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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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säuerlichen Lächeln, »was die Menschen denn heute mit einer Hexe machen würden?«
    Karim öffnet den Mund und macht ihn dann wieder zu. Er hat keine Ahnung.
    »In eine Irrenanstalt sperren.« Lenne lacht mitfühlend.
    »So ist es«, bestätigt Alba. »Bevor du dich versiehst, steckst du in der Psychiatrie. Es ist ein anderes Problem entstanden. Die Menschen glauben nicht mehr an Hexen.«
    »Aber ihr könnt doch zeigen, dass ihr Hexen seid?«, fragt Karim. »Ihr könnt es doch beweisen. Mit all den Dingen, die ihr fertigbringt, zum Beispiel über dem Boden schweben und so – Erin hat mir ein paar von den Dingen gezeigt –, damit könnt ihr doch zeigen, dass es so ist?«
    »Das nennen die Leute dann eine optische Täuschung«, meint Alba. »Zaubertricks.«
    »Aber doch nicht alles? Manche Sachen sind einfach nicht möglich«, wendet Karim ein, »zumindest wenn du keine Hexe bist.«
    »In dem Fall taucht schnell ein anderes Problem auf: Plötzlich wollen alle sofort der Hexenwelt beitreten.« Alba beugt sich vor. »Stell sie dir vor, all die Menschen, die auf einmal über dem Boden schweben wollen. Es käme hier zu einem Massenauflauf!«
    Karim zuckt mit den Schultern. »Wäre das denn so schlimm?«
    »Es wäre schrecklich! Innerhalb kürzester Zeit würde es hier nur so wimmeln von Ausflüglern, albernen Zuschauern und Touristen. Ganz zu schweigen von all den sklavischen Anhängern. Ganz schnell wirst du eine Sekte und hast Tausende von Anhängern, die dir blindlings folgen und wollen, dass du Regeln und Vorschriften aufstellst, an die sie sich halten können, die mit großen dummen Augen hinter dir hertrotten, ohne selbst nachzudenken.« Alba nimmt einen großen Zug aus ihrem Becher und verschluckt sich beinahe in ihrer Leidenschaft, mit der sie ihren Abscheu vor derartigen Dingen zum Ausdruck bringen will. Sie stellt den Becher mit einem Knall wieder auf den Tisch. »Wie Erin schon gesagt hat, Hexen sind von alters her weise Frauen! Und vor allem eigenwillige Frauen. Selbstständig, sachkundig und intelligent. Deshalb ist das, was Vita mit Rune macht, auch in jeder Beziehung so falsch, und jede Hexe, die die alten Gesetze unterschrieben hat, wird das sofort bestätigen. Hexen wurden immer schon mit großer Sorgfalt ausgewählt. Wir rufen nicht so mir nichts dir nichts irgendjemanden.«
    Lenne rutscht auf die Stuhlkante vor. Sie grinst. »Also bin ich intelligent und eigenwillig?«
    »V or allem das Letztere«, brummt Karim.
    »Eigenwilligkeit ist eine sehr gute Eigenschaft bei einem Menschen.« Erin lacht. »Du musst immer selbst nachdenken und dich fragen, wie du selbst etwas findest. Niemals etwas einfach klaglos hinnehmen und niemals Befehle befolgen, bevor du dir nicht deine eigene Meinung darüber gebildet hast.«
    Karim trommelt mit den Fingern auf den Tisch. Er findet das, was Erin sagt, gut, doch was ändert das an dem, was sie mit Lenne vorhaben? »Und was sind das für neue Vorgehensweisen, von denen ihr vorhin gesprochen habt?«, will er wissen. »Lenne kann von mir aus so eigenwillig sein, wie sie will, aber ich will nicht, dass sie von heute auf morgen plötzlich verschwindet, um eine Hexe zu werden!«
    »Ich bin bereit, ein Experiment zu wagen«, sagt Alba. »Erin hat es geschafft, mich zu überzeugen, es zumindest einmal zu versuchen. Ich werde dich nicht rufen, Lenne. Ich lasse dir selbst die Wahl. Auf jeden Fall warten wir noch ein paar Jahre. Wenn du dann so um die achtzehn Jahre alt bist, dann werden wir noch einmal sehen, ob du noch immer Hexe werden willst.«
    »Ach, verdammt«, murrt Lenne enttäuscht. »So lange muss ich warten?«
    »Das hindert dich doch nicht daran, in der Zwischenzeit heimlich zu üben«, flüstert Erin mit einem verschwörerischen Lächeln. »Du musst ja immerhin wissen, ob du später Ja oder Nein sagen willst.«
    »Üben?« Lenne setzt sich prompt wieder gerade hin.
    »Wenn du ausgetrunken hast, dann wollen wir dir was zeigen.«
    »Kann ich das auch sehen?«, fragt Karim ein bisschen eifersüchtig.
    Erin nickt. »Dieses eine Mal schon.« Sie streicht ihm beruhigend durch die Haare. »Komm mal mit.«
     
    Erin und Alba gehen den beiden voraus in ein kahles, nahezu leeres Zimmer.
    Da steht ein kleiner hoher Tisch an der Wand, und darauf liegen einige seltsame Gegenstände.
    Lenne läuft gleich neugierig darauf zu. »Das kenne ich«, sagt sie und zeigt auf ein Wandbild mit einem Stern in einem Kreis. »Das hab ich schon früher mal gesehen.«
    »Auf dem Boden ist noch

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