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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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Erbensuppe kochen?
    Das Einzige, was nicht zu einer normalen Bauernküche passt, ist die schwarze Krähe, die oben auf einem Schrank sitzt und sie mit lautem Krächzen begrüßt.
    »Ihr habt hier doch sicher keinen elektrischen Strom, oder?«, fragt Karim und blickt auf die zierliche Lampe, die mitten auf dem Tisch steht.
    »Hexen brauchen keine Elektrizität«, antwortet Alba scharf.
    »Wenn es nötig ist, lassen wir es ein bisschen blitzen.« Mit diesem Scherz versucht Erin, die Atmosphäre etwas aufzulockern. »Wollt ihr was trinken?«
    »Was gibt es denn?«, will Karim wissen.
    »Was Warmes«, schlägt Erin vor.
    Kurz darauf stehen vier dampfende Tonbecher auf dem Tisch. Karim weiß zwar nicht, was ihnen da vorgesetzt wird, aber es riecht wunderbar nach Zimt und Nelken. Vorsichtig trinkt er einen kleinen Schluck und spürt, wie die Flüssigkeit warm und wohlig durch seine Kehle in den Magen rinnt und sich von dort wie ein kleines Feuer ausbreitet. »Puh!«, schnauft er. »Werde ich davon betrunken?«
    »Aber nein«, beruhigt ihn Erin, »nur schön warm.«
    Karim rutscht auf seinem Stuhl etwas herum und streckt seine Füße behaglich zum flackernden Herdfeuer hin. »Ihr wohnt hier richtig schön.«
    »Das hast du wohl nicht erwartet?«, fragt Erin.
    »Nein.« Karim schüttelt den Kopf. »Wir sind hier schon einmal gewesen, aber da haben wir euer Haus natürlich nicht von innen gesehen. Von außen wirkt es wie eine Ruine.« Er erschrickt über das, was er gesagt hat. »Oh, Entschuldigung«, murmelt er schnell.
    Alba seufzt. »Ein Grund mehr, eine neue Hexengeneration heranzubilden. Junge Frauen mit Schwung und neuer Energie, das ist es, was dieses Haus braucht. Und nicht nur wegen der Holzkonstruktion.«
    Lenne sitzt auf der Stuhlkante. Ihre Augen funkeln. »Und dafür habt ihr mich ausgewählt?«
    Alba nickt.
    Karim guckt beunruhigt von Alba zu Erin. Versuchen sie jetzt doch, Lenne zu überreden, hierzubleiben?
    Erin fängt seinen Blick auf und legt beruhigend ihre Hand auf seinen Arm. »Wir haben allerdings gleichzeitig darüber nachgedacht, dass es möglicherweise auch an der Zeit für neue Vorgehensweisen ist.« Einen Augenblick schaut sie Alba etwas zaghaft an. »Nicht allein neue, sondern vor allem gesittetere Vorgehensweisen.«
    Albas Rücken versteift sich, und in ihre Augen tritt etwas Abweisendes.
    Erin spricht schnell weiter. »Die alten Vorgehensweisen verursachen so viel Leid bei Familie und Freunden, wenn eine junge Frau, ein Mädchen, plötzlich verschwindet und niemand weiß, was mit ihr passiert ist …«
    »So wie jetzt bei Rinnie«, unterbricht Lenne sie bissig. »Ihre Eltern sind halb wahnsinnig vor Kummer!« Sie nimmt schnell einen Schluck von ihrem Getränk, um zu verdecken, dass sie selbst etwas erschrocken über ihr Verhalten ist. Sie hofft, dass Alba ihr das nicht allzu sehr verübelt, denn die scheint noch so ihre Zweifel an den neuen Vorgehensweisen zu haben, von denen Erin spricht.
    Doch Erin nickt und geht sofort darauf ein. »Genau! Und so braucht es überhaupt nicht abzulaufen.« Sie schüttelt den Kopf so heftig, dass die roten Locken hin und her tanzen. »Was ist denn falsch an einem freiwilligen Entschluss? Wenn wir dich fragen würden, Lenne, ob du eine Hexe werden willst, was würdest du dann antworten?«
    »Ja!«, sagt Lenne ohne jedes Zögern.
    Karim sieht sie besorgt von der Seite an.
    »Auch wenn das bedeuten würde, dass du dann auf einmal deiner Familie und deinen Freunden Lebewohl sagen müsstest, ohne eine Nachricht zu hinterlassen?«
    Lenne zögert und runzelt die Stirn. Sich von ihren Eltern verabschieden? Gar nicht daran zu denken. Schon allein die Vorstellung daran! Und Karim und Malika und all die anderen Freunde …
    »Warum macht ihr das immer auf diese Art?«, will Karim wissen. »Warum dürfen die, hm … neuen Hexen, oder wie ihr das nennt …, warum dürfen die niemanden darüber informieren, wohin sie gegangen sind und warum?«
    »V on alters her war das schon so«, antwortet Alba. »Es war früher ziemlich selbstverständlich, dass man so etwas nicht an die große Glocke hängte. Hexen waren wirklich nicht beliebt. Die Leute hätten innerhalb kürzester Zeit alles niedergebrannt, und den Hexen wäre nichts erspart geblieben.«
    »Aber die Zeiten haben sich doch sicher geändert, oder?« Karim zuckt mit den Schultern. »Heute kommen Hexen doch nicht mehr auf den Scheiterhaufen. Das war früher.«
    »Dann erzähl mir doch mal, Karim«, sagt Alba mit einem

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