Hexengift
wechselten ein paar Worte mit ihr, bevor sie ihre Entourage einsammelten und ebenfalls verschwanden. Als nur noch Marla und ihre Leute da waren, kam Gregor mit Nicolette an seiner Seite auf sie zu. »Falls du meine Gastfreundschaft nun genügend missbraucht hast, würde ich mich gerne um die Pfützen und Fettflecken kümmern, die unsere geschätzten Gäste hinterlassen haben.«
»Wir müssen uns unterhalten, Gregor«, erwiderte Marla. »Du warst ein unartiger Junge.«
Gregor hatte sich gut genug im Griff, um sich nicht das Geringste anmerken zu lassen. »Ich würde sagen, ich war geradezu ein Vorbild an Pflichterfüllung, während du tatenlos dabei zugesehen hast, wie die halbe Stadt zusammenbricht. Ich hätte gute Lust …«
Marla trat ihm gegen sein rechtes Knie, und Gregor brach jaulend zusammen. Nicolette wollte schon nach der Trickkiste in ihrer Frisur greifen, während Hamil sich einen Zopf, den er aus heimlich entwendeten Haaren Nicolettes geflochten hatte, um den Finger wickelte - der Sympathiezauber hielt die Chaosmagierin genauso unbeweglich wie den Zopf in seiner Hand.
»Was ist hier los?«, rief Joshua entsetzt.
»Bleib ganz ruhig, Baby«, meinte Marla nur. »Wir kümmern uns gerade um ein paar Verräter in unserer Mitte. Gregor hat diesen Killer auf mich angesetzt.«
»Das ist eine Lüge!«, schnaubte Gregor.
»Die Bestätigung kam aus seinem eigenen Mund«, erwiderte Marla. »Ich ließ es ihn in einem Bannkreis wiederholen, unter einem Wahrheitszwang.«
»Das ist unmöglich!«, rief Nicolette. »Du kannst gar nicht mit ihm gesprochen haben, er war die ganze Zeit über …« Ihre Augen weiteten sich, und Marla konnte ein kleines Grinsen nicht unterdrücken. Nicolette hatte einiges drauf, aber auch sie machte Fehler, zumindest unter Stress.
»Vollidiotin!«, fauchte Gregor.
Marla kniete sich neben ihn. Die Ringe an ihren Fingern würden sofort zu vibrieren beginnen, falls er versuchen sollte, Magie einzusetzen - aber er war ohnehin kein großer Kämpfer, seine Spezialität war eher, im Verborgenen die Fäden zu ziehen. »Es macht mir nichts aus, dass du versucht hast, mich zu töten. Das gehört nun mal zu unserem Geschäft. Ich werde dich deswegen natürlich umbringen müssen, aber das gehört genauso zum Geschäft. Was ich dir nicht verzeihen kann, ist, dass du dich mit Reave zusammengetan hast. Er will die Stadt zerstören, Gregor, und sie nach seinen eigenen geisteskranken Vorstellungen wieder aufbauen. Was hast du dir dabei gedacht? Hat er dir vielleicht einen Titel und große Ländereien versprochen, diese ganze Leier vom Dunklen Herrscher über ein dunkles Land?«
»Natürlich hat er das«, erwiderte Gregor etwas kleinlaut. »Aber das ist nicht der Grund, warum ich mich darauf eingelassen habe. Ich hatte keine Wahl. Die Omen waren eindeutig. Hätte ich mich nicht mit Reave verbündet, wäre mein Tod unausweichlich gewesen, und ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich versucht habe, mein Leben zu retten.«
»Nun, ich muss dir leider sagen, dass die Dinge jetzt auch nicht viel besser für dich stehen«, entgegnete Marla. »Nicolette kann am Leben bleiben, sie ist deine Angestellte,
und Loyalität ist kein Verbrechen. Aber du, Gregor, verdammt nochmal, du lässt mir gar keine andere Wahl. Ich würde dich ja verbannen, wenn ich könnte, aber wir befinden uns im Krieg, und du bist ein Kollaborateur! Die Regeln diesbezüglich sind ziemlich eindeutig.«
»Du wirst sie jetzt wieder gehen lassen«, sagte Reave und trat aus einer dunklen Ecke des Raumes. Er hatte wieder diese langen Messer in den Händen, und ein Ausdruck von höchster Verärgerung lag auf seinem champignonweißen Gesicht. »Sie stehen in meinen Diensten.«
»Glatzkopf!«, rief Marla aus. »Ich hatte gehofft, dass du auch kommen würdest. Zealand, jetzt!«
Das war Zealands Stichwort, sich aus seinem Versteck heraus auf ihn zu stürzen, grün und tödlich - oder zumindest gefährlich genug, um den König der Albträume abzulenken, während Marla und ihre Recken sich in Stellung brachten.
Aber nichts geschah.
Die Fensterwand hinter Reave begann zu schimmern wie Wasser, dann verschwand sie. An ihrer Stelle gähnte jetzt ein schwarzer Abgrund, in den eine Rampe hinunterführte. Dort unten herrschte Dunkelheit, in der verborgene Geschöpfe hin und her huschten und immer näher kamen. Der König der Albträume grinste, und seine Zähne waren so hässlich wie der Abgrund hinter ihm. Und zwischen ihnen leuchteten kleine, grüne
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