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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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schickte sich an, den lauschigen Platz unter der Birke am Flussufer zu verlassen. »Mach dir keine unnötigen Sorgen. Ich weiß schon, dass einer auf mich wartet«, rief sie halb über die Schulter der verblüfften Magd zu und verschwand durch die Zweige.
    Von dem Platz unter der Hängebirke aus war es nicht weit zurück auf die Straße. Carlotta schlüpfte zwischen langgestreckten Gärten hindurch. Niemand begegnete ihr. In der Mittagszeit waren die Bauersleute verschwunden, um im Schatten einer Scheune oder Hecke ihr Brot zu verschlingen und einige Schluck Bier zu trinken. Eilig lief sie weiter an den niedrigen Lehmhäusern der Haberbergschen Vorstadt vorbei, bis sie die große Querstraße erreichte. Gerade wollte sie nach links zur Grünen Brücke in den Kneiphof abbiegen, als Lina schwer atmend zu ihr aufschloss und sie am Arm zurückhielt. Ihr rundes Gesicht war puterrot, Schweißbäche zogen sich über die Wangen, der rundliche Leib bebte vor Anstrengung. Auf dem Mieder zeichneten sich dunkle Flecken ab.
    »Du hast also längst einen Schatz!«, rief sie. »Erzähl mir von ihm. Hat er dich schon geküsst? Und angefasst?« Ihre grünblauen Augen sprühten vor Neugier, eng drängte sie sich an Carlotta. Sie roch streng. Die Wirtin erlaubte ihrem Gesinde nur selten das Baden, duftende Rosenblätter wie bei Carlotta streute sie ihnen niemals ins Wasser. Nase rümpfend wich Carlotta zurück.
    »Was fällt dir ein?« Schwungvoll entzog sie der Magd ihren Arm und blitzte sie verärgert an. »Bist du deshalb so gerannt?«
    Ärger und Scham ließen ihre Wangen glühen. Beim bloßen Gedanken an Mathias setzte das wohlige Kribbeln in ihrem Bauch ein. Gleichzeitig erfasste sie Angst. Wann würde sie ihn wiedersehen? Seit Wochen war die Ankunft der kleinen Reisegruppe um Helmbrecht und Pohlmann überfällig. Nirgendwo war eine Nachricht eingetroffen, nicht einmal die langjährigen Geschäftspartner Helmbrechts wussten etwas. Dabei verging kaum ein Tag, an dem die Mutter sich nicht an der Börse und bei der Kaufmannsgilde erkundigte. Überall kannte man seinen Namen und wusste von seinen Plänen, Pfingsten am Pregel anzukommen. Dennoch hatte keiner etwas von ihm gehört oder gesehen. Die Nachricht von neuerlich aufgeflammten Gefechten um Thorn ließen das Schlimmste befürchten.
    »Er hat dich also im Stich gelassen«, stellte Lina fest. Die ganze Zeit über hielt sie sie im Blick, deutete das Erröten allerdings falsch. »Sei nicht traurig. Bald schon kommt ein anderer. Töchter aus reichem Haus müssen sich keine Sorgen machen, nicht einmal, wenn die Haare leuchtend rot sind. Und wenn es gar zu schlimm wird, hast du genug Geld, doch noch aufs Schiff zu steigen und davonzusegeln.«
    Ein trauriger Unterton ließ Carlotta aufhorchen. Forschend sah sie die Magd an und entdeckte ein verräterisches Schimmern in den grünblauen Augen. Neid auf das Geld war es nicht, was sie so reden ließ, eher darauf, dass Carlotta über ihr eigenes Schicksal verfügen konnte. »Du hast Fritz«, bemerkte sie mit einem erzwungenen Lachen. »Der nimmt dich mit, sobald die Zeit günstig ist. Auf den ist Verlass.«
    »Ja, du hast recht. Zumindest bringt er mich fort aus dem Grünen Baum und noch weiter fort von meinem Vater«, fügte Lina nicht sonderlich frohgemut hinzu.
    »Bis dahin solltest du dich trotzdem noch gut mit der Wirtin stellen. Komm, lass uns zurückgehen. Wenn du Glück hast, hat sie nichts von deiner Abwesenheit mitbekommen.« Sie fasste das dickliche Mädchen unter und eilte mit ihr über die Grüne Brücke zur Langgasse.

12
    Sie hatten Glück. Die Wirtin hatte tatsächlich noch nichts von Linas unerlaubtem Verschwinden bemerkt. Dafür aber empfing Magdalena Carlotta wenig erfreut, als sie Arm in Arm mit Lina den rückwärtigen Eingang betrat.
    »Wo hast du nur gesteckt?« Aus ihren Worten klang Besorgnis. Lina verdrückte sich mit einem aufmunternden Lächeln und verschwand in der Kellerluke. Mit schlechtem Gewissen stieg Carlotta hinter ihrer Mutter die steile Treppe ins Obergeschoss hinauf.
    »Versprich mir, dass du das nie wieder tust!«, forderte Magdalena sie mit schriller Stimme auf, kaum dass sich die weiße Tür des Gastzimmers hinter ihr geschlossen hatte.
    »Was hast du gegen Lina? Zu Hause in Frankfurt hast du auch nichts dagegen gehabt, wenn ich mit den Mägden zusammen gewesen bin. Du selbst hast gern bei Hedwig gesessen und mit ihr über alles Mögliche geschwatzt.«
    »Sprich nicht von Frankfurt als deinem

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