Hexenhatz im Monsterland
Geräusch schwerer Flügel, die schnell näher kamen. Selbst in dieser Dunkelheit wußte ich, daß dies nur Hubert sein konnte.
»Da sind wir wieder!« ertönte Aleas muntere Stimme von Huberts Rücken. »Hier kommt das Siegergespann, das brachte die Musen voran!«
»Ein Paar so schlecht, daß man weglaufen möcht!« hörte man eine andere, unglaublich durchdringende Stimme vom anderen Ende der Lichtung. Ich spähte in die Dunkelheit. Jemand, der so viele Kleidungsstücke auf einmal trug, konnte nur Snarks sein.
»Ich dachte mir, ich schau’ mal vorbei und sehe nach, wer hier diesen Krach veranstaltet«, erklärte der Dämon. »Guxx kriecht irgendwo dort hinten rum und sucht seine Drum. Ich vermute, daß die beiden auch gleich aufkreuzen werden.«
»In der Tat«, antwortete ich, sorgfältig darauf bedacht, nur unverfängliche Worte zu wählen. Nun, da ich darauf achtete, fühlte ich ein leichtes Ziehen im Hinterkopf, etwas, was mich vergessen oder schlafen lassen wollte. Es war eine überaus mächtige Magie, die ich jedoch bekämpfen mußte, wenn ich den Rest der Botschaft meines Meisters noch in Erfahrung bringen wollte.
»Es war einmal«, unterbrach Tap meinen Gedankengang.
»Verdammnis«, sagte Hendrek, die Brauen gerunzelt, während er mich musterte. »Du fühlst es auch?«
Ich nickte. »Ich wünschte, mein Meister würde sich beeilen.«
»Oh!« Alea lächelte, während sie vom Rücken des Drachen sprang. »Deshalb sind wir hier, Hubert weiß es!«
»In der Tat?« Hubert kannte das letzte Geheimnis, welches mein Meister mit mir teilen wollte? Und dann ging mir die schreckliche Ironie der Situation auf. »Er kann nicht sprechen! Wie soll er es uns sagen?«
»Ganz einfach«, versicherte uns die Maid. »Es ist schwierig, aber Hubert beherrscht diese Kunst. Er wird uns eine von seiner Rasse längst vergessene Fertigkeit präsentieren: Drachen-Charaden!«
Alea erklärte uns anderen rasch die Regeln dieser uralten Reptilienkunst, während Hubert sich schweigend vorbereitete. Es schien, als wollte der Drache Ebenezums Geheimnis als Pantomime vorführen, und wir, die wir hier versammelt waren, sollten den Inhalt des Dargestellten erraten. Wenn einer von uns richtig geraten hatte, wollte Hubert nicken und auf denjenigen zeigen, und so würde die Wahrheit nach und nach mit unser aller Anstrengungen ans Licht gezerrt werden.
»Wirklich einfach!« rief ich begeistert aus. »Sollen wir anfangen?«
Der Drache nickte und blies aus seinen Nüstern kleine Feuerbälle, um für eine adäquate Beleuchtung zu sorgen.
Alea kam herüber, um sich uns anzuschließen.
Der Drache begann sein Maul rhythmisch zu öffnen und zu schließen.
»Das ist ein Gespräch«, erklärte Alea. »Hubert möchte uns mitteilen, daß die Botschaft des Zauberers aus einem Gespräch besteht.«
Wollte Ebenezum mir eine lange vergessene Weisheit kundtun?
»Was für ein Gespräch?« fragte ich Alea.
»Es war einmal?« schlug Tap vor.
»Beobachte Hubert und finde es heraus«, antwortete sie. »Was für ein Schauspieler!«
Ich wandte meine Aufmerksamkeit also wieder dem Drachen zu.
Der Drache zeigte nach unten. »Der Boden?« Er schüttelte den Kopf. »Die Niederhöllen?« Sein Kopfschütteln verdoppelte sich. Dann ging mir auf, daß er auf seine unteren Extremitäten deutete.
»Deine Füße?« fragte ich.
Der Drache zuckte mit den Schultern und nickte dann. Was soll das heißen – vielleicht? Der Drache hob einen Fuß und beugte sich dann vorsichtig nach unten, bis er mit den Vorderklauen seine Zehen berührte. Dann, sehr vorsichtig, zog er die Vorderklauen zu seiner Ferse.
»Verdammnis!« rief Hendrek aus. »Er zieht etwas über seinen Fuß.«
»Wie einen Schuh?« dachte ich laut.
Der Drache nickte und klopfte mit dem Schwanz enthusiastisch auf den Boden.
»Das Gespräch drehte sich also um Schuhe?«
Der Drache nickte wieder.
»Verdammnis«, meinte Hendrek. »Wir haben einen Fachmann für Schuhe.«
»Es war einmal«, meinte der Fachmann dazu.
»Das ist wohl wahr, allerdings steht der Schuhbert unter Mutter Ducks Kontrolle«, erinnerte ich den Krieger. »Sie hat sein Gehirn übernommen.«
»Verdammnis«, erklärte Hendrek. »Das kann ich wahrscheinlich beheben.«
»Es war einmal«, dozierte Tap.
Der Krieger hob seinen mächtigen Schädelbrecher, dazu verflucht, das Gedächtnis von Männern zu stehlen, und klopfte Tap sanft auf den Scheitel.
»Es war ein – urk! He, paß auf, mit was du herumfuchtelst! Wir Schuhberts sind
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