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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Selbst das Haus Eurer Base in der Sandgasse kann also zurückerstattet werden.«
    »Ich weiß gar nicht, wie ich Euch je für Eure Hilfe danken soll.« Sie drückte jedem bewegt die Hand.
    »Wir sind damit zufrieden, wenn Ihr uns weiterhin als die Ersten führt, mit denen Ihr Euren Bernsteinhandel von Königsberg aus aufnehmt.« Feuchtgruber nickte ihr wohlwollend zu. Die anderen beiden verstanden das als Zeichen zum endgültigen Aufbruch und setzten ihre Hüte auf. Imhof vergewisserte sich, dass Säbel und Pistole am rechten Platz waren, und Diehl begann bereits eilig, die Treppenstufen hinabzusteigen.
    »Eine letzte Bitte habe ich noch«, hielt Magdalena Feuchtgruber am Arm zurück. Langsam drehte er sich um und sah sie an. »Schickt mit der nächsten Gelegenheit meine treue Wirtschafterin Hedwig nach Königsberg. Ich will sie hier in meinem Haus in der Langgasse wieder in Dienst nehmen. Sagt ihr, Hermann, der Kutscher, wäre ebenfalls hier. Wir alle warten sehnsüchtig auf ihr Erscheinen.«
    »Ich denke, diese Bitte werde ich am leichtesten erfüllen können. Noch vor Anbruch des neuen Jahres wird die gute Seele bei Euch sein, das verspreche ich.« Damit setzte auch er seinen Hut auf und ging nach unten.
     
    Als Magdalena in das Krankenzimmer zurückkehrte, schien ihr die Sonne ins Gesicht. Die heitere Stimmung, die das Tageslicht verbreitete, täuschte Magdalena nicht über das hinweg, was zwischenzeitlich in dem Zimmer geschehen war. Sie umklammerte den Bernstein, ging zum Bett und sah auf Eric hinab. Die tiefgründigen blauen Augen waren geschlossen. Die beiden steilen Falten oberhalb der Nasenwurzel waren verschwunden. Dafür schien das Schmunzeln um seine Mundwinkel für alle Ewigkeit auf dem bleichen Gesicht eingegraben.
    Selbst in diesem Zustand spürte er ihre Rückkehr und schlug die Augen noch einmal auf. Ein letztes Mal versank sie in dem Blau, das nur mehr eine schwache Erinnerung darstellte. Alles um sie herum schien vergessen. Sie kniete sich neben ihn. Carlotta rückte beiseite.
    Ein Leuchten ging von ihm aus. Sie hielt die Luft an, um es nicht durch ihren Atem zu stören. Der Mund verzog sich, das altbekannte Schmunzeln umspielte die Lippen.
    »Magdalena«, stammelte er kaum hörbar.
    »Ich bin bei dir, Liebster«, erwiderte sie und strich ihm sanft die Haare aus der Stirn. Die grau gewordenen Strähnen fühlten sich widerborstig an wie eh und je. »Wie immer hat der Bernstein mich beschützt und mir den Weg zu dir gewiesen.«
    »Pass auf dich auf«, krächzte er heiser. »Ich muss wieder weg.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie leise. »Vergiss mich nicht.«
    Ein letztes Mal glomm der vertraute Funken in seinen Augen auf. Magdalena versank in dem zarten Leuchten, bis es für immer erlosch.
     
    Behutsam schloss sie ihm die Lider. Die Ruhe, die plötzlich von ihm ausging, ergriff auch von ihr Besitz. Nachdenklich wanderte ihr Blick über seinen Leib. Zerbrechlich statt strotzend vor Kraft und Lebenslust wie all die Jahre lag er nun da. Ihre Fingerkuppen fuhren die Brust entlang, berührten die lange Narbe quer über dem Oberkörper. Jeder einzelne Stich erzählte von gemeinsam durchlittenen Gefahren. Ein letztes Mal strich sie darüber, erinnerte sich daran, wie sie beim Operieren erbittert um sein Leben gerungen hatte. Nun war der Kampf zu Ende, der Tod hatte ein für alle Mal gesiegt. Eric war kein Gefrorener mehr.
    Carlotta saß am Fußende des Bettes und rührte sich nicht. Magdalena schmiegte sich an sie und legte den Kopf auf ihr Haar. Die rotblonden Strähnen schienen alle Farbe aus Erics Haarschopf aufgesogen zu haben. »Es ist gut, mein Kind. Er hat seinen Frieden gefunden.«
    Sie führte den Bernstein zum Mund und hauchte einen Kuss darauf. Dann löste sie die Lederschnur und band sie um Erics Hals. Sorgfältig richtete sie den Stein auf der Mitte seiner Brust aus. »Jetzt behütet der Stein dich. Er wird bei dir sein bis zu dem Tag, an dem wir beide uns in anderen Gefilden wiedersehen.«

11
    Die Sonne stand im Zenit, als Carlotta endlich ihr Ziel erreichte. Wie all die Tage zuvor war sie viel zu schnell zu dem Versteck in der Haberbergschen Vorstadt gerannt. Ihr Atem ging keuchend. Gegen den stechenden Schmerz presste sie sich die Hände in die Seiten und beugte sich vor. Nach einer Weile kam sie wieder zu Atem. Vorsichtig bog sie die tief hängenden Birkenzweige auseinander und schlich in gebückter Haltung bis an den Rand der Uferböschung. Die Hängebirke umschloss den Platz schützend

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