Hexenkatze - Roman
Gesellschaft.
»Dir fehlen diese Ohren, die man nach hinten drehenkann, Micki. Dann würdest du besser hören, wenn deine Mutter kommt.«
»Das brauche ich nicht zu hören, das rieche ich.«
»Oh, ich weiß, dass ich verschwitzt bin. Aber so drastisch brauchst du mir das doch nicht unter die Nase zu reiben.«
Micki kam auf zwei Beine, die hinteren, um genau zu sein, und zwinkerte mir zu.
»Wenn die nach deiner Stunde alle so süß duften, solltet ihr die Gebühren erhöhen. Nee, ich erkenne dein Parfüm. Ich mag das.«
»Ob ich davon zu viel verwende? Alex hatte mich daran ja auch schon erkannt.«
»Nein, das ist es nicht, es passt nur so unheimlich gut zu dir. Das … das war etwas, das mir gefehlt hat.«
»Eigenartige Verlustgefühle entwickelst du. Aber jetzt möchte ich mich ziemlich hurtig duschen, mir wird langsam kalt bis auf die Knochen.«
Anschließend setzte ich mich zu meiner Tochter und ließ mir berichten, was sie erlebt hatte. Es war Euro-Disney. Und Micki war nicht begeistert.
»Nur Nepp, Mam. Okay, ein paar spektakuläre Sachen gibt’s schon, aber alles in allem ein Riesenrummelplatz. Anstehen an jeder Veranstaltung, nur Plastikfutter, Millionen von drängelnden Menschen. Und Daddy fand das himmlisch. Ich kam mir vor, als wäre ich hundert.«
»Er hat sich ein kindliches Gemüt bewahrt.«
»Nennt man das so? Dann bin ich schon lange kein Kind mehr. Ich mag diese nachgemachte Wirklichkeit nicht.«
»Tja, man sieht überall die Schweißnähte und die Kabelschächte, wenn man genau hinschaut, nicht? Und dann ist man ernüchtert.«
»War er schon immer so? Ich meine, Daddy?«
»Ja. Das ist einer der Gründe, warum ich damals nicht mit ihm mitgehen wollte. Er hat eine Neigung dazu, sich in eine künstliche Welt zurückzuziehen, in der es keine Kanten, keine Abfälle, keine Schmuddelecken gibt, die man beseitigen muss. Schöne heile Plastikwelt.«
»Das klingt ja richtig bitter. Das hast du mir gegenüber noch nie so gesagt.«
»Nein, und ich sollte es auch jetzt nicht tun. Aber du hast jetzt, nach einer gewissen Zeit und ein bisschen über das Kinderalter hinaus, ihn noch einmal kennengelernt. Und für mich hörte sich das so an, als ob du sehr klarsichtig bemerkt hast, worin der Grund liegt, dass ich mit ihm nicht zusammenleben kann.«
»Aber du konntest es einmal.«
»Ja. Ich war auch mal ein kindliches Gemüt. Und da war er bezaubernd. In gewisser Weise ist er es noch.«
»Und du willst sagen, du bist jetzt älter geworden, aber er ist geblieben, wie er war.«
»Nicht ganz, nur ich bin wohl schneller gealtert als er.«
»Vielleicht hat es nichts mit Alter zu tun, Mam. Denn ichbin auch … über ihn hinausgewachsen?«, formulierte sie probeweise.
»Ja, wir sind – auseinandergewachsen.«
»Trotzdem hab ich ein schlechtes Gewissen. Er hat sich so angestrengt. Ich glaube, er möchte wirklich gerne, dass wir wieder zusammen sind.«
»Das gehört zu seiner heilen Welt dazu, denke ich. Er will es nicht wahrhaben, dass ich mich geändert habe.«
»Mhhh.«
Micki zog die Beine unter sich und setzte sich Holly auf die Schulter, die mit Begeisterung in ihren Löckchen wühlte.
»Und dann … dann ist da noch der Schorsch von nebenan«, sagte sie leise. Und sah mich durchdringend an: »Das war nicht fair, wie du Alex vorgestellt hast. ›Das ist nur der Nachbar!‹ Platsch! Peng!«
Sie war richtiggehend empört.
»Ich habe nicht gesagt ›nur der Nachbar‹!«
»Aber so hat’s geklungen. Was ist denn nun mit dir und Alex? Ist er der Nachbar, oder ist er dein Freund?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich meiner minderjährigen Tochter diese Frage erschöpfend beantworten muss.«
»Hör auf, so mit den Begriffen rumzujonglieren. Ich weiß, dass er auch dein Liebhaber ist. Aber das ist so … so … so vergänglich.«
»Sprach die alte, lebenserfahrene Dame!«
»Mam, hör auf, so um den Pott zu reden. Ich hab auchalles erzählt. Und ich hab mir in den letzten drei Tagen ein paar komische Gedanken gemacht.«
»Liebe Michaela, ich bin noch mit Jerry verheiratet. Was glaubst du wohl, was mit Alex sein kann. Wir haben, wie er es so richtig bezeichnete, ein Verhältnis.«
»Du könntest dich scheiden lassen.«
»Und? Was würde das ändern?«
»Du könntest Alex heiraten.«
»Wenn ich das wollte und vor allem, wenn er das wollte, meine Liebe. Der Knackpunkt an der Sache ist, dass ich bezweifle, ob er diesen Wunsch hegt.«
»Dann bring ihn doch dazu, den Wunsch zu haben!«
Ich sah
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