Hexengold
Das wird sonst furchtbare Folgen für meine weitere Genesung haben.« Er zwirbelte eine ihrer roten Locken um den Zeigefinger und betrachtete versonnen ihre kleinen, runden Brüste. Der Bernstein dazwischen schimmerte golden auf ihrer weißen Haut.
»Dass du ausgerechnet jetzt an Essen denken musst.« Schmunzelnd richtete sie sich auf.
»Es ist deine betörende Gegenwart, die all meine körperlichen Leiden niederringt und dadurch ganz neue Begierden in mir weckt.« Er bauschte ein zweites Federkissen unter dem Kopf zusammen und stützte den Oberkörper halb aufgerichtet ab. »Wenn du auch künftig etwas von mir haben willst, sollte dir daran gelesen sein, alles für meine vollständige Genesung zu tun.«
»Überzeugt!« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wangen. »Ich schaue nach, was ich in Hedwigs Küche Gutes finde.« Geschwind sprang sie auf, zog sich an und eilte hinunter.
Es herrschte nächtliche Ruhe. Fahl schien der Mond vom Himmel, als sie den Hof betrat. Der Hund hob träge den Kopf, verzichtete aber auf das Bellen, sobald er seine Herrin erkannte. Sie schlich zur Küche und schloss auf. Das Quietschen des Eisens im Schloss erschreckte sie. Kurz lauschte sie in die Dunkelheit. Noch einmal richtete der Hund sich halb auf, niemand sonst schien etwas gehört zu haben. Zielsicher steuerte sie die Feuerstelle an und hob den Feuerschirm, um an der Glut einen Kienspan zu entzünden. Es genügten ihr wenige Handgriffe, um in dem sparsamen Licht ein Tablett mit Brot, Käse, Schinken und kaltem Huhn zu richten. Sie stellte noch einen Krug Lagerbier dazu, löschte das Licht und kehrte auf leisen Sohlen zu ihrem Gemahl ins Schlafgemach zurück.
»So ganz allein fröstelt mich.« Eric hatte sich das Hemd übergestreift und sah ihr erwartungsvoll entgegen. »Vielleicht lasse ich hier neben dem Bett einen weiteren Ofen einbauen.« Als wollte er gleich mit der notwendigen Arbeit beginnen, rieb er sich die Hände.
»Sollten wir mit solchen Ausgaben vorerst nicht zurückhaltend sein?« Vorsichtig schob sie das Tablett auf den Nachttisch und entzündete eine frische Kerze an der fast abgebrannten. »Nach dem, was du heute Nachmittag mit Diehl, Imhof und Feuchtgruber besprochen hast, sieht es nicht sonderlich rosig aus.«
»Fürchtest du etwa, morgen schon auf der Straße zu sitzen?« Von jetzt auf gleich war Erics Stimmung umgeschlagen. Ruckartig schob er sich in den Kissen auf, verschränkte die Arme vor der Brust und kniff die Lippen zusammen.
Magdalena ärgerte sich, dass ihr diese Bemerkung herausgerutscht war. Wie zufällig nestelte sie am Ausschnitt ihres Kleides und zog es weiter über die Schultern auseinander. Die Zunge keck zwischen die halbgeöffneten Lippen geschoben, beugte sie sich über das Tablett und bereitete Eric einen Imbiss vor. »Hier, schau, was ich aus Hedwigs Schatzkammer mitgebracht habe.« Sie reichte ihm eine dicke Scheibe Brot und einen Hühnerschenkel.
»Mir ist der Appetit vergangen.« Brüsk schob er das Essen beiseite.
»Tut mir leid, wenn ich etwas Falsches gesagt habe. Ich wollte dich nicht aufregen.« Sie lächelte ihn an. »Komm, vergiss es. Probier den Käse. Den habe ich heute Vormittag gekauft. Ganz mild und dennoch würzig.« Aufmunternd reichte sie ihm ein kleines Stück. Als er es nicht nahm, biss sie selbst hinein und versuchte es danach abermals, ihn mit dem Essen zu ködern. Vergebens. Seufzend schob sie Huhn, Brot und Käse auf dem Teller zusammen. Auch ihr war die Lust an den Leckereien vergangen.
»Trink wenigstens von dem Bier. Du musst durstig sein.« Sie schenkte von dem goldgelben Gerstensaft ein und streckte ihm den Becher versöhnlich entgegen. Zunächst wollte er das Angebot ebenfalls ausschlagen, dann siegte offenbar das Bedürfnis, den Durst zu stillen. Er trank in großen Schlucken.
»Was ist los? Wieso kränkt es dich derart, wenn ich auf die schlechte Lage im Geschäft zu sprechen komme? Es ist doch nicht deine Schuld.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
»Das verstehst du nicht.« Er entzog sich ihr und blickte zum Fenster. Wieder hatte der Regen eingesetzt. Dunkle Wolken schoben sich vor die Mondsichel. Trotz des schwächer werdenden Lichts meinte sie, Tränen zwischen seinen hellen Wimpern glitzern zu sehen. Sie rückte die Kerze zurecht und fand ihre Vermutung bestätigt. Wieder tastete sie nach seiner Hand.
»Du konntest Vinzent nicht retten. Du hattest keine Chance.«
»Woher willst du das wissen?« Jäh riss er sich los und schlug sich die
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