Hexenkatze - Roman
berührte sacht die Stelle zwischen seinen dunklen Brauen.
»Konzentriere dich auf das Licht, das du dort siehst. Ruhig weiter atmen. Siehst du das Licht?«
»Ja, wirklich.«
»Wunderbar, Alex. Entspanne dich. Das Licht wächst. Das Licht formt sich. Siehst du eine Form?«
»Es … es ist neblig, nein, es hat Spitzen.«
»Ja, weiter. Lass es deutlicher werden.«
»Es sieht aus wie ein verschwommener Stern. Seltsam.«
»Ganz hervorragend. Es ist ein Stern. Wird er deutlicher?«
»Ja. Das ist unglaublich. Das ist ein Pentagramm.«
»Sagenhaft. Du kennst das. Behalte es vor deinem inneren Auge. Welche Farbe hat es?«
»Es ist weiß … nein, rosa. Es hat einen rosa Kranz.«
Ich beugte mich vor und küsste ihm sanft die geschlossenen Augen.
»Öffne ganz langsam die Augen, Alex.«
Zaghaft hob er die Lider.
»Ein Stein mit einem Pentagramm. Deba, ich kann ihn sehen.«
»Ja, so sieht es aus.«
»Ich kann dich auch sehen. Großer Gott, hatte ich eine Angst.«
Er zog mich zu sich und hielt mich so fest, dass ich fast keine Luft mehr bekam.
»Was hast du gemacht? Mich hypnotisiert oder so etwas?«
Das mochte als Erklärung gelten. Ich gab ihm eine weitere.
»Ach, nur ein kleiner, ganz gewöhnlicher Zauber«, sagte ich mit einem leisen Lachen.
»Zwei Zauberküsse und dein Parfüm. Eine vielleicht ungewöhnliche, aber sehr wirksame Therapie.«
»Was hat das Parfüm damit zu tun?«
»Daran habe ich dich erkannt, als du hereinkamst.«
»Hätte es jemand anderes sein können? Wie wahllos verteilst du Haustürschlüssel?«
Er hatte sich aufgesetzt und fuhr mit dem Finger das Pentagramm nach.
»Nicht wahllos. Es hätte Xenia sein können, und der hätte ich mich in einer solch hilflosen Situation nicht gerne gezeigt.«
»Mh. Ich denke, du hast dir in der letzten Zeit ein bisschen viel zugemutet, körperlich und geistig. Dein Job ist nicht ganz leicht. Xenia ist ein Problem. Und dann kommen auch noch so kleine Verwicklungen in der Nachbarschaft dazu. Das kann einen Härteren umhauen als dich.«
»Glaubst du?«
»Na, zieh mal einen Strich unter die letzten zwei Monate, Alex.«
»Es ist nicht ganz leicht, eine Schwäche zuzugeben. Wie du selbst weißt.«
»Nein, aber irgendwann kommt der Punkt, wo einem das Heft aus der Hand genommen wird. Wie diesmal.«
Alex setzte sich auf und rieb sich die Augen.
»Danke, Deba. Ich war ein wenig irritiert, am Freitag. Ich wusste nicht, dass du noch Kontakt zu Mickis Vater hast.«
»Habe ich auch wenig, er tauchte ganz urplötzlich hier auf. Jetzt ist er mit Micki über das Wochenende fortgefahren. Das fällt mir auch nicht leicht.«
»Aber Micki hängt doch an dir.«
»Jetzt ja. Aber es stand schon mal ziemlich auf der Kippe, weißt du. Jerry war immer, hin wie her, ein faszinierender Vater für sie. Und jetzt hat er ihr angeboten, mit ihm nach Amerika zu kommen. Das ist für ein Mädchen ihres Alters ein verlockendes Angebot.«
»Ja, das verstehe ich. Aber hast du nicht das Sorgerecht für sie?«
»Es gibt kein Sorgerecht, Alex. Jerry und ich sind verheiratet. Er kann jederzeit Micki besuchen und – wenn er sie überredet – auch mitnehmen.«
Alex starrte mich einen Moment lang perplex an.
»Du bist noch verheiratet?«
»Ja. Wir sahen keinen Grund zur Scheidung. Aber Jerry zog es zurück nach USA, mich hingegen nicht.«
»Das darf doch nicht wahr sein!«
»Doch. Es hat Vorteile für Micki, wenn sie sich einmal entscheiden wird, wo sie hingehen will, nicht wahr?«
»Und für dich auch. Ja, das ist mir jetzt sehr klar geworden.«
»Alex, was bist du denn so bitter?«
»Deba, es gibt auch ein paar Grundsätze, nach denen ich lebe. Und dazu gehört auch, mit einer verheirateten Frau kein Verhältnis anzufangen. Das führt mit tödlicher Konsequenz zu Schwierigkeiten.«
»Vermutlich aus eigener Erfahrung gelernt, was?«
»Nimm es an.«
»Na gut, das war’s dann also.« Ich fühlte mich wie in Eiswasser getaucht. »Ich gehe nach drüben. Schönen Abend noch!«
Ich schnappte meinen Schlüsselbund und eilte aus dem Haus, noch immer völlig gefühllos. Erst als die Tür hinter mir zufiel, bemerkte ich, dass ich den Zweitschlüssel bei ihm vergessen hatte. Aber jetzt mochte ich nicht mehr zurückgehen.
Soviel zum Türchen offen halten.
Micki war bei Jerry, der von überzeugender Überredungsgabe sein konnte, und Alex stieß mein verheirateter Status so ab, dass er ein »Verhältnis« mit mir ablehnte. Das hast du gut gemacht, Deba! Bleibt dir natürlich
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