Hexengift
schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter sich. Ein Draht hing lose von der Decke herab, wahrscheinlich die Stromversorgung für den Türalarm. Das Moos war also so geistesgegenwärtig gewesen - hatte es tatsächlich einen Geist ? -, den Draht herauszuziehen und so den Alarm lahmzulegen. Unglaublich. Es war, als hätte er einen Komplizen im Taschenformat dabei.
Zealand befand sich in einer dunklen Ecke gleich neben der Bühne. Wahrscheinlich wurde durch die Tür, durch die er gerade hereingekommen war, normalerweise das DJ-Equipment hereingebracht. Der einzige Lichtschein kam von der Bar, die er von seinem Standort aus jedoch nicht sehen konnte. Der Club hatte die Form eines Ls, und Zealand stand an einem Ende der Tanzfläche; die Bar befand sich offensichtlich um die Ecke am anderen Ende des Ls. Die Stimmen, die er gehört hatte, kamen eindeutig von dort, und während Zealand sich wie eine Küchenschabe über die Tanzfläche schlich, umschloss das Moos sogar seine Schuhsohlen, um seine Schritte zu dämpfen. Im Schatten der Ecke blieb er noch einmal stehen und lauschte.
»Morgen Nachmittag wird alles vorbei sein, so oder so, außer wir verbocken es total«, sagte Marla.
»Aber du wirst versuchen, ihr zu helfen, oder?«, fragte Rondeau. »Ich meine, sie zu töten ist nur … die letzte Lösung, nicht wahr?«
Marla seufzte. »Ted, als ich Sie bat, ihm zu erzählen, was geschehen ist, hatte ich nicht gemeint, dass Sie das Geschehen auch kommentieren sollten.«
»Verzeihen Sie«, sagte eine fremde Stimme, wahrscheinlich die von Ted, »aber es erschien mir wichtig.«
»Um Felport zu retten, werde ich tun, was immer ich tun muss«, erwiderte Marla. »Und falls das bedeutet, Genevieve zu töten, nun, dann ist das bedauerlich - aber besser, sie geht über den Jordan als alles andere.«
Zealand war entsetzt. Er konnte nicht behaupten, besonders viel über Genevieve zu wissen, aber sie war zweifellos ein Opfer, keine Täterin . Er zog einen Zahnarztspiegel aus seiner Tasche und spähte damit um die Ecke. Marla saß an der Bar, mit dem Rücken zu ihm, Rondeau stand hinter dem Tresen und hantierte mit ein paar Flaschen herum. Ted hockte in sich zusammengesunken auf einem Barhocker ein paar Meter von Marla entfernt und war fast nicht zu sehen. Wenn er schnell genug war, müsste er Marla erwischen können, noch bevor Rondeau überhaupt merkte, was vor sich ging. Er wollte gerade nach seiner Garotte greifen, da bewegte sich das Moos auf seinen Händen und formte einen dünnen, festen Strick. Zealand grinste. Das Zeug war wirklich sehr universell. Er ging in die Hocke und spürte, wie das Moos eine Spannung aufbaute, seine Sprunghaltung unterstützte wie ein zweites Muskelkorsett - Marla hatte nicht die geringste Chance.
Ein Telefon klingelte, und Marla meldete sich. »Ja, Langford?« Ihre Stimme veränderte sich plötzlich, klang um einiges angespannter als zuvor. »Du hast ihn? Na, spuck schon aus, wo ist er? Du weißt, die Zeit läuft, Langford. Was soll das heißen, er ist direkt über …«
Zealand kam hinter der Ecke hervor und sprang.
»Ich meine, Zealand ist direkt bei euch!«, brüllte Langford ins Telefon, dann schrie auch Rondeau auf und deutete, und am Rand ihres Blickfelds nahm Marla noch wahr, wie Ted sich auf seinem Barhocker herumdrehte. Dann sah auch sie, wie Zealand durch die Luft auf sie zugeflogen kam, umhüllt von irgendeinem grünen Zeug, das ihm von den Fingern tropfte und sogar sein Gesicht und seinen Hals zu bedecken schien. Es blieb keine Zeit, auszuweichen, es wurde schon knapp, einen Dolch aus ihrem Ärmel zu ziehen - er würde direkt gegen sie prallen. Marla konnte nicht einmal die Hände über den Kopf heben, um den Aufprall abzuwehren …
Der jedoch ausblieb. Zealand hing bewegungslos in der Luft, die Arme ausgestreckt, und schleimige, grüne Spiralen reckten sich gierig in Marlas Richtung, einige davon nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Ein Dutzend Ranken mit Knospen an den Enden zeigte direkt auf sie, und Marla wusste instinktiv, dass sie es auf ihre Augen, ihre Nasenhöhlen und ihren Mund abgesehen hatten, um sie zu verstopfen und Marla zu ersticken. Sie ließ sich von ihrem Barhocker heruntergleiten und ging in einem Halbkreis um Zealand herum. Seine Augen waren das Einzige, was er noch bewegen konnte - sie folgten ihr, weit aufgerissen und funkelnd vor Hass. »Was zum Teufel …?«, murmelte sie.
Ted starrte unterdessen hochkonzentriert auf seine blutende Hand und
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