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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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geblieben und sah sich nochmals unauffällig um. Die Straße war ruhig und niemand war zu sehen. Auf die vereinbarten drei kurzen Huster hin kam Cornelius und der Torwächter trat aus seinem Verschlag.
    »Gleich kommt eine Frau, die Ihr freundlich grüßt, ganz so, als ob Ihr sie gut kennen würdet und die Ihr dann ohne weitere Fragen oder sonst etwas passieren lasst!«
    »Wieso soll ich das tun?«, fragte der Mann verdutzt.
    »Deshalb!«, antwortete Cornelius, öffnete kurz seine Hand und hielt ihm für einen kurzen Augenblick eine große Münze unter die Nase.
    »Schert Euch zum Teufel!« An seinem ratlosen Gesicht war anzusehen, dass er keine Ahnung hatte, was er von der Geschichte halten sollte. Ob das eine der Finten war, mit der die Obrigkeit seine Verlässlichkeit prüfen wollte? »Verschwindet!«, sagte er dann energisch, »oder ich rufe um Verstärkung!«
    »Das würde ich nicht tun!«, sagte eine freundliche Stimme hinter ihm. »Ich an Eurer Stelle würde das Geld nehmen!«
    Als er sich umwandte, wurde die Verwirrung des Mannes nur noch größer. Da stand tatsächlich ein Mönch vor ihm, der ihn aufforderte, Geld dafür zu nehmen, dass er eine Frau freundlich grüßte. »Nein!«, erwiderte der Wächter beharrlich, bekam aber gleich darauf ganz große Augen, als der Dominikaner seine Kutte ein wenig anhob.
    »Also, was ist?«, sagte Leonhard freundlich und deutete auf den großen Knüppel. »Soll ich Euch den über den Schädel ziehen?«
    Die beiden sahen, wie es in dem Mann arbeitete und wie seine Augen plötzlich erleichtert aufleuchteten. »Also gut, einverstanden! Ich nehme das Geld!«
    Cornelius drückte ihm die Münze in die Hand, die der Mann aber ohne sie genauer anzusehen sofort in seiner Tasche verschwinden ließ.
    »Übrigens«, sagte dann der Mönch, »ich weiß, was Ihr denkt. Aber die Münze ist gekennzeichnet. Sie werden Euch morgen nach der Frau und möglichen Begleitern fragen. Nur für den Fall, dass Ihr das Geld annehmen und sofort zum Magistrat rennen wollt. Es sind ein paar Zeichen darauf, die nur wir kennen und Ihr könnt suchen, so lange Ihr wollt, Ihr werdet nur Kratzer entdecken. Falls wir innerhalb der nächsten drei Tage gefasst werden sollten, werden wir angeben, Euch bestochen zu haben und können es auch beweisen. Dann aber seid Ihr nicht nur die wertvolle Münze los, sondern auch Eure Arbeit. Abgesehen davon, werdet Ihr sie auch nicht hier in Boppard ausgeben können, wo Euch jeder kennt und sich fragen wird, wie ein schlecht bezahlter Torwächter plötzlich zu so viel Geld kommt!«
    Mit einer Kopfbewegung forderte Leonhard Cornelius zum Gehen auf, kurz darauf folgte Afra, die der Wächter wie eine alte Bekannte grüßte, während der Mönch mit dem Knüppel unter der Kutte bei ihm stand und dem Mann erklärte, dass man hie und da etwas Schlechtes tun müsse, um Gutes zu bewirken.
    Auch in der Nacht hatte die Stadt Augen und Ohren. Aber selbst ein aufmerksamer Beobachter hätte nur berichten können, dass er nichts Auffälliges bemerkt habe.
    Als Leonhard schließlich als Letzter durch die kleine Türe im Tor die Stadt verließ, war der Torwächter immer noch fassungslos. So eine verrückte Geschichte hatte er noch nie gehört, dass jemand unter Androhung von Gewalt gezwungen wurde, Geld anzunehmen. Normalerweise war es immer umgekehrt.
    Die Anspannung fiel erst ein wenig von Cornelius ab, als er Afra im Mondlicht auf sich zukommen sah. Eigentlich stolperte sie mehr als sie lief und immer wieder wandte sie sich um. Aber niemand schien ihr zu folgen.
    Cornelius ging ihr einige Schritte entgegen und fasste nach ihrer Hand, während er einen flüchtigen Kuss auf ihre Wange drückte.
    »Komm, wir müssen weiter. Jeder Schritt mehr weg von Boppard ist jetzt entscheidend. Gleich morgen früh werden sie zu suchen beginnen und berittene Boten mit einer Beschreibung deiner Person aussenden. Wir werden uns trennen, dein Vater …«
    »Mein Vater?«, fragte sie nach Luft ringend, während sie Cornelius ohne anzuhalten hinter sich herzog.
    »Dein Vater, ja. Er ist hier. Er hat sich schon mit den Kindern aufgemacht.« Afra wollte stehen bleiben, aber ihr Mann schleppte sie weiter. »Mit deinem Vater ist alles in Ordnung. Er ist sofort hierher gekommen, als er von deiner Verhaftung erfahren hat. Du und dein Vater fahrt mit den Kindern auf einem Treidelschiff ein paar Tage den Rhein hinunter. Sie fangen schon im ersten Morgengrauen an, den Frachtkahn mit den Pferden gegen die Strömung zu

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