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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Hand drückte.
    »Hier, den habe ich bei meinen Sachen gefunden. Ich kann mit Edelsteinen nicht besonders viel anfangen, aber bei dir mag das anders sein.«
    Es war ein milchiger Rosenquarz, nichts Kostbares, ein Handschmeichler von angenehmer Oberfläche. Auf einer Seite war ein fünfeckiger Stern eingeritzt, und an einem kurzenKettchen hing ein ganz normaler Schlüsselring. Ich freute mich darüber, auch wenn ich ebenfalls keinen besonderen Draht zu Edelsteinen hatte. Manche Menschen schwören ja auf die Strahlung der Kristalle, tunkten die Steine in Wasser und heilten damit sämtliche Leiden. Ich konnte eigentlich nur der Schönheit der Edelsteine einen ästhetischen Genuss abgewinnen. Aber das ist Ansichtssache eines jeden einzelnen.
    Am Dienstag stand ein funkelnagelneues Fahrrad vor der Tür, ein Rolls Royce unter den Bikes. Mit freundlichen Empfehlungen von Herrn Mahler und der Nachfrage nach meinem Befinden. Ich antwortet angemessen begeistert, schlug aber die Einladung zum gemeinsamen Essen aus Zeitgründen diesmal aus. Immerhin nicht endgültig – man muss sich Türchen offenhalten.
    Am Mittwoch fand ich ohne Beipackzettel eine Lieferung von Weingläsern vor. Der Absender hingegen war so klar wie das Kristall. Darüber allerdings freute ich mich mehr als angemessen.
    Und das vierte Geschenk, das am Freitag erschien, versetzte mich in Staunen. Ich kam nachmittags von Schmitt & Mahler nach Hause und fand eine Kollektion erstklassiger Jogging- und Aerobic-Schuhe vor. Nicht, dass ich die nicht brauchen konnte – es waren die neuesten Modelle aus USA –, es war der Überbringer dieser Gabe, der mich überraschte. Ich hörte aus dem Wohnzimmer, wie sich Micki miteinem Besucher unterhielt. Und zwar eindeutig in amerikanischem Idiom. War die Welt verrückt geworden?
    Jerry hatte sich in den letzten Jahren wenig verändert. Er war noch immer schlaksig, jetzt aber in ungewohnter Business-Kleidung. Ich hatte ihn nur in Uniform, Jeans oder Sportkleidung erlebt.
    »Guck mal, wer da ist!«, grinste Micki.
    »Jesus auf Rollen«, entfuhr es mir.
    »Hi, Deba!« Er war aufgestanden und kam breit grinsend auf mich zu. »Surprise, surprise!«
    »Wie du sagst! Was führt dich her?«
    Ich war automatisch steif geworden. Da gab es noch immer ein paar unaufgeräumte Ecken in meiner persönlichen Bewältigungsschublade.
    »Soll ich sagen, die Sehnsucht nach Frau und Kind?«
    »Besser nicht, Jerry. Wir wollen glaubhaft bleiben.«
    »Du siehst mich nicht gerne hier?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Aber, Mam, er ist mein Daddy.«
    »Sie sagt es.«
    »Dann bist du ja gebührend herzlich willkommen geheißen worden.«
    »Von ihr schon. Und du?«
    »Wir haben vor ein paar Jahren das Thema, glaube ich, erschöpfend behandelt. Von meiner Seite aus hat sich da nichts geändert.«
    »Schade eigentlich. Du siehst gut aus, Deba. Hast du einen Freund?«
    »Ich gebe dir das Kompliment zurück. Die Frage behalte ich mir aus Höflichkeit vor.«
    »Sophisticated!«
    Ich antwortete nicht, sondern zog die Jacke aus und hängte sie sorgfältig über einen Bügel an der Garderobe.
    »Du machst doch noch Sport?«
    »Ja, mache ich.«
    »Ich hab euch ein paar Schuhe mitgebracht. Mein Job, jetzt.«
    »Was, Schuhverkäufer?«
    »So ähnlich. Vertreter eines Konzerns. Es ist Messe, und wir wollen in Europa Fuß fassen. Mein Job eben.«
    »Gratuliere.«
    »Nicht schlecht bezahlt, Deba. Wirklich nicht. Ich habe ein Haus.«
    »Ich auch, Jerry.«
    »Ja, das sehe ich. Brauchst du Geld?«
    »Nein.«
    »Sei doch nicht so zugeknöpft, Deba.«
    »Jerry, du tauchst hier aus dem Nichts auf und machst seltsame Angebote. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, mein Leben in eine vernünftige Form zu bringen. Und in diesem Leben ist jetzt kein Platz mehr für dich.«
    »Wir sind aber noch verheiratet.«
    »Wir haben ja auch noch ein Kind.«
    Micki hatte die ganze Zeit still zugehört, hatte nur ihre Augen von dem einen zum anderen schweifen lassen, als ob sie die Strömungen erkennen wollte, die unausgesprochen zwischen uns flossen.
    »Mam, er hat mich gebeten, mit nach Amerika zu kommen.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht.«
    »Nicht nur Micki, Deba.«
    Ich schüttelte traurig den Kopf. Zwei Jahre früher, vielleicht vor einem Jahr noch. Ja, vielleicht sogar noch vor wenigen Wochen hätte ich über dieses Angebot ernsthaft nachgedacht. Aber jetzt? Zugegeben, Jerry übte noch immer einen gewissen Reiz auf mich aus. Sein Zauber war in all den Jahren nicht erloschen. Und

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