorhersage, was voraussichtlich eintreten wird oder vielleicht auch der einzig mögliche Ausgang einer gegebenen Situation ist, verstehen Sie? Es geht darum, mögliche Zukünfte vorherzusagen, aber wenn man die Parameter weit genug einschränken kann, werden diese Möglichkeiten praktisch zu Gewissheiten. Gregor ist reicher als der liebe
Gott. Er hat ein gutes Händchen für Immobilienspekulation und die Entwicklung zukünftiger Märkte.«
»Was ist Ihr Spezialgebiet?«
»Dinge aus Leuten herauszuprügeln, mehr oder weniger. Ich mache ein bisschen was von allem. Spezialgebiete haben mich nie interessiert - das wird mir zu schnell langweilig. Viele halten mich für eine hoffnungslose Dilettantin, und manche von denen bleiben auch so lange dabei, bis ich ihnen am eigenen Leib das Gegenteil demonstriere. Mein Credo lautet Vielseitigkeit , Ted. Natürlich, bei einem direkten Vergleich mit einem anderen Magier in dessen Spezialgebiet würde ich wohl verlieren, aber ich habe weit mehr Asse im Ärmel als jeder einzelne von denen. Und wenn ich tatsächlich einmal einen Spezialisten brauche, dann heure ich einen an, der die jeweilige Aufgabe für mich erledigt. So einfach ist das.«
»Verstehe. Und was ist Rondeaus Spezialgebiet?«
Marla zögerte. Zum momentanen Zeitpunkt in Teds Unterweisung in den Künsten der Magie war es vermutlich etwas früh, ihm zu erklären, dass Rondeau eigentlich eine freischwebende, parasitäre psychische Wesenheit unbekannter Herkunft war, die die Kontrolle über den Körper, den sie momentan bewohnte, seinem damaligen Besitzer entrissen hatte, als besagter Unschuldiger gerade einmal acht Jahre alt gewesen war. »Rondeau hat kein Spezialgebiet, er ist kein Magier. Er kennt ein paar Tricks, aber er hat weder die Begabung noch den Willen, sich recht viel mehr als das anzueignen. Dennoch ist er eines der wertvollsten Mitglieder meiner Organisation, loyal, flexibel und vertrauenswürdig. Sie sollten sich mal ansehen, was er so alles mit seinem
Butterflymesser anstellen kann. Und jetzt kommen Sie mit, damit ich Ihnen unseren speziellen Konferenzraum zeigen kann.«
Sie führte ihn weiter nach unten. »Wie gut kennen Sie sich mit der Geschichte von Felport aus, Ted?«
»Nicht besonders, fürchte ich.«
»Aber Sie wissen, wie diese Stadt zu ihrem Namen gekommen ist?«
»Gab es
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