Hexenhatz im Monsterland
würde!
»Aber sicher«, bestätigte Ebenezum. »Die einzige Schwierigkeit bestand noch darin, daß du irgendwie davon in Kenntnis gesetzt werden mußtest. Unglücklicherweise haben wir uns bei unserer ersten Begegnung mit Tod auseinandersetzen müssen. Und seit dieser Begegnung habe ich mich bemüht, möglichst unauffällig zu bleiben. Wenn Mutter Duck unseren Plan zu früh entdeckt, wird er fehlschlagen. So hatte ich mich dazu entschlossen, dir versteckte Hinweise zu geben, die wir geschickt in die Märchen eingebaut hatten. Doch diese Methode erwies sich als zu langsam.«
»Und so mußten wir einen Störfall produzieren!« erklärte Ihre Schuhbertschaft. Tap traute sich nicht, ihn anzublicken.
»In der Tat«, fuhr der Zauberer fort. »Wir mußten diesen Wolf aus dem Weg schaffen, in dessen Märchen du dich herumgetrieben hast. Aus Enttäuschung darüber, wie eklatant ihr die Kontrolle über ihre eigenen Geschichten entglitten war, hatte Mutter Duck ihm eine Chance verschafft, es vielleicht besser zu machen. Als wir das herausgefunden hatten, wußten wir, daß wir diese Möglichkeit nutzen mußten und würden. Eigentlich war es die Idee Ihrer Schuhbertschaft, den Drachen und das Einhorn hinzuzufügen, um die Verwirrung zu steigern. Nun bleibt uns nur noch zu hoffen, daß Mutter Duck den Wolf beobachtet und uns die nötige Zeit zum Reden läßt.«
Doch da gab es noch eine Frage, die er nicht beantwortet hatte. Ich konnte nicht anders – ich mußte einfach fragen!
»Aber Meister!« rief ich aus. »Was ist mit Norei?«
»Norei kann jetzt nicht bei uns sein. Sie benutzt ihre Kräfte, um Mutter Duck zu beobachten und um sicherzustellen, daß wir nicht entdeckt werden. Sie war diejenige, welche die erzählerischen Möglichkeiten, die die Geschichte des Wolfes uns bot, als erste erkannt hatte.«
Mein Meister hielt inne. Ich stellte mir vor, wie er im Innern des Schuhs über seinen langen, weißen Bart strich. »Außerdem ist sie eine der wenigen Personen mit magischen Fähigkeiten, der die Magierkrankheit nichts anhaben kann. Sie muß im Verborgenen bleiben, geschützt vor Mutter Ducks Kräften, bis unser Plan in die Tat umgesetzt wird. Höre jetzt gut zu, Wuntvor, denn wenn wir das verabredete Signal geben, mußt du die Worte sprechen.«
»Glücklich bis an ihr Lebensende«, wiederholte ich folgsam.
»Sie haben so einen tröstlichen Beiklang, nicht wahr?« lächelte Ihre Schuhbertschaft. »Fast wie Schuhbertmagie!«
Tap konnte nicht mehr länger an sich halten. »Ab-b-ber mein König der Sohle!« stotterte er. »Wollt Ihr mich nicht wenigstens anhören? Ich war immer ein treuer Verfechter der Schuhbertmagie!«
Sein König starrte bedeutungsvoll an seiner Nasenspitze entlang. »So wie diese sieben Schuhbertwünsche?«
»Aber Eure Winzigkeit, wenn Ihr doch nur…« Tap stockte, sichtlich bemüht, die richtigen Worte zu finden. »Wenn doch nur – es war einmal.« Seine Stimme bekam einen monotonen Klang, und alles Leben schwand aus seinen Augen.
Seine Schuhbertschaft blickte ihn finster an. »Die Schwachen im Geiste erwischt es immer als erste.«
»Sie versucht, wieder die Kontrolle an sich zu reißen!« rief der Zauberer. »Schnell, Wuntvor! Ich muß dir noch etwas mitteilen.«
»Es war…«, begann Ihre Schuhbertschaft. Er schlug die kleinen Hände vor den Mund. Ich fühlte ebenfalls den Druck; die drei Worte pulsten durch mein Hirn, drängten sich auf meine Lippen. Ich hatte das Gefühl, daß die Aussprache dieser drei Worte genauso wichtig war wie das Atmen. Doch ich mußte es bekämpfen! Ich blickte schnell zu meinen Gefährten hinüber und bemerkte, daß sie trotz aller Qualen den Spruch zu bekämpfen suchten, nun, da mein Meister die Natur des Zaubers erläutert hatte.
»Wir müssen fliehen!« gellte der Zauberer. Und beide, Ebenezum und der König der Schuhberts, verschwanden in einer kleinen Rauchwolke.
»Aber Meister?« fragte ich in die leere Luft. »Was muß ich noch wissen?«
»Verdammnis«, bemerkte Hendrek. »Ebenezum ist ein erfahrener Mann. Ich bin sicher, er wird einen Weg finden, es uns mitzuteilen.«
Der Schuhbert war in die Märchentrance zurückgefallen, eine Trance, die auch uns jeden Moment ereilen mochte. Und das bedeutete, daß Mutter Duck Augen und Ohren wieder bei uns weilten. Konnte mein Meister eine Möglichkeit finden, uns die nötigen Informationen mitzuteilen, ohne daß sie es merken würde?
Ich sah zum Himmel empor. Irgend etwas verdeckte den Mond. Ich hörte das
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