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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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Klümpchen.
     
    Während die Besprechung sich dahinschleppte, wartete Zealand geduldig im Wandschrank. Kurz bevor die Gäste ankamen, war er dort auf Posten gegangen, und jetzt wartete er auf seinen Einsatz. Falls Reave auftauchen sollte oder
Gregor und Nicolette mehr Widerstand leisteten als erwartet, würde er eingreifen. Ein ganz simpler Plan.
    Plötzlich begann etwas hinter ihm zu leuchten, und Zealand drehte sich mit einer unguten Vorahnung um. Die Rückwand des Schranks war verschwunden, stattdessen erstreckte sich dort nun ein langer, schmaler Steg über ein nachtschwarzes Gewässer. Der Steg führte zu einer kleinen, bewaldeten Insel, die von zwei Monden beschienen wurde, der kleinere der beiden von feinen, roten Linien durchzogen wie ein blutunterlaufenes Auge. Irgendwo am Horizont zog etwas über dem Wasser seine Kreise, ein Seevogel von der Größe eines Kleinflugzeugs. Daneben stand ein mächtiger, schwarzer Turm, der einem Phallus geschmacklos ähnlich sah.
    Zealand erwog kurz die Möglichkeit, einfach aus dem Wandschrank herauszuspringen, entschied sich aber dagegen. Besser Ruhe bewahren und abwarten. Bisher war er jedes Mal in Genevieves Traumwelt hineingezogen worden, ohne etwas dagegen tun zu können, aber diesmal war es anders, es war wie eine Brücke zwischen der realen und der Traumwelt.Vielleicht steckte Reave dahinter, versuchte, eine Verbindung herzustellen und die Grenzen zwischen Realität und Albtraum aufzuweichen, die beiden immer mehr zu verschmelzen.
    Dann erschien der König der Albträume höchstpersönlich am anderen Ende der Brücke. Zealand zögerte keine Sekunde länger, er stürzte vorwärts, und das magische Moos schoss wie eine Flutwelle über seinen Körper, hüllte ihn ein und verzehnfachte seine Kraft. Zealand knurrte und lechzte geradezu wie ein Bluthund …

    … und Reave am anderen Ende der Brücke hob eine Hand, und der Steg vor Zealands Füßen löste sich in Luft auf; das Wasser unter ihm begann zu schäumen, als sich unten Tiere bewegten, die Zealand nicht sehen konnte, die jedoch höchstwahrscheinlich jede Menge Zähne hatten. Er legte eine Vollbremsung ein und kam zwei Schritte vor dem Ende des tödlichen Sprungbretts zum Stehen. Wiederum hatte das Moos ihm geholfen und das eigentlich unmögliche Manöver möglich gemacht - seine rasende Geschwindigkeit genauso schnell abgebremst, wie es sie zuvor beschleunigt hatte. Reave musterte ihn vom anderen Ende des Stegs aus. Er seufzte. »Wir könnten Freunde sein«, sagte er. »Du ähnelst eher einem Geschöpf aus einem Albtraum als einem aus einer Gutenachtgeschichte, Zealand. Es ist noch nicht zu spät. Verbünde dich mit mir.«
    »Niemals. Ich verabscheue dich und deinesgleichen .«
    Reave hatte keine Augenbrauen, die er hätte hochziehen können, aber er sah überrascht aus. »Meinesgleichen? Was könnte das wohl sein?«
    »Vergewaltiger.«
    Reave winkte gelangweilt ab. »Die Saat, aus der ich entstand, mag ein Vergewaltiger gewesen sein, aber ich habe mich transzendiert. Frauenkörper interessieren mich nicht, ich verachte sie. Meine größte Pein ist es, dass ich meine Existenz ausgerechnet einer Frau verdanke, einem schwächlichen Geschöpf wie dieser Genevieve. Auch dich lassen Frauen kalt, oder etwa nicht, Zealand? Wir sind uns nicht unähnlich.«
    »Schwulsein hat nichts damit zu tun, Frauen zu hassen, du Kanaille.«

    Reave zuckte mit den Achseln. »Ich schätze, du hast Marla über mich und Gregor aufgeklärt?«
    Zealand grinste. »Beunruhigt dich das, Pilzkopf? Fürchtest du dich vor einer Frau wie Marla?«
    »Nicht im Geringsten. Wer fürchtet sich schon vor Fliegen? Trotzdem können sie ein Ärgernis sein. Ich werde sie einfach zerquetschen. Aber von dir, Zealand, bin ich zutiefst enttäuscht.« Er blickte nachdenklich in den Himmel. »Du hättest …«
    Jetzt war der Moment gekommen - Zealand ließ seine Hände in Reaves Richtung schnellen. Wie Lassos packten die Moosranken ihn und zerrten ihn von seinem Steg herunter in das schäumende Wasser.
    Aber Reave ging einfach nicht unter, und die zuckenden Kreaturen unter der Wasseroberfläche krümmten ihm kein Haar. Er stand auf den Wellen, als wären sie aus Beton, und riss sich mit einem verächtlichen Blick die Ranken vom Hals. »Das hier ist nicht deine Welt, und auch nicht die von Genevieve. Wir befinden uns auf meinem Territorium, und du bist mir schutzlos ausgeliefert.« Messer glitten aus seinen Ärmeln - oder aus dem Nichts , nachdem offensichtlich er

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