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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Vergolder. Wir haben einen Auftrag oben bei Essendorf. Nichts Großes, aber wir müssen halt nehmen, was wir an Arbeit bekommen. Wo wollt ihr denn hin?«
    »Heute noch bis Leutkirch und morgen über Wangen nach Isny«, antwortete der Kutscher.
    »Von woher kommt ihr?«, wollte der Kaufmann wissen.
    »Wir sind schon ein paar Tage unterwegs. In Feldkirch hatten wir auf der Schattenburg zu tun. Graf Friedrich von Toggenburg baut sie gerade um.«
    »Unangenehmer Mensch«, ergänzte der andere, »geizig, von nichts eine Ahnung, aber überall herumkommandieren!«
    »Brunzdumm«, pflichtete sein Kamerad bei.
    »Wie sprecht ihr?«, mischte sich der Mönch empört ein. »Er trägt schließlich eine große Verantwortung vor Gott und seinen Untertanen. Hütet also eure Zungen und urteilt nicht so leichtfertig!«
    »Dann soll er sich um Angelegenheiten kümmern, von denen er etwas versteht und sich nicht in jeden Dreck einmischen!«, gab der größere der beiden respektlos zurück.
    »Wie ist denn das Wetter weiter unten?«
    »Gute Frau«, lachte der Kleinere, »wenn ihr als Gans oder Ente mit Schwimmhäuten auf die Welt gekommen wäret, würdet ihr euch dort bestimmt wohl fühlen!«
    »So schlimm?«, fragte sie betroffen.
    Die beiden nickten. »Und es ist saukalt. In den Bergen hat es geschneit, und das, wo es schon Frühling sein sollte! Ich sage, das geht nicht mit rechten Dingen zu, das hören wir überall, wo wir herumkommen!«
    Der Vergolder neigte den Kopf, um das in der Hutkrempe angesammelte Wasser ablaufen zu lassen. »Unten am Bodensee, hat man uns erzählt, sei ein ausgewachsener Stier einen Fluss herab getrieben. Der Stier sei mit dem Rücken auf dem Wasser gelegen und habe laut gelacht und sich immer so hingedreht, dass sein Geschlechtsteil zu den Leuten, die ihn gesehen haben, hingezeigt hätte. Kaum sei er mit einem höhnischen Lacher um eine Biegung verschwunden, sei auch schon ein gewaltiges Gewitter aufgezogen. Auch steinalte Leute hätten gesagt, dass sie ein so heftiges Unwetter noch nie erlebt hätten und die Hagelkörner seien so groß gewesen wie Hühnereier. Einige hätten es nicht mehr geschafft, sich unter einen Baum oder ein Dach in Sicherheit zu bringen und seien ernsthaft verletzt worden. Einem Glatzköpfigen sei ein faustgroßer Brocken auf den Schädel geflogen und habe eine Ader durchgetrennt und er sei auf freiem Feld verblutet. Aber auch Hunde und Katzen habe es erschlagen. Hagel um diese Jahreszeit …«
    »Wer hat euch das erzählt?« Nider sah die beiden zweifelnd an.
    »Ach, das haben wir nicht nur einmal, sondern öfter gehört. So, jetzt müssen wir aber weiter!«, gab der Maler zur Antwort und dirigierte sein Pferd mit einem Schenkeldruck auf den Weg.
    »Zieht mit Gott!«, sagte Nider.
    Der Weg durch das Wurzacher Ried war verschwunden. Wo sonst Holzbohlen durch das Moor führten, wateten sie nun hinter der Kutsche barfuß durch kalten schwarzen Brei, der sich saugend um ihre Füße legte und sie nur mit Anstrengung schmatzend wieder frei gab.
    Der Kutscher hatte die Gäste zum Aussteigen aufgefordert und stapfte mit einem langen Stock in der Hand vor den Pferden her, die er am kurzen Zügel führte. Immer wieder blieb er stehen und stieß den Stecken in den Boden und manchmal musste er zwei- oder dreimal zustechen, bis er sich sicher war, auf dem richtigen Weg zu sein. Leise fluchte er vor sich hin und war froh, dass der Priester weit genug hinter dem Fuhrwerk war, wo er ihn nicht hören konnte. Laut wurde er erst, als das rechte Hinterrad eine der Bohlen verfehlte und die Kutsche mit rumpelndem Krachen bis zur Achse im Moor versank und mit bedrohlicher Schräglage stecken blieb.
    »Heben!«, schrie er nach hinten, »anheben und nicht schieben, ihr Hornochsen! Oder glaubt ihr, dass ihr mehr Kraft als die Rösser habt?« Wütend auf sich selber drosch er auf die Pferde ein und auch die Wortwahl war ihm nun wieder gleichgültig.
    Nider wollte ihn zurechtweisen.
    »Nach hinten und anheben«, belferte er den Mönch an. »Die Predigt kann warten!«
    Als die Räder wieder auf festem Untergrund standen und die beiden Pferde anzogen, rutschte der Kaufmann aus, wollte sich noch am Gefährt festhalten, glitt aber nochmals ab und schlug dann mit einem überraschten Aufschrei längsweg in den schlammigen Morast. Der Kutscher und die Frau lachten laut, als er sich wieder mühsam auf die Beine rappelte und selbst der sonst so ernste Nider konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen.
    Es war

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