Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
ist Georg Golser. Die beiden waren zwar verfeindet, was aber Golser nicht abhält, in dieser Sache ins gleiche Horn zu blasen. Auch er ist ein starrsinniger Ignorant und behauptet ebenfalls wie sein Vorgänger, es gebe gar keine Hexen!«
13. KAPITEL
G edämpft fiel das Licht durch die Seitenfenster in das in drei Kirchenschiffe eingeteilte Gotteshaus. Hoch strebten die auf oktagonalen Säulen aufliegenden gotischen Spitzbögen himmelwärts und schienen mit der nach oben zunehmenden Dämmerung zu verschmelzen. Heinrich Institoris erhob sich von der harten Kirchenbank und ging hinüber zur Johanneskapelle, wo er sich noch einmal die im Stile Giottos gemalten Fresken ansehen wollte. Die Arbeiten übten eine eigenartige Faszination auf ihn aus und unterschieden sich von den flach und reliefartig gemalten Bildern der byzantinischen Schule, wie sie in den meisten Kirchen vorherrschend waren. Die Fresken wirkten eigentümlich lebendig und wie immer kostete es ihn besondere Überwindung, sich von dem Zyklus »Triumph des Todes« loszureißen.
Komm, du musst weiter!, befahl er sich selber und trat hinaus in den bereits nach Frühling riechenden Morgen. Die Bergzacken des Rosengartens trugen noch hohe Schneehauben, die sich im Schein der aufgehenden Sonne in dunkles Purpur verfärbten, dann blasser wurden und danach in grell leuchtendes Weiß übergingen.
Sechs Wochen war er nun hier im Konvent gewesen. Der Comoer Inquisitor war nur ein paar Tage geblieben und beide hatten vereinbart, miteinander in Verbindung zu bleiben. Seit Laurentius de Santa Agatha nicht mehr da war, hatte er das Gefühl, es nur mit Dummköpfen zu tun zu haben und war froh, endlich von hier verschwinden zu können. Mehr als einmal war er mit dem Prior aneinander geraten und dieser hätte ihm bestimmt eine nicht geringe Ordensstrafe auferlegt, wenn er nur gekonnt hätte. Aber es hätte dem Ansehen der Bruderschaft nicht unerheblichen Schaden zugefügt, wenn er einen Mitbrüder, der selbst noch Klostervorstand war, aus dem Konvent geworfen hätte. Das war auch der einzige Grund, weshalb der Prior gegenüber den anderen Confratres den Anschein von Einvernehmen zu erhalten bemüht war. Institoris spürte, wie ihn auch die anderen Mitbrüder zu meiden begannen und selbst diejenigen, die sein überhebliches Auftreten dem Prior gegenüber mit heimlicher Genugtuung beobachteten, weil sie selbst noch irgendeine Rechnung offen hatten, machten nach und nach einen Bogen um ihn.
Mit großen Schritten hielt er nordwärts auf die rötlichen Porphyrhügel zu, ein leichter Wind beugte die schlanken Pinien und säuselte durch die noch blattlosen Äste der Mandelbäume. Auf der schon von den Römern angelegten Straße, die noch durch liebliche Weinberge führte, herrschte bald lebhafter Verkehr: Hunderte von Fuhrwerken, Lastwagen, leichtere Gefährte, zweirädrige Karren und Reiter zogen dem kalten Norden oder dem wärmeren Süden zu. Laut drang das Tosen der Eisack herauf, deren gewaltige Schmelzwasser riesige Felsblöcke unter dumpfem Poltern im Bachbett spielerisch wie riesige Murmeln hin und her schoben.
Am späten Nachmittag kam er durch Klausen mit seinen engen, verwinkelten Gassen und geduckten Häusern, über denen auf einem Felsen die Seebner Bischofsburg wie ein Adlerhorst thronte und wo er in einem der vielen Wirtshäuser eine Rast einlegte. Bruder Heinrich hielt sich aber dort nicht lange auf, da er noch am gleichen Tage zu den Augustiner Chorherren im Kloster Neustift wollte, wo er zu übernachten gedachte. Er war aber noch nicht weit gekommen, als auf der Straße eine aufgeregte Unruhe entstand. Wagen fuhren zur Seite, wobei manche im Morast stecken blieben, Kutscher fluchten, Pferde schnaubten aufgeregt wiehernd, eine ungeduldig klingende Fanfare war schon von weitem zu hören, das Hufgetrappel einer Reitergruppe kam näher und vor einer prächtigen Kutsche ritten acht Männer in silbern glänzenden Rüstungen.
»Herzog Sigmund von Tirol mit seiner Frau«, sagte einer der Umstehenden und deutete ehrfürchtig auf das prachtvolle Wappen an der Kutschentür, »wahrscheinlich ist er unterwegs auf seine Burg Sigmundskron!«
»Armer Herzog«, murmelte eine stämmige Frau, die ihre mit leinenen Stoffballen beladene Rückentrage neben der Straße abgestellt hatte.
»Wieso arm?«, erwiderte ein anderer. »Er hat doch den Beinamen der Münzreiche?«
»Ich meine nicht das Geld. Zwei Frauen sind ihm schon gestorben und Kinder hat er auch keine. Seine jetzige
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