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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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er nicht wie ein Bauernbursche mitten durch die Pfützen marschieren konnte. Ein Jammer, dass Vinzent ihn nicht besser in solchen Dingen unterwiesen hatte. Nun war es zu spät. Ob Eric der Richtige war, Vaterstelle an ihm zu vertreten, bezweifelte sie.
    Endlich erreichten sie das bescheidene Haus in der Sandgasse, in dem sie seit einigen Jahren zu Hause waren. Stets hatte Adelaide gehofft, es wäre nur eine vorübergehende Lösung, bis der alte Oheim ihnen das Anwesen an der Fahrgasse überschrieb. Als Witwe musste sie nun sogar bangen, dass ihr dieses kümmerliche Dach über dem Kopf erhalten blieb. Müde hob sie den Blick. Es schien ihr, als trage selbst das Haus Trauer um seinen grausam gemeuchelten Herrn. Regennass glänzten die Steine im unteren Geschoss. Das Fachwerk darüber wirkte verwittert und windschief. Der Giebel neigte sich förmlich zur Straße hin. Höchste Zeit, das Gebäude abzureißen und durch einen Steinbau zu ersetzen. Dazu aber fehlten ihr nach Vinzents Tod gänzlich die Mittel.
    Artig hielt Mathias ihr das Tor auf. Drinnen empfingen sie Dunkelheit und Stille. »Wo ist Emma?« Unwirsch, weil das Gesinde ihre Abwesenheit wieder einmal zum Müßiggang nutzte, nahm Adelaide Heuke und Schnebbe ab. Mathias übernahm es, die tropfnasse Kleidung über den Hof in die warme Küche zu bringen. Dicht bei dem Herdfeuer würde sie rasch trocknen. Adelaide betrat die Wohnstube. In den niedrigen Raum gleich links neben der Eingangstür fiel wenig Licht. Die beiden Fenster zur Straße waren nicht sonderlich groß, die dicken Mauern verengten sie zusätzlich. Auch die trutzigen Deckenbalken, die die Last des oberen Geschosses trugen, verdüsterten die Stube.
    Adelaide entzündete einen Kienspan im Ofen an der rückwärtigen Wand. Die weiß-blauen Kacheln versprachen ein wenig Heimeligkeit. Kurz legte sie die Hände darauf und genoss die Wärme. Als der Kienspan aufflammte, hielt sie schützend die Hand darum. Nach und nach entzündete sie die Talglichter auf dem Tisch und dem Wandbord. Milchig gelb breitete sich der Schein der Lampen im Raum aus, und die Umrisse der spärlichen Einrichtung zeichneten sich deutlicher ab. Außer dem großen Tisch mit den sechs Stühlen sowie dem Wandbord und einer Truhe mit Tischwäsche zwischen den Fenstern stand seit Vinzents Tod zudem noch sein Schreibpult in der Stube. Adelaide hatte Magdalena darum gebeten, es aus dem Kontor herüberbringen zu lassen. Gedankenverloren strich sie mit den Fingern über das fein polierte Kirschholz. An manchen Stellen fanden sich Kerben, aus einem Astloch war das Herzstück herausgelöst. Tintenflecken erinnerten an die vielen Stunden, die Vinzent daran verbracht und Zahlen in den Kontorbüchern addiert oder Briefe an Handelspartner verfasst hatte.
    »Mutter, ich muss mit dir reden.« Ohne anzuklopfen, betrat Mathias den Raum. Sie hob die Augenbraue und blickte ihn streng an. Er entschuldigte sich jedoch nicht. »Es ist an der Zeit, dass ich zu Onkel Eric ins Kontor eintrete.«
    »Und die Lateinschule? Dein Vater wollte immer, dass du …«
    »Ist es nicht eher in deinem Sinn, dass ich mich im Kontor behaupte?«, fuhr er dazwischen, bevor sie den Satz beenden konnte. »Onkel Eric hat keinen Sohn. Wie es aussieht, wird sich daran wohl kaum noch etwas ändern.«
    Sie lächelte. Selbst im Denken ähnelte er also doch mehr ihr als seinem Vater. Zufrieden fuhr sie ihm mit den Fingern durch das kinnlange Haar. »Mir scheint, du begreifst langsam, worauf es ankommt. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du dich nicht länger bei den hohlwangigen Gelehrten hinter lateinischen Schriften verschanzt. Das Praktische liegt dir wohl eher.«

4
    Der Besuch der Kaufmannsgenossen Diehl, Feuchtgruber und Imhof hatte Eric mehr angestrengt, als er zugeben wollte. Eine ganze Weile schon saß er im Lehnstuhl am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Leise trat Magdalena neben ihn, legte ihm die Hand auf die Schulter und richtete ihren Blick ebenfalls nach draußen.
    Das Grau des Oktobertages ging nahtlos in die Abenddämmerung über. In kräftigen Böen fegte der Wind durch die Straßen, wirbelte Laub und Unrat auf. Einige Schwalben kämpften gegen die kräftigen Böen an und gelangten in eleganten Bögen zu ihren Schlupflöchern unter den Dachgiebeln. Schwere Regentropfen klatschten gegen das Fenster. Bald verdichteten sie sich zu einem undurchlässigen, nassen Schleier. Kaum eine Menschenseele war mehr zu sehen.
    »Hast du Adelaide bemerkt?« Eric

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