Hexenkatze - Roman
Pferdchen. Spann an, Schorsch!«
Es wurde ein sehr heiterer Abend. Micki benahm sich, obwohl eingeschüchtert von der vornehmen Umgebung des Restaurants, vorbildlich, und ihre hin und wieder durchbrechende Unsicherheit machte sie nur noch liebenswerter. Wir nahmen nach dem Essen noch einen Drink in der Bar, was sie besonders zu entzücken schien, dann fuhren wir wieder nach Hause.
»Magst du noch auf ein Glas Wein zu uns kommen, Alex?«, fragte ich, als er uns galant die Tür geöffnet hatte.
»Gerne.«
»Ja, und ich … äh … also, ich gehe dann jetzt zu Bett, Mam. Vielen Dank für das tolle Essen, Alex.«
»War mal was anderes als das trockene Brot, das du hier sonst so bekommst.«
»Irgendwie schon. Es hat mir viel Spaß gemacht. Gute Nacht.«
»Mir auch, Michaela. Vielen Dank für deine Begleitung. Und gute Nacht, Mausebärchen.«
»Das zweite Mal, Mam, hast du gehört!« Sie gab ihm noch einen lächelnden Kuss und hüpfte, jede Würde vergessend, pfeifend die Treppe hoch. Alex sah ihr mit einem seltsamen Blick hinterher.
»Zauberhaft. Wie hast du das hingekriegt?«
»Sie hat gute Anlagen. Das ist nicht mein Verdienst.«
»Na, ich glaube doch.«
Ich holte die beiden letzten Überlebenden der Kristallnachtaus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Alex goss uns den kühlen Chablis ein.
»Edle Gläser hast du da, Deba. Mir gefallen diese schlichten Formen.«
»Tja, das war mal ein ganzes Set. Aber bis auf diese zwei habe ich alle bei einem Unfall verloren.«
»Schade.«
»Ja, denn sie waren ein Geschenk meines Vaters.«
Mein Bedauern muss wohl noch mitgeschwungen haben bei dem Bekenntnis.
»Dein Vater ist sicher kein einfacher Mensch, Deba, aber ich glaube, er schätzt dich sehr. Wir haben uns lange unterhalten, neulich. Ich vermute mal, er kann dir seine Zuneigung nicht besonders gut zeigen, was?«
»Doch, kann er schon. Aber er wählt oft die falschen Mittel. Aber du hast schon recht, ich bin da besser dran als du.«
»Komm, lass uns die Vergangenheit in ihrem Grab ruhen lassen.«
Wir tranken schweigend, jeder von uns seinen Gedanken nachhängend. Vielleicht in der Vergangenheit, vielleicht auch in der Zukunft. Und als die Gläser geleert waren, stand Alex auf.
»Ich gehe jetzt besser, es ist schon nach Mitternacht.«
»Wenn du möchtest.«
»Ich möchte nicht.«
»Aber?«
»Micki ist doch hier.«
»Sie schläft aber nicht auf meiner Bettkante.«
»Ich weiß nicht …«
»Aber sie weiß.«
Er gab sich einen kleinen Ruck, doch dann hatte ich das exquisite Vergnügen, einen gut angezogenen Mann ausziehen zu dürfen. Und dieses Vergnügen war nicht ausschließlich einseitig.
In dieser Nacht träumte ich wieder einen seltsamen Traum.
Die Schwärze des Universums war absolut. Kein Gestirn durchbrach mit seinem Schein tröstend die Dunkelheit. Nichts existierte, nichts war.
Ich schwebte in dem Nichts, nichts hörend, nichts sehend, nichts fühlend.
Doch dann erschien ein Fünkchen, ein kleines, fernes Licht. Es kreiste langsam auf mich zu, wurde heller und schneller. Es begann einen Schweif hinter sich herzuziehen, einen Kometenschweif weiterer funkelnder Lichter.
Und in der Wolke aus Sternenstaub formten sich Arme und Beine, ein Leib mit schweren Brüsten und einer schmalen Taille.
Die vielarmige Gestalt bewegte sich, tanzte zu einem fernen Rhythmus, zu einer tonlosen Melodie.
Ich konnte fühlen, ich konnte hören. Und als ich aufsah, erkannte ich das Gesicht der schwarzen Göttin, die in einem ekstatischen Tanz
durch die Weiten wirbelte. Ihre Füße stampften auf den Körpern der Dämonen, die sich in schrecklichen Fratzen unter ihr wanden.
Diesmal war die Rückkehr leichter, weniger dramatisch. Ich war wach und bei mir, bevor Alex die Augen aufschlug.
Leider musste er am Sonntag schon früh fortgehen.
»Ich fliege um kurz nach eins, Deba, und vorher muss ich mich noch ein wenig um mein Gepäck kümmern. Man verlangt diesmal von mir feinen Zwirn und gebügelte Hemden, nicht den Blaumann eines Bauarbeiters«, spöttelte er.
Ich widerstand meinem ersten Impuls, ihm anzubieten, sich des Bügelns seiner Hemden anzunehmen. In einer lockeren Romanze hat Hausarbeit keinen Platz. Also verabschiedete ich ihn mit heiterem Gesicht und widmete mich einer exzessiven Körperpflege, bis Micki mich aus der Wanne scheuchte.
Die kommende Woche entwickelte sich zu einer Geschenkorgie. Es begann damit, dass Agnes mir am Montag nach dem Training einen Schlüsselanhänger in die
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