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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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noch Mahler. Aber der war eigentlich nicht mein Fall. Natürlich konnte ich auch wieder mit Jerry zusammenleben. Vielleicht würde es jetzt besser gehen. Er schien sich gefangen zu haben, war reifer geworden. Und seine körperliche Anziehungskraft auf mich wirkte ja auch immer noch. Aber war das ein Fundament, um mein derzeitiges Leben aufzugeben? Mein Haus, meine Selbständigkeit, meine Freunde?
    Und meine Hoffnung?
    Blieb noch das Leben, das ich fünf Jahre lang geführt hatte. Vielleicht aber ohne Micki.
    Ich saß in meinem dunklen Zimmer und biss mir auf die Fingerknöchel. Man gewöhnt sich so leicht an die angenehmenDinge. Ihr Verlust schmerzt umso mehr, je größer die Illusionen waren. Warum nur hatte ich das schützende Mäntelchen so fadenscheinig werden lassen?
    Ich mochte nichts lesen, nicht fernsehen, keine Musik hören. Ich schlich ins Bett und hielt Holly und Misty in meinen Armen. Das Katzenpärchen schnurrte beruhigend. Und es gelang mir wirklich, darüber einzuschlafen.
     
    Was war der Sonntag für ein leerer Tag! Zu feucht, um mir mit den Skates die Lunge aus dem Hals zu laufen, zu klamm für eine größere Fahrradtour. Ich zwang mich zur Arbeit, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab.
    Schließlich hatte ich die Nase voll davon und fuhr auf gut Glück zu Agnes. Sie war nicht da. Katharina mochte ich nicht stören, sie brauchte ihre Wochenenden mit ihrem Mann, sie sahen sich selten genug. Das Studio hatte nachmittags zu, sonst hätte ich mich wenigstens auf die Sonnenbank legen können. Manchmal vertreibt an dunklen Tagen das grelle Licht die niederdrückendsten Stimmungen.
    Ich fuhr wieder nach Hause. Registrierte, dass Alex’ Auto nicht vor der Tür stand. Ich registrierte auch, dass ich Hunger hatte, war aber zu träge, um mir etwas zu essen zu machen. Ich spielte mit den heiligen Mysterien, was mich zumindest ein kleines bisschen aufheiterte. Die Kätzchen waren mit ihren neun Wochen so quirlig und neugierig, dass sie kaumim Zaum zu halten waren. Sie jagten alles, was ihnen unter die Pfötchen kam, Papierschnipsel, herabgefallene Blätter, die Fellmaus, die Micki und ich für sie gekauft hatten, meine nackten Zehen und die eigenen Schwänzchen. Und wie tobende Kinder fielen sie dann ganz plötzlich auf ihrer Decke um und schliefen, die Pfoten liebevoll umeinander geschlungen. Ich beobachtete sie, und meine ganze Liebe, mit der ich jetzt nicht mehr wusste, wohin, übertrug sich auf die kleinen Tiere.
    Schließlich machte ich mir doch noch ein Brötchen, und um die Zeit totzuschlagen, verzehrte ich es vor dem Fernsehgerät, das mich mit einer hochgradig dümmlichen Talkshow berieselte. Dann hüllte ich mich in mein wärmstes, längstes Nachthemd, nicht schön, aber tröstlich, und kuschelte mich in mein kühles Bett.
    Ich war in einen Schlaf mit wirren Träumen gefallen, die sich alle um sinnloses Wählen von Telefonnummern drehten und mich schrecklich frustrierten, als ich plötzlich durch einen leisen Laut erwachte. Schritte auf der Treppe, eindeutig. Ich war hellwach, die Furcht schnürte mir die Kehle zu. Einbrecher?
    Ja, ein Einbrecher. Ein großer, breitschultriger Einbrecher, der sich sacht auf meine Bettkante setzte.
    »Du bist wach?«
    »Ich rechnete eben mit einem Überfall.«
    »Du hattest deinen Schlüssel bei mir vergessen.«
    »Keine gute Leistung. Ich werde alt. Aber du hast mich wirklich erschreckt.«
    »Verzeih. Ich wollte dich vorsichtig wecken.«
    »Warum? Brennt das Haus?«
    »Nein. Aber ich … ich, nun ja, ich habe ein paar Prinzipien verbrannt. Ausgemacht dumme Prinzipien.«
    »Etwa solche, die sich um verheiratete Frauen drehen?«
    Das war es wohl, warum ich die Hoffnung nicht ganz hatte aufgeben können. Und nach mehr als vierundzwanzig Stunden wurde mir endlich wieder warm.
    »Insbesondere solche, die sich um eine ganz bestimmte Frau ranken. Ich bin wahrscheinlich zu alt geworden, Deba. Ich brauche zu lange, um mich an unbekannte Situationen zu gewöhnen.«
    »Dann solltest du ein bisschen trainieren. Auch im hohen Alter kann man durch gewissenhaftes Üben noch eine akzeptable Leistung erbringen.«
    »Du spöttelst schon wieder, Deba. Könnte es sein, dass du mir nicht allzu böse bist?«
    »Ich denke gerade darüber nach. Du schuldest mir zumindest einen verdorbenen Sonntag.«
    »Ich werde mich bemühen, das wieder gutzumachen. Übrigens, der Sonntag ist noch nicht ganz vorüber. Es ist erst halb zwölf.«
    »Du meinst, da könnte man noch etwas

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