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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gemacht, oder so was Ähnliches, Herr Harburg?«
    »So weit ging die Frechheit nicht. Nein, sie haben mich – mich! – einen gestandenen Mann von Welt, als Ersatz für ihre dahingegangene Mutter auserkoren und es sich auf meiner wolligen Brust gemütlich gemacht.«
    »Neiiiin!« Ein Quiekser, dann brach Micki schallend lachend auf einem Stuhl zusammen. »Das ist … das ist …«
    »Affengeil?«
    Zwischen Glucksen und Lachen schnaubte Micki plötzlich: »Ach, sagen Sie doch Micki zu mir, bitte. Und einfach ›du‹, ja?«
    »Bist du bereit, mich Alex zu nennen?«
    »In guten und in schlechten Tagen? Nein!«
    »Nein?«
    »Nein. An deinen schlechten Tagen bist du weiterhin der Schorsch!«
    »Der wer? Warum zuckst du, Deba?«
    Reichlich unzusammenhängend erklärten wir Alex, wie er zu dem Titel »der Schorsch von nebenan« gekommen war.
    »Ich muss euch beiden nicht immer von meiner rosigsten Seite erschienen sein«, meinte er, ehrlich zerknirscht.
    »Na ja, es war etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das schleift sich ein, Herr Nachbar.«
     
    Er ging dann aber bald nach nebenan, und wir erledigten die anstehenden Arbeiten.
    »Mam, macht das was, wenn ich heute Abend zu Hause bleibe?«
    »Also, Micki! Du wohnst hier. Wie kommt’s, Krach mit Kevin?«
    »Nein, aber seine Eltern kommen heute wieder.«
    »Oh, ach so. Aber wenn du möchtest, kommt Alex auch nicht her.«
    »Du wohnst hier, Mam.«
    »Ach, Micki, was sind wir höflich zueinander!«
    »Ja, nicht? Und was ist mit dem Baum los? Das sieht mir nach einem heftigen Streit aus.«
    Ich erzählte es Micki, wenn auch nicht alle Einzelheiten.
    Wind und Regen hatten sich verzogen, und man munkelte von einem Zwischenhoch. Wahrhaftig, gegen Mittag kam die Sonne zwischen den regengrauen Wolken hervor, undein Blick über Terrasse und Garten bestätigte die schlimmsten Vermutungen. Meine Pflanzschalen waren voll Wasser oder umgekippt, die Rosen heruntergebrochen, Äste verstreut über dem Rasen, eine Reihe leerer Blumentöpfe war zerschellt.
    Ich zog meine ältesten Klamotten an, denn das roch nach feuchter Schmutzarbeit. Meine bandagierten Hände versteckte ich in dicken Gartenhandschuhen. Irgendwie würde es schon gehen. Zuerst sammelte ich die Äste ein. Das war in dem nassen Gras kein ganz reines Vergnügen, und die Handschuhe waren bald durchgeweicht.
    »Deba, warum sagst du nichts? Ich mache das für dich!«
    Alex stand auf seiner Terrasse und winkte mich herrisch zu sich. Ich begehrte nur ganz, ganz wenig auf. Gerade soviel, dass die Äste etwas leichter brachen, als ich sie in die Biotonne stopfte. Sehr praktisch. Dann ging ich zu ihm. Er hatte bereits Arbeitshandschuhe angezogen und stapfte zu mir herüber.
    »Ja, du könntest mir helfen, diese Schalen einzusammeln. Die sind tierisch schwer.«
    »Natürlich. Wohin damit?«
    »Hinter den Schuppen, denke ich. Dieses Jahr werde ich wohl nichts mehr anpflanzen. Ein Jammer um die Kräuter und Blumen. Aber da ist nichts mehr zu machen.«
    Micki war auch nach draußen gekommen und sammelte die Scherben der Blumentöpfe ein. Ich stand vor der Terrasseund gab Alex mit einem weitausholenden Winken an, wo ich die Schalen hin haben wollte, als plötzlich die scharfe Stimme aus dem Fenster von nebenan erklang.
    »Alex! Machst du heute den Lakaien für die Nachbarschaft?«
    »Uiii, Xenia in Aktion«, flüsterte Micki.
    Alex blieb ungerührt und kam zu mir zurück, um die nächste Schale zu holen. Als er uns den Rücken zudrehte, kam seine Schwester auf uns zu.
    »Die sieht ja aus wie die fleischgewordene Migräne«, war Mickis Kommentar, nicht sehr schmeichelhaft, aber treffend. Schwarz stand Xenia heute nicht. Ihr Gesicht schien fahl in der Sonne, die Augen waren gerötet.
    »Schlechte Nacht gehabt«, murmelte ich, und Micki ergänzte schamlos: »Oder einen schlechten Liebhaber.«
    »Alex, ich spreche mit dir!«, rief sie ihm hinterher. Er stellte ordentlich die Schale ab und kam dann mit großen Schritten auf sie zu.
    »Was ist, Xenia? Darf ich Frau McMillen nicht behilflich sein?«
    »Ihr bist du behilflich. Aber wenn ich mal deine Hilfe brauche, dann bist du auf Abwegen.«
    »Wann war ich auf Abwegen?«
    »Gestern. Und die ganze Woche. Nie bist du mal da. Nie für mich.«
    Micki und ich hätten aus purer Luft bestehen können. 
    »Komm, Xenia, spiel dich nicht so auf. Ich bin doch extra am Wochenende zurückgekommen.«
    »Ja und? Wo warst du heute Nacht?«
    »Du warst doch nicht zu Hause, als ich kam. Ich habe dir einen Zettel

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