Hexengift
auf, seufzte kurz und rief Langford an.
»Deine Stadt macht gerade ein paar unschöne Veränderungen durch«, sagte er unaufgefordert.
»Ist mir bereits aufgefallen. Irgendwas Neues über Genevieve?«
»Sie hält sich zwischenzeitlich immer wieder in der Stadt
auf, aber nur für kurze Zeit. Ich bin gerade dabei, die Parameter einzugrenzen. Ich habe mein Suchprotokoll mit einem kleineren Orakel verschaltet, und bis jetzt war es eher ein Ratespiel, ihren nächsten Aufenthaltsort vorauszusagen, die Trefferwahrscheinlichkeit lag nur etwa fünf Prozent höher als beim bloßen Raten - warte, jetzt sind es sechs. Die Treffergenauigkeit steigt mit jedem Suchdurchlauf exponentiell an, sodass ich … hm … morgen, etwa ab dem frühen Nachmittag, in der Lage sein müsste, ihren nächsten Aufenthaltsort mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit vorherzusagen.«
Marla war entzückt. Das war weit mehr, als sie gehofft hatte. »Langford, du bist ein Genie.«
»Manchmal, wenn ich Glück habe. Stell schon mal dein Einsatzteam zusammen, sie sollen sich jeden Moment bereithalten. Es könnte sein, dass ich euch nicht viel Vorwarnzeit geben kann.« Er machte eine kurze Pause. »Und alles, was ich gerade gesagt habe, gilt natürlich nur, wenn in der Zwischenzeit nicht eine einem Albtraum entsprungene Armee von Monstern über mein Labor herfällt.«
»Triff alle Vorsichtsmaßnahmen, die notwendig sind.«
»Das ist, ähm, ziemlich teuer«, erwiderte Langford.
»Ich zahl die Rechnung.«
»Wie Sie wünschen, Ma’am. Soll ich immer noch bei dieser Zusammenkunft erscheinen?«
»Ich glaube nicht. Ich dachte, ich würde dich als eine Art wissenschaftlichen Berater brauchen, damit sie mir glauben, dass wir alles tun, was wir nur können. Aber jetzt, da du mir einen definitiven Zeitplan vorgegeben hast, werde ich sie auch so überzeugen können.«
»Stopf ihnen einfach das Maul.«
»Und wie geht es unserem alten Kumpel Zealand? Konntest du ihn aufspüren?«
»Noch nicht. Er ist verdammt gut versteckt. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass er die Stadt noch nicht verlassen hat. Es gibt nur wenige Orte, an denen man sich so gut verstecken kann, und offensichtlich hat er einen davon gefunden.«
Marla seufzte. »Was bedeutet, dass er von einem Magier angeheuert wurde, der ihn jetzt versteckt. Na ja, nicht gerade eine Überraschung, aber trotzdem ärgerlich. Versuch’s einfach weiter. Irgendwann muss er ja wieder rauskommen.«
»Ja, natürlich. Ich werde es dich wissen lassen, sobald er auftaucht.«
»In Ordnung.« Sie legte auf.
Kurz danach rief Hamil wieder an und sagte ihr, dass die Zusammenkunft um neun Uhr bei Gregor stattfinden würde. Marla fiel ein Stein vom Herzen. Trotzdem konnte sie nicht anders, als rastlos in ihrem Büro auf und ab zu laufen und zwischenzeitlich immer wieder hinaus in das Schneetreiben zu starren und sich zu fragen, welche verrückten Dinge dort draußen wohl jetzt gerade geschahen. Sie war so verzweifelt, dass sie sogar versuchte zu meditieren, aber nichts half.
Egal. Sie würde Joshua eben doch anrufen, auch wenn Hamil ihr bereits gesagt hatte, dass er bei der Zusammenkunft dabei sein würde. Nach einem Tag wie diesem hatte sie ein bisschen Liebesgeflüster verdient.
Aber so lange sie es auch läuten ließ, er meldete sich nicht, und Marla fiel nichts ein, was sie auf die Mobilbox
hätte sprechen können, ohne dabei schwach und verzweifelt zu klingen.
Zealand verbrachte eine Stunde damit, auf einer verlassenen Baustelle auszuprobieren, was er mit diesem magischen Moos so alles anstellen konnte. Es stellte sich heraus, dass es ganz brauchbar war. Er fühlte sich schon fast wie Spiderman und schlang eine Moosranke um einen Stahlträger, doch als er versuchte, sich daran durch die Luft zu schwingen, wäre er beinahe gegen einen Betonpfeiler geknallt - es funktionierte eindeutig besser, Gegenstände damit einzuwickeln oder niederzureißen. Während seiner Versuche scheuchte er ein paar Ratten auf, und das Moos stürzte sich ohne sein Zutun auf sie - Fäden schossen aus seiner Hand, wickelten die Ratten ein und machten sie bewegungsunfähig. Ein paar Augenblicke später verfärbte sich das Moos braun und zerfiel zu Staub. Unter dem Staub begraben lagen kleine, weiße Skelette. Unheimlich, aber das traf wohl auf Zealands gesamtes Arbeitsfeld zu. Zwischenzeitlich breitete sich das Moos auch auf seine andere Hand aus, was einigermaßen beunruhigend war, ihm aber andererseits die
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