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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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unschwer seht, stecken wir bereits in voller Reisemontur.«
    Magdalena trat zum Fenster, um endlich die Vorhänge zurückzuziehen. Die ersten Sonnenstrahlen fielen herein und verhießen einen weiteren warmen Junitag. Magdalena öffnete einen der Fensterflügel, um die laue Sommerluft in den Raum zu lassen.
    Als sie zum Bett zurückkehrte, schien ihr ein Hauch von Morgenfrische auf Erics eingefallenen Wangen zu liegen. Die Bartstoppeln am unrasierten Kinn schimmerten nicht mehr nur grau. Einige rotblonde hatten sich dazwischengeschoben.
    »Ihr reist also ab?«, wandte sie sich an Feuchtgruber. »Dann habt Ihr alle Eure Geschäfte zu Eurer Zufriedenheit erledigt?« Sie bemühte sich um einen freundlichen Ton, trotzdem war die Bitterkeit deutlich herauszuhören.
    »Nun, liebe Frau Grohnert, es waren nicht allein unsere Geschäfte, um die wir uns gekümmert haben«, schaltete Diehl sich ein und lächelte mit halbgeöffnetem Mund. Dabei entblößte er die reichlichen Zahnlücken. »Auch wenn Ihr letzte Woche einen anderen Eindruck von uns gewonnen habt, so lag uns nichts ferner, als allein an unsere bescheidenen Geschäftsabschlüsse zu denken.«
    »In der Tat«, ergänzte Imhof eilig, »sind wir seit unserer Ankunft in Königsberg vor gut vier Wochen darum bemüht, unsere wenigen Möglichkeiten zugunsten Eures Gatten und seiner Angelegenheiten zu verwenden.« Er stellte sich dicht neben Carlotta und strich dem Mädchen über das rotblonde Haar. »Schließlich ist Eric ein langjähriger Freund und Zunftgenosse von uns. Seine Sorgen sind auch unsere Sorgen, nicht wahr, mein Täubchen?« Zu guter Letzt tätschelte er ihr die Wange und sah schließlich wieder zu Magdalena. »Deshalb haben wir längst beim Rat sowie der Kaufmannsgilde vorgesprochen und uns als Bürgen für Euch beide verwendet. Zudem haben wir nach Frankfurt geschickt. In absehbarer Zeit werden von dort Zeugnisse Eurer Rechtschaffenheit eintreffen, die ebenfalls Euren rechtmäßigen Anspruch auf das hiesige Erbe untermauern.«
    »Uns wurde zugesagt, die Unterlagen genau zu prüfen. Wie es aussieht, bestehen die besten Hoffnungen, dass Ihr über den Sommer in das Haus Eurer Familie zurückkehren könnt. Auch die Geschäfte des vormaligen Kontors der Singeknechts könnt Ihr dann wieder aufnehmen.« Feuchtgrubers graue Augen glänzten. »Künftig werden wir von Frankfurt aus mit Euch Handel betreiben. Gerade Bernstein jedweder Qualität werden wir über Euch beziehen. Außerdem erinnere ich mich gehört zu haben, wie sehr Apotheker Petersen darauf brennt, mit Euch einen besonderen Arzneihandel zu betreiben. Irgendetwas von Mikroskopen aus Italien oder dergleichen erwähnte er in diesem Zusammenhang. Dieser Apotheker Heydrich, mit dem Ihr hier zusammenarbeitet, hat mir gestern Ähnliches ans Herz gelegt. Aber damit kennt Ihr Euch weitaus besser aus als ich, Verehrteste.«
    »Aber das ist ja …. Das klingt ja …« Magdalena fehlten die Worte. Zutiefst beschämt, die Ehrenhaftigkeit der drei Kaufleute unlängst so offen angezweifelt zu haben, wagte sie kaum, ihnen ins Gesicht zu sehen. Carlotta indes strahlte und drückte Eric an sich.
    »Es tut mir leid, dass ich Euch …«, setzte Magdalena zu einer Entschuldigung an. »Die Ereignisse und die Sorge um meinen Gatten haben mich verwirrt. Ich habe Euch allen Unrecht zugefügt, verehrte Herren, habe gar ernsthafte Zweifel an Eurer Aufrichtigkeit zugelassen. Dafür bitte ich vielmals um Verzeihung.«
    »Macht Euch darüber keine Gedanken, Verehrteste.« Imhof legte ihr väterlich den Arm um die schmalen Schultern. Obwohl er beträchtlich kleiner war als die anderen, fühlte sie sich neben ihm wie ein halbwüchsiges Kind. »Die Umstände gaben Euch recht. Ihr musstet uns misstrauen.«
    »Nach allem, was Euch in den letzten Monaten widerfahren ist, nimmt das niemanden wunder.« Auch Diehl zeigte sich nicht nachtragend.
    »Woher wisst Ihr …?« Abermals erfasste sie Angst. Adelaide und die Pohlmanns mussten aufgetaucht und ihnen von ihren mannigfaltigen Erlebnissen berichtet haben. Erstaunt stellte sie fest, plötzlich von einem anderen Gedanken in noch größeren Schrecken versetzt zu werden: Helmbrecht war da! Ausgeschlossen, ihm je wieder unter die Augen zu treten. Neben Eric war er der Einzige, der jemals in ihr Innerstes hineingesehen, bis zum Grund ihrer Seele vorgedrungen war. Er wusste alles von ihr!
    Verzweifelt sah sie auf ihren sterbenskranken Gemahl. Bei der Vorstellung, ihn in dieser schweren Stunde

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