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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Verbrecher! Weil er nämlich weiß: Es könnte was passieren. Er könnte
einen Menschen überfahren, ihn töten. Aber er, der verantwortungslose Verbrecher,
nimmt das in Kauf. Was macht das schon? Was gehen ihn andere an? Und wenn es
den Führerschein kostet — na und? Hauptsache, er kann rasen. Pfui Teufel,
Werner Schilling! Für mich sind Sie der Abschaum. Und es ist ein Jammer, daß
Sie nur zu 20 Monaten verurteilt wurden. Mein Mann ist nicht nur für 20 Monate
weg, sondern für immer. Und er war erst 31.“
    Schillings Hände zitterten. „Ich wollte
es nicht.“
    „Hier ist Ihr Bier! Wohl bekomm’s!“
    Er schien in sich zusammenzusinken. Er
sah den Abscheu auf Utes Gesicht.
    Sie ging hinaus und bemerkte Bärbel,
die hüpfend über den Dorfplatz herankam.
    „Mami!“ rief sie. „Ich war bei der
Hexe. Aber es ist gar keine Hexe. Sie ist Lehrerin und hat mir gezuckerte
Erdbeeren gegeben. Schüler waren bei ihr, größere. Und ein schwarzweißer Hund
mit Schlappohren. Mit dem habe ich gespielt. Er heißt Oskar.“
    „Du warst bei Fräulein Götze?“ fragte
Ute erstaunt.
    „Ja, so heißt sie. War prima. Ich kann
zu ihr kommen, wann ich will. Sie hat mir auch gesagt, warum die andern sagen,
daß sie eine Hexe ist.“
    „Nun?“
    „Es gibt jemanden, der sie nicht leiden
kann. Und der erzählt diese Lügen.“
    Wie wahr! dachte Ute. Und ich weiß auch,
wer das ist.
     
    Fest entschlossen war die TKKG-Bande,
den herrlichen Sonntag bei Helga bis zum letzten Moment auszunutzen — also
möglichst lange hierzubleiben und möglichst spät zurückzufahren.
    „Lieber radeln wir dann ein bißchen
schneller“, meinte Klößchen. Und das wollte was heißen bei ihm, dem geborenen
Faultier.
    Inzwischen waren seine Sachen
getrocknet, und er hatte sich umgezogen. Inzwischen waren auch die
dringlichsten Arbeiten im Garten erledigt, und Helga machte einen Vorschlag.
    „Was haltet ihr davon, wenn wir in den
Wald gehen und wilde Erdbeeren pflücken? Ich weiß eine Stelle, da kann man die
Pflanzen melken — so dicht hängen die Brästlinge.“
    „Die wer?“ rief Klößchen. „Die Bratheringe?“
    „Die Brästlinge“, erwiderte Helga
lachend. „Das ist ein oberdeutsches Wort dafür — allerdings ein veraltetes.“
    „Ich glaube auch kaum“, meinte Tarzan, „daß
mich jemand verstehen würde, wenn ich im Café ein Stück Brästlingtorte verlange
— oder im Geschäft Brästlingmarmelade. Aber Ihr Vorschlag, Fräulein Götze, ist
toll. Frisch vom Strauch schmecken nicht nur Brästlinge am besten.“
    Sie bewaffneten sich mit zwei
Blechkannen. Gaby nahm Oskar an die Leine, denn der Wald war voller Wild — und
Oskar immerhin ein Jagdhund mit Spürnase.
    Helga verschloß Eingangs- und Hintertür
sorgfältig und überzeugte sich, daß auch alle Fenster verriegelt waren.
    „Ist besser“, meinte sie.
    „Dann sollten wir auch unsere Drahtesel
zusammenketten“, sagte Tarzan. „In feindlicher Umgebung kann Vorsicht nicht
schaden.“
    Nachdem das getan war, stiefelten sie
zur Rückseite des Grundstücks, wo sich — am Waldrand — Bärbel vorhin versteckt
hatte.
    Der Pfad, der in den Forst führte, war
jetzt wieder begehbar. Die von Tarzans Sense gefällten Brennesseln lagen — von
Helga und Gaby zusammengeharkt — auf einem Haufen.
    Stille empfing sie unter den Bäumen.
Der Wald duftete. Sonnenstrahlen fielen durch die Wipfel und zeichneten
tanzende Lichtflecke auf den Boden.
    Helga ging voran. Sie kannte sich aus.
Hinter ihr hechelte Oskar, von Gaby an der Leine gehalten. Er schnüffelte mal
hierhin, mal dorthin. Wie interessant es für ihn war, zeigte sein freudiges
Schwanzwedeln.
    Nach halbstündigem Marsch erreichten
sie eine Lichtung.
    „Meine Erdbeerplantage!“ stellte Helga
vor. Sie wies in die Runde.
    „Tatsächlich!“ rief Karl. „Brästlinge,
kiloweise.“
    Ihr Lachen schreckte einen Eichelhäher
auf. Schimpfend strich er durch die Bäume ab.
    Sie begannen zu pflücken, stopften sich
die Münder voll, hatten bald rote Finger und sammelten auch gelegentlich was in
die Kannen.
    „Mein Gott!“ seufzte Klößchen. „Sind
das herrliche Erdbeeren. Die noch mit Schokolade umhüllt — das wäre nicht
auszuhalten.“
    „Nichts gegen Sauerlichs beste
Schokolade!“ rief Gaby. „Aber mir schmecken die Erdbeeren, so wie sie hier
wachsen.“
    Sie und Tarzan versorgten eine Kanne.
Sie war schon halb gefüllt. Als Tarzan eine besonders große prallrote Erdbeere
fand, schenkte er sie Gaby. Das brachte ihm einen

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