Hexenhatz im Monsterland
besonders darauf achtete, sich nicht in ihre langen Flechten zu verwickeln. Die beiden begannen zu singen:
Seid doch nicht so kalt und schlapp,
Stürzt euch in den Trubel, die Sause geht ab.
Denn jetzt sind Hubert und Alea da,
Come on, do the Drachen-Lambada!
Mutter Duck war, während sie der Darbietung gelauscht hatte, alle Farbe aus dem Antlitz gewichen. »Ich will doch nur schöpferisch tätig sein«, jammerte sie, »und nun das!«
Gnadenlos setzten Drache und Maid zu einer zweiten Strophe an:
Erst schwenkst du deinen rechten Fuß,
Denn das nimmt dir den Verdruß.
Dann stampfst du mit dem linken auf,
Laß der Leidenschaft freien Lauf.
Drache und Maid schwenkten und stampften zur visuellen Verdeutlichung der Verse, wobei, vor allem auf Huberts Seite, die eine oder andere Pflanze zu Boden brach. Dann wiederholten sie den köstlichen Refrain:
Seid doch nicht so kalt und schlapp,
Stürzt euch in den Trubel, die Sause geht ab.
Denn jetzt sind Hubert und Alea da…
»Dreiundzwanzig Jahre«, lamentierte Mutter Duck, »ich mache das hier nun seit dreiundzwanzig Jahren, aber noch nie, nie, nie…« Die Stimme versagte ihr. Alea tanzte nun zwischen den Drachenklauen herum, während Huberts Maul ein Potpourri von Vogelgezwitscher zum Besten gab.
Mutter Duck schüttelte den Kopf. »Meine liebe alte Mutter hat mir immer gesagt, ich solle mich einem anderen Beruf zuwenden. Du mußt nie Hunger leiden, hat sie immer gesagt, wenn du eine Hexe für Allgemeinmagie wirst. Und erst die Liebestränke! Welch ein Vermögen kann man mit Liebestränken verdienen! Aber nein. Ich mußte ja meiner sogenannten Berufung folgen und mich mit Subjekten wie diesen hier einlassen.«
Drache und Maid gaben uns noch eine weitere Kostprobe ihres Könnens:
Feg mit dem Schwanz nun alles nieder,
Bäume und Büsche, Rosen und Flieder.
Stampf alles in den Grund, bis nichts mehr da,
Und tanz den Drachen-Lambada!
Guxx Unfufadoo begann zu niesen.
Mutter Duck sah sich flehend um, als gebe es irgendwo in ihrem großen Östlichen Königreich etwas, das dieser Veranstaltung einen Sinn verleihen könnte. Es war schon eine erstaunliche Persönlichkeitswandlung. Diese starke, befehlsgewohnte Frau wirkte auf einmal wie eine verlorene Touristin ohne Reiseführer. Noch vor wenigen Minuten hatte sie sich Guxxens erwehrt, als wäre der Herr der Dämonen bloß ein lästiges Kerbtier. Doch Drache und Maid schienen ihre Willensstärke gebrochen zu haben.
Ich hatte diese Auswirkung der musikalischen Darbietungen allerdings schon häufiger beobachten dürfen. Wie Snarks immer gerne und treffend zu bemerken pflegte: Eine Aufführung von Drache und Maid verlieh dem Wort ›Unterhaltung‹ völlig neue Dimensionen. Angesichts der geballten poetischen Kraft von Drache und Maid hatte Mutter Duck keine Chance.
Dennoch, es war eine interessante Veränderung. Vielleicht würde ich ja nun mit meinem Vorschlag offenere Ohren finden.
»In der Tat«, versuchte ich es erneut, während das Duo seinen Refrain wieder aufnahm. »Ich habe mich gerade gefragt…«
»Was habe ich nur falsch gemacht?« fragte mich Mutter Duck. »Ich will ehrlich zu dir sein: Irgend etwas hat mir an der Sache von Anfang an nicht gefallen. Sogar mein Name – Mutter Duck. Na ja, es gibt schlimmere, aber irgendwie fehlt ihm doch der letzte Pep. Wenn du willst, daß deine Märchen Märchengeschichte schreiben, brauchst du einen Namen mit Pep. Meinst du nicht auch?«
»Äh…«, antwortete ich. »Schon möglich. Doch ich wollte mit Euch über Vushta…«
»Wie wär’s mit etwas Königlicherem, etwa Augusta?«
»Sehr nett«, entgegnete ich rasch, »doch was Euren Pakt mit den Niederhö…«
Mutter Duck legte die Nasenwurzel in Falten und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Augusta hat so was Erhabenes, Gluckenhaftes. Es müßte ein Name sein, der Vertrauen erweckt, wie… Tante. Nein, das ist zu platt. Oder vielleicht Madame?« Die alte Dame verzog das Gesicht und schüttelte traurig den Kopf, sobald ein neuer Vorschlag auch nur ausgesprochen war.
Und Drache und Maid waren offensichtlich noch nicht am Ende ihrer Darbietung angelangt. Gab es überhaupt eins?
Drachen-Lambada, der heißeste Renner,
Den lernt ohne Müh’ selbst der letzte Penner.
Drache sein, das ist fein –
Wer anders denkt, den stampfst du ein!
Drache und Maid steppten ein furioses Finale, das in einer schwungvollen Verbeugung endete.
»Vorbei?« flüsterte Mutter Duck. »Ist es
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