Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
Vom Netzwerk:
übergroße Pflastersteine. Ted hatte die Augen geschlossen, als sich der Boden weit unter ihnen in ein rot-gelbes Flammenmeer verwandelt hatte, in dem die Knochen eines Tieres schwelten, so riesig wie eine mittelgroße Stadt. Marla hingegen hatte ihre Augen weit offen gehalten, denn jeder Einblick in Genevieves Unterbewusstsein könnte sich als nützlich herausstellen, zumindest falls sie das Glück haben sollten, diesen Sturz zu überleben. Und so hatte sie den riesigen Wald gesehen, der zweifellos aus Orangenbäumen bestand, und die Hügelwelt mit den schwarzen Grabsteinen darauf, den Kristallpalast mit den geborstenen Kuppeln, den Dschungel aus Pilzen und eine Welt, in der dinosauriergroße Monster aus Knochen leichtfüßig und vorsichtig wie Wasservögel durch einen Sumpf aus dampfender Scheiße staksten.
    Doch als sie landeten, landeten sie im tiefen Schnee, mitten in Felport, gleich neben Rondeaus Club. Das war gewiss kein Zufall, und Marla war nicht sicher, ob es sich um einen Gefallen oder um eine Falle handelte.
    Sie setzte sich stöhnend auf und schob Ted unsanft von sich herunter. Er lag mit klappernden Zähnen neben ihr und blickte sich um. »Ich dachte, wir würden sterben«, sagte er mit heiser geschriener Stimme.
    »Die Nacht ist noch jung. Es könnte immer noch passieren.« Marla kam etwas wackelig auf die Beine und reichte
Ted eine Hand. Das Handy klingelte, aber sie ignorierten es beide und schüttelten sich stattdessen den Schnee von den Kleidern, während sie sich zum Gehweg durchkämpften. Am Himmel zog bereits die Abenddämmerung herauf, was bedeutete, dass die Zeit in Genevieves Reich anders vergangen war als hier - oder sie waren so lange gefallen, dass Marlas ansonsten sehr verlässliche innere Uhr sie im Stich gelassen hatte.
    Sie hatten gerade die Eingangstür des Clubs erreicht, als Rondeau sie bereits von innen aufriss. »Heilige Scheiße! Was habt ihr beiden denn den ganzen Nachmittag getrieben, Schneeengel gemacht?«
    Marla schnaubte nur wütend und schob sich an ihm vorbei nach drinnen. »Wenn du heute Nachmittag zu dem Meeting erschienen wärst, wärst du dabei gewesen und wüsstest es bereits. Ich brauche einen Drink, und Ted auch. Mix uns was, wir haben schließlich den ganzen Tag gearbeitet.« Marla ließ sich auf einen Barhocker fallen, und Ted hockte sich neben sie, während Rondeau ihnen ein Glas Brandy einschenkte.
    »Weißt du, wegen heute Nachmittag …«, begann Rondeau, aber Marla wedelte nur mit der Hand.
    »Erklär mir das später. Ich muss wissen, was in der Zwischenzeit vorgefallen ist. Und wenn du einfach ›nichts‹ sagst, gibt’s ein Küsschen auf die Backe.«
    »Ach ja? Nun, ›nichts‹ stimmt leider nicht ganz. In der Tat ist jede Menge passiert heute Nachmittag. Das Telefon steht nicht mehr still, Marla. Es wird immer wilder. Zwei Schlösser haben sich mitten im Berufsverkehr von Felport materialisiert. Leute werden auf der Straße ohnmächtig, und
wenn sie wieder aufwachen, erzählen sie wirres Zeug von Orten, an denen es nichts als Feuer gibt, von Monsterwelten, aber auch von angenehmeren Dingen. Aber das meiste, von dem ich gehört habe, war eher weniger angenehm. Unten an den Docks rennen Kreaturen mit zu vielen Beinen und zu wenigen Augen herum, und die Buchthexe sagt, dass sich selbst unter dem Wasser seltsame Geschöpfe herumtreiben und dass es dort seit Neuestem eine Palastruine gibt, anscheinend verlassen, soweit sie es beurteilen kann, aber mit einer schweren, schwarzen Steintür verschlossen, die einfach nicht aufgehen will, und von innen hört man etwas dagegentrommeln. Ernesto hat angerufen und gesagt, da wäre so ein schwarzer Turm auf seiner Müllhalde …«
    »Interessant«, murmelte Marla und bedeutete Rondeau, weiterzureden.
    »Viscarro hat von seinen Katakomben aus angerufen und gesagt, dass er dort zwei neue Grabkammern gefunden hat, und nicht einmal er bekommt die Türen auf. Er war ziemlich angepisst. Die kleinen Grenzgottheiten behaupten, dass etwas von innen an den Rändern der Stadt zerrt, und sie fragen sich, ob sie versuchen sollen, es zu vertreiben. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen einfach dranbleiben, bis ich etwas von dir gehört habe. Dieser Idiot von Granger rief an und sagte, dass sich überall im Park Senklöcher bilden, und ob wir nicht eine magische Schaufel hätten, damit er sie schneller wieder zuschütten kann. Sogar die Schatzmeisterin hat von den Heights aus angerufen und berichtet, dass die Geister der

Weitere Kostenlose Bücher