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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vermißte
aber nichts. Sogar das Geld in ihrem Portemonnaie war noch da.
    Inzwischen hatte Gaby telefoniert und
ihren Vater angerufen.
    „Er kommt selber“, berichtete sie. „In
einer halben Stunde ist er da.“
    Helga starrte zu Boden. „Das war Harry
Jocher. Oder Max. Sonst kommt niemand in Frage. Der Alte — unmöglich!
Zuzutrauen wäre es ihm. Und wie! Aber der ist zu dick, zu behäbig. Der wäre
nicht flink genug. Außerdem würde der mir vermutlich das Haus in Brand stecken.
Deshalb — einer seiner Söhne hat beobachtet, wie wir in den Wald gingen. Dann
blieb ihm reichlich Zeit für sein Vorhaben. O ja, die scheuen vor nichts
zurück.“
    Sie preßte die Hände aneinander.
    „Mir ist nicht gut“, sagte sie leise. „Der
Schreck! Ich glaube, ich brauche mal einen Likör als Medizin.“
    Sie trat zur Schrankwand und öffnete
ein Fach, in dem die Kinder Bücher vermutet hatten. Aber es enthielt einige
Wein- und Likörflaschen.
    Schon wollte Helga danach greifen, als
ihre Bewegung erstarrte. Die Hand schwebte in der Luft. Der Blick war auf die
Flaschen gerichtet.

    „Hier war jemand dran“, flüsterte sie.
    „Ist was verändert?“ fragte Tarzan.
    „Die Flaschen stehen etwas anders, sind
sogar anders gruppiert. Nicht viel. Aber etwas!“
    „Meinen Sie, der Einbrecher hat einen
gezwitschert?“ fragte Klößchen.
    Helga schüttelte den Kopf. „Ich... muß
an was Schlimmeres denken.“
    Tarzan begriff. Rasch tauschte er einen
Blick mit Gaby. Auch sie wußte, was Helga meinte, und machte entsetzte
Kulleraugen.
    „Also, das halte ich für unmöglich“,
sagte Tarzan. „Wenn da jemand Gift reingetan hätte, das wäre... Das hätte mit
nachbarlicher Feindschaft nichts mehr zu tun. Das wäre ein Mordanschlag.“
    Helga fuhr herum und rannte zur Küche.
Dabei stieß sie mit der Hüfte gegen ihren Schreibsekretär. Die Erschütterung
warf das braune Briefpapier und die dazugehörenden Umschläge auf den Boden.
    Tarzan bückte sich, hob sie auf und
legte alles an seinen Platz zurück. Seine Freunde waren Helga in die Küche
gefolgt.
    Gerade überprüfte sie den Eisschrank.
    „Hier scheint alles unberührt zu sein.
Jedenfalls kann ich nichts feststellen. O Gott, ist das ein entsetzliches
Gefühl! Was soll ich nur tun? Das Gift kann sonstwo sein. Vielleicht in der
Zahncreme.“
    „Wenn mein Papi gleich hier ist“, sagte
Gaby, „wird er alles zur Untersuchung ins Kriminallabor geben. Dann haben Sie
bald Gewißheit.“
    Bedrückt setzten sie sich in den
Wohnraum. Selbst Oskar schien zu spüren, daß die unbekümmerte Fröhlichkeit des
Tages jetzt endgültig gestorben war. Er sah von einem zum andern, ließ sich von
Tarzan kraulen und legte dann den Kopf auf Gabys Knie.
    Immer wieder schüttelte Karl den Kopf. „Dieser
Harry Jocher muß ein Idiot sein“, meinte er schließlich. „Weiß der denn nicht,
daß er der einzige Verdächtige ist — seinen jüngeren Bruder mal ausgenommen.
Vielleicht lassen sich am Fenster — oder an den Flaschen Fingerabdrücke
feststellen. Dann wäre er dran. Dann ginge es wieder ab hinter schwedische
Gardinen. Aber diesmal für länger. Denn bei einem Vorbestraften drückt kein
Gericht mehr ein Auge zu.“
    „Wenn er Handschuhe getragen und alle
Spuren vermieden hat“, sagte Helga mit kläglicher Stimme, „wird es schwer oder
unmöglich sein, ihm was nachzuweisen. Ich glaube, die bringen mich doch noch so
weit, daß ich Lerchenbach verlasse.“
    Dazu sagte keiner was.
    Dann fragte Tarzan: „Angenommen, Sie
gingen hier weg — würde es Schwierigkeiten machen, das Grundstück zu verkaufen?“
    „Bestimmt nicht. Einen weiß ich mit
Sicherheit, der sofort zugreifen würde. Schon vor Jahren hat er meinem Vater
mal ein Angebot gemacht. Aber es war ein lächerlicher Preis — Erwin Jocher
zahlt nämlich immer nur wenig. Auch an Lohn für seine Angestellten. Großzügig
ist er nur zu sich selbst.“
    Tarzan nickte. „Kann mir schon denken,
daß ihm Ihr Besitz in der Nase steckt. Es würde sein Land zum Wald hin
abrunden. Ein Grund mehr für ihn, Sie aus dem Dorf zu vertreiben.“
    Helgas hübsches Gesicht war immer noch
blaß. Über den grünen Augen schien ein Schleier zu liegen. Ein kleiner Grashalm
hatte sich in ihr rotes Haar verirrt. Ihre Züge spiegelten Verzweiflung.
    Jeder der vier Freunde überlegte, wie
er sie trösten könne. Aber keinem fiel was ein. Alle Tatsachen sprachen
dagegen.
    Dann kam Kommissar Glockner.
    Er hatte einen Kollegen mitgebracht von
der

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