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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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als er jetzt zu mir kam und mich in die Arme zog, fiel es mir schwer, mich zu wehren.
    »Zu überraschend, ja. Ich verstehe das. Ich bin drei Wochen in Europa, Deutschland, Belgien, Frankreich, Schweiz, zuletzt noch einmal Deutschland. Du hast Zeit zum Nachdenken, Deborah.«
    Ich nickte. Ja, die hatte ich.
    Es klingelte und Micki stürmte zur Haustür. Sie kam mit Alex zurück, einen unergründlichen Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Oh, Deba, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.«
    »Hallo, Alex. Das ist Jerry McMillen, Mickis Vater.«
    Jerry grüßte und fragte zu mir gewandt: »Dein Freund?« Ehe der Hahn dreimal krähte, sagte ich: »Unser Nachbar, Alexander Harburg.«
    »Ruf mich später noch mal an, Deba. Ich will nicht stören.«
    Sprach’s und schlug die Tür hinter sich zu.
    Jerry sah ihm nach und mich dann lange an.
    »Ein starker Mann. Er wird dich halten können.«
    »Jerry …«
    »Mein Angebot steht trotzdem. Und ich habe eine Bitte, Deba. Ich bin dieses Wochenende frei und möchte gerne mit meiner Tochter irgendwo hinfahren, wo sie Spaß hat. Euro-Disney, Paris, London, irgendwas.«
    Warum tat es mir so weh, dass Mickis Augen strahlend bettelten?
    »Ja, nimm unser Kind mit. Aber pass auf sie auf, Jerry. Lauf, Maus, pack deinen Koffer.«
    Als sie draußen war, meinte Jerry in selten einfühlsamer Stimmung: »Das fällt dir nicht leicht, was, Deba?«
    »Nein. Ich möchte sie nicht verlieren. Sie ist ein Teil meines Lebens.«
    »Sie ist auch ein Teil von mir. Vergiss das nicht.«
    »Ja, aber du hast dich sehr wenig um sie gekümmert.«
    »Und um dich auch zu wenig. Habe ich denn gar keine Chance mehr?«
    Ich ging zum Fenster und sah mit durcheinanderwirbelnden Gefühlen aus dem Fenster. Was hatte ich vor wenigen Tagen noch gedacht? Türchen offen halten! Ich war mir so wenig sicher, so hilflos gefangen in einem Netz, dessen Maschen ich nicht sehen konnte.
    »Deba, ich deute dein Schweigen so, dass du doch noch nachdenken willst.«
    Jerry hatte sich hinter mich gestellt und legte jetzt den Arm um meine Schultern. Ich wehrte ihn nicht ab, ich ließ sogar zu, dass er mich an sich zog und zärtlich küsste.
    Nein, der Zauber war noch nicht gebrochen.
    Aber Mickis Gesicht zeigte eine sonderbare Qual, als sie uns so entdeckte. Sie fing sich jedoch schnell und zeigte auf die weiße Spitzenbluse in ihrer Hand.
    »Darf ich die mitnehmen?«
    »Natürlich, Mausebärchen.«
    »Und schreibst du mir für Montag eine Entschuldigung?«
    »Sicher. Du wirst grässliche Kopfschmerzen haben!«
    »Beschrei’s nicht, Mam!«
    »Natürlich nicht. Ich will dir doch den Spaß nicht verderben.«
    Bald darauf verabschiedete ich Vater und Tochter und blieb verwirrt und unglücklich zurück.
    Es wurde langsam dunkel, aber ich saß noch immer, ohne mich zu rühren, im Sessel und ließ die Dämmerung über mich kommen. Sie entsprach meiner Stimmungslage. Nachder Trennung von Jerry hatte ich mir eigentlich geschworen, mich nie wieder tief emotional zu binden. Es gab Wunden, die musste man sich nicht freiwillig zufügen. Der Vorsatz hatte auch lange angehalten. Aber Alex hatte eine Bresche in die Mauer geschlagen. Und ich hatte bei ihm meinen Widerstand aufgegeben, meine Verletzlichkeit war zutage getreten. Er konnte mich verwunden, ohne dass ich wusste, ob er auch ein Heilmittel für diese Verletzungen hatte.
    Die Dämmerung war in Dunkelheit übergegangen. Ich stand auf und streifte durch mein leeres Haus. Fühlte mich einsam ohne Micki. Nachdenklich nahm ich einmal Alex’ Schlüsselbund auf und erwog, zu ihm zu gehen, aber dann, wankelmütig wie ich war, blieb ich doch zu Hause und machte mir ein Hungertuch zum Abendessen.
    Samstag war Alex’ Wagen fort. Ich arbeitete fleißig in meinem stillen Haus, schrecklich ungestört durch jugendliches Geplauder.
    Erst gegen Abend sah ich, dass Alex’ Wagen wieder vor der Tür stand. Xenia hatte ich die ganze Woche nicht gesehen, aber das lag vermutlich an ihren exotischen Arbeitszeiten. Auf sie erhaschte ich kurz vor sieben einen Blick, als sie die Straßen hinunterstakste.
    Um acht Uhr hielt ich es dann doch nicht mehr aus. Ich nahm den Schlüsselbund, an dem Rosenquarz baumelte und an dem auch Alex’ Schlüssel hing. Er besaß inzwischen auch meinen Zweitschlüssel. Es war ein Zeichen meines Entgegenkommensund Vertrauens, dass ich ihn bei ihm deponiert hatte.
    Ich klingelte bei Alex.
    Nichts rührte sich.
    Ich wartete, drückte noch einmal auf den Klingelknopf.
    Noch immer nichts. Sein Auto

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