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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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die gelehrtesten Männer unserer Zeit …«
    »Danke für die vielen Informationen.« Magdalena unterbrach den Mann mit einem Lachen. »Entschuldigt, aber hinter uns liegt eine lange, beschwerliche Reise. Deshalb werden wir zuallererst im Grünen Baum anklopfen. Nichts wünschen wir uns gerade sehnlicher, als uns auszuruhen. Morgen wollen wir uns auf die Suche nach unserer Verwandtschaft machen. Dazu werden wir am besten die Kaufmannsgilde aufsuchen. Wenn Ihr uns vielleicht noch verraten könnt, wo wir die finden?«
    Der Wachmann schien verärgert, dass seine Informationen auf so wenig Begeisterung stießen. Die grauen Augen verengten sich. »Am besten fragt Ihr gleich hier an der Börse, direkt neben dem Tor. Hier trifft auch die Post ein. Seht, da drüben ist die Poststube. Hier weiß jeder über jeden Bescheid.«
    »Danke Euch, das hilft mir schon sehr viel weiter.« Abermals lächelte Magdalena ihn an. Das Grimmige verschwand so rasch aus seinem Antlitz, wie es aufgetaucht war. »Wenn Ihr nach Euren Verwandten fragt, seid vorsichtig«, fügte er hinzu.
    »Warum?«
    »Nun, in den letzten Jahren ist die Stadt von Zufluchtsuchenden regelrecht überschwemmt worden. Die Tatareneinfälle haben uns Polen und Litauer in Hülle und Fülle beschert. Mehr als einer war dabei, der behauptet hat, seine Familie stammte eigentlich von hier, und deshalb hätte er ein besonderes Recht, sich bei uns niederzulassen. Mitgebracht aber haben die meisten statt Geld nur die Pest und andere Seuchen sowie Hunger und Elend. Deshalb sind die Alteingesessenen von Königsberg längst nicht mehr so gastfreundlich wie früher.«
    Magdalena entfuhr ein überraschtes »Oh!«. Schon sah sie sich in ihren ersten Hoffnungen getäuscht. »Ich dachte, hier in Königsberg leben die unterschiedlichsten Völker friedlich miteinander. Allein schon der Handel macht das erforderlich. Auf dem Weg hierher habe ich mehrere Sprachen gehört. Es schien mir nicht so, als würde man keine Fremden dulden.«
    »So ganz unrecht habt Ihr damit natürlich nicht«, wandte der Mann ein. »Allerdings macht es einen Unterschied, ob die Menschen aus den verschiedensten Nationen im Hafen gemeinsam die Schiffe ent- oder beladen und morgen schon wieder von dannen ziehen oder ob sie sich dauerhaft am Pregel niederlassen und etwas von unserem schwer erarbeiteten Reichtum haben wollen. Gerade solche gibt es in den letzten Jahren einfach viel zu viele. Deshalb sind wir Königsberger vorsichtiger geworden, wem wir erlauben, sich hier niederzulassen, und wem nicht. Seht also, dass Ihr so schnell wie möglich zu den Eurigen findet. Wenn Ihr wirklich über Ahnen in der Stadt verfügt und das glaubhaft belegen könnt, werdet Ihr keine Mühe haben. Doch sputet Euch damit. Eure Schreiben gewähren Euch nur vorübergehend das Recht, in der Stadt zu bleiben und nach den Wurzeln Eurer Familien zu graben.«
    »Macht Euch keine Sorgen. Bislang haben wir immer schnell gefunden, was wir gesucht haben.«

2
    Nicht weit vom Grünen Tor stießen Magdalena und Carlotta auf das Gasthaus zum Grünen Baum. Das hoch aufragende Gebäude aus Stein machte einen stattlichen Eindruck. Wie die meisten Häuser in der Straße verfügte es über einen Beischlag genannten Vorbau, über den man die Schankstube erreichte. Darin saßen die ersten Gäste bereits beim Nachtmahl, als die Frauen eintraten. Ein appetitlicher Geruch nach frisch gebratenem Fisch erfüllte den Raum. Carlottas Magen knurrte. Magdalena schmunzelte. »Nur Geduld, mein Kind. Bald bekommst du etwas zu essen«, raunte sie dem Mädchen zu.
    »Wie lange gedenkt Ihr zu bleiben?«, fragte die stämmige Wirtin, kaum dass sie ihr Ersuchen um Unterkunft vorgebracht hatten. Das rosige Gesicht der Frau wirkte freundlich, dennoch hielt sie Abstand zu ihnen. Magdalena erinnerte sich an die warnenden Worte des Wachmanns. Tatsächlich glitt der Blick der Wirtin argwöhnisch über Magdalenas zierliche Gestalt. Die auffälligen grünen Augen und das rotgelockte Haar schienen sie zu verunsichern. Schließlich stemmte sie die fleischigen Hände in die Hüften.
    »Wollt Ihr eine Anzahlung, gute Frau?«, schlug Magdalena vor und drehte sich bereits halb ab, um den Geldbeutel, den sie unter dem Rock vor neugierigen Blicken und langen Fingern verborgen trug, hervorzukramen. Hastig zählte sie einige Goldmünzen ab und reichte sie der Wirtin. Sofort hellte sich deren Miene auf. Sie wischte die Finger an der blütenweißen Schürze trocken und schloss sie um die

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