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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Euch, etwas Törichtes zu tun«, erwiderte der Anführer. »Wir sind bewaffnet. Wenn Ihr Anstalten macht, zu fliehen oder die Österreicher dort hinten auf Euch aufmerksam zu machen, schießen wir. Ist das klar? Meine beiden Kameraden hier sind ausgezeichnete Schützen.«
    Lachend schlug er dem links von ihm Stehenden auf die Schulter. Der nickte stumm, während der andere aufreizend an den Hebeln seiner Waffe herumzuspielen begann.
    »Also gut«, lenkte Magdalena ein und gab Carlotta ein Zeichen, auf den Schimmel zu steigen. »Ich verspreche Euch, dass wir Euch ohne Widerstand folgen. Ihr aber verratet uns, wieso Ihr uns trotz des Schreibens erst noch zu Eurem Hauptmann bringen und dort bis morgen festhalten wollt. Was sollen wir dort tun? So ganz ist Euch wohl nicht klar, was unser Schreiben bedeutet. Wenn Ihr uns zu lange aufhaltet, handelt Ihr Euch großen Ärger ein.«
    »Ich glaube, es verhält sich genau andersherum«, entgegnete der Schwede. »Ihr wisst nicht, was in dem Brief steht. Deshalb bin ich jetzt großzügig und verrate es Euch.«
    Wieder baute er sich breitbeinig vor ihr auf, hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner viel zu weiten Hose und grinste. Ihr Herz klopfte wild. Sie wagte nicht einmal, nach dem Bernstein zu tasten. Er würde ihn entdecken und ihr wegnehmen. Sie zwang sich, dem grobschlächtigen Mann geradewegs ins Gesicht zu schauen. Selbst das kleinste Zeichen von Schwäche wäre ein fatales Signal. So ruhig wie möglich erwiderte sie: »Zu gütig von Euch. Ich bin äußerst gespannt.«
    Kurz verunsicherte ihn ihre Haltung, dann aber reckte er das Kinn und verkündete in seinem abgehackten Tonfall: »Ihr seid eine Wundärztin, die während des Großen Krieges in Deutschland viele Jahre bei den schwedischen Truppen war. So ganz freiwillig werdet Ihr Euch dort nicht aufgehalten haben, doch das interessiert keinen mehr. Wichtig ist nur, wie hoch angesehen Ihr damals gewesen seid. Das spricht für Eure Verdienste. Unser Hauptmann wird sich freuen, Euch begrüßen zu dürfen.«
    »Verzeiht«, bemühte sich Magdalena um einen unterwürfigen Ton, »aber mir ist es derzeit leider unmöglich, die geschätzte Gastfreundschaft Eures Hauptmanns in Anspruch zu nehmen. Noch dazu, wo er gar nicht mit uns rechnet. Meine Tochter und ich haben es sehr eilig, nach Königsberg zu kommen. Dort warten dringende Geschäfte auf uns. Das dürfte ebenfalls in dem Schreiben stehen.«
    »Keine Sorge. Über Damenbesuch freut sich unser Hauptmann immer, egal, ob erwartet oder nicht, erst recht über so hübschen.« Er bedachte Carlotta mit einem eindeutigen Blick, bevor er sich wieder Magdalena zuwandte. »Wer in Zeiten wie diesen mitten durch Kriegsgebiet reist, muss mit Verzögerungen rechnen. Noch dazu, wenn er Wundärztin ist so wie Ihr. Eure Standesehre wird es Euch wohl kaum erlauben, einem Hilfsbedürftigen Eure Künste zu verweigern.«
    »Euer Hauptmann braucht Hilfe? Warum sagt Ihr das nicht gleich? Was ist mit Euren eigenen Feldschern? Wieso können die ihm nicht helfen?« Plötzlich brach sich ihre ganze Empörung Bahn. Gleichzeitig arbeitete es in ihrem Hirn fieberhaft. Noch bestand die Gefahr, dass es sich um eine Finte handelte. Dennoch klang auch etwas anderes in den Sätzen des Schweden durch: Der Hauptmann musste an etwas leiden, wovon ihn bislang keiner seiner Feldscher heilen konnte. Damit bestanden auch für sie keine guten Aussichten, ihm zu helfen. Scheiterte sie, würden die Schweden sich womöglich nicht mehr an Helmbrechts Empfehlungsschreiben gebunden fühlen.
    »Unsere Feldscher haben ihr Möglichstes längst versucht. Leider vergebens. Niemand weiß genau, was mit ihm ist.«
    »Ist er krank? Hat er Fieber? Oder ist es eine nicht heilende Verwundung aus einem Kampf? Je genauer Ihr mir bereits auf dem Weg zu ihm beschreibt, worum es geht, umso größer ist die Chance, dass ich ihm helfen kann. Wahrscheinlich versprecht Ihr Euch eine Belohnung davon, mich zu ihm zu bringen, nicht wahr?«
    »Ihr seid eine kluge Frau.« Der Mann klatschte ihr ungebührlich auf den Hintern, besann sich dann aber darauf, ihr in den Sattel zu helfen. »Seit Wochen quälen den Hauptmann unerklärliche Schmerzen im Leib. Kein Fieber hat ihn befallen, keine Verletzung oder sonst etwas ist sichtbar. Alle denkbaren Rezepturen haben unsere Wundärzte schon versucht, geholfen hat bislang nichts. Wer ihm jemanden bringt, der ihm wirklich hilft, dem winkt eine fette Belohnung. Deshalb kommt Ihr beide mir nun in der

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